Zehntausende Stellen im öffentlichen Dienst unbesetzt
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Nur noch 0,6 Arbeitslose kommen in Niedersachsen auf eine unbesetzte Stelle in der Verwaltung.
© Quelle: dpa
Hannover. Der Fachkräftemangel in Deutschland wirkt sich zunehmend auf den öffentlichen Dienst aus. Vor allem Flächenländer wie Niedersachsen sind stark betroffen. Nach Angaben des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes (NSGB) sind landesweit zehntausende Stellen bei den Kommunen nicht besetzt. „Das Problem wird immer massiver“, sagte Verbands-Sprecher Thorsten Bullerdiek der HAZ. „Wir brauchen aktuell nicht nur Ingenieure, technische Sachbearbeiter, Bademeister und Verwaltungskräfte.“ Großer Mangel herrsche auch bei Erziehern für Kindertagesstätten und in den Pflegeberufen in Krankenhäusern.
Studie alarmiert die Kommunen
Der NSGB beruft sich auch auf eine Prognose der Prüfgesellschaft PWC, nach der bis zum Jahr 2030 rund 816.000 Stellen im öffentlichen Sektor nicht besetzt sein könnten. Der öffentliche Dienst sei damit die „Branche“ mit dem größten Fachkräftemangel überhaupt, heißt es in der Studie. Betroffen seien Rathäusern, Bürgerbüros oder auch andere kommunale Einrichtungen. Nach der Studie fehlen rund 151.000 Verwaltungskräfte in den Kernbereichen des öffentlichen Dienstes. Hinzu kämen 194.000 Fachkräfte bei lehrenden Berufen.
PWC erwartet für den ländlichen Raum in Niedersachsen und in vielen anderen Flächenländern ein „überproportionales Absinken das Fachkräftepotenzials“ – mit Ausnahme der Boomregionen im westlichen Niedersachsen. Die Städte seien weniger betroffen. Der NSGB sieht aber vor allem bei den Pflegeberufen und der Kindererziehung ein flächendeckendes Problem.
Arbeitsagentur bestätigt den Mangel
Auch die Bundesagentur für Arbeit bestätigt: Stellenbesetzungen werden inmitten eines mittlerweile europaweiten Kampfes um fachkundige Mitarbeiter zunehmend schwieriger. Da selbst Verwaltungsmitarbeiter aber auch in der freien Wirtschaft beschäftigt sein könnten, hat die Agentur keine konkreten Zahlen für Berufe in den einzelnen Ämtern oder kommunalen Fachbereichen. Sie stellt allerdings fest: „Bei den Berufen in der öffentlichen Verwaltung ohne Spezialisierung standen im September 2013 noch 302 Arbeitslose 187 freien Stellen in Niedersachsen gegenüber.“ Statistisch betrachtet wären das 1,6 Arbeitslose pro freie Stelle gewesen.
Dieses Verhältnis habe sich mittlerweile jedoch drastisch geändert. „Aktuell sind es 270 Arbeitslose und 481 Stellen - also nur noch 0,6 Arbeitslose pro Stelle“, erklärte eine Sprecherin der Arbeitsagentur für Niedersachsen und Bremen. Befeuert wird diese Ausgangslage durch den demografischen Wandel, die boomende Wirtschaft, die niedrigste Arbeitslosenquote seit Jahren sowie Konkurrenz unter Arbeitgebern.
Im Wettbewerb behaupten
Nach Einschätzung des NSGB wird es in den nächsten Jahren daher für die Kommunen darauf ankommen, sich im Wettbewerb um Fachkräfte zu behaupten. Sie müssen dringend in mehr Personal investieren und vor allem auch die Arbeitsbedingungen verbessern. Die Gehaltsstrukturen müssten verbessert, leistungsstarke Leute entsprechend bezahlt werden, sagte Bullerdiek. „Der Staat muss sich auch auf der Ideen-Expo in Hannover im kommenden Jahr präsentieren.“
Von Marco Seng