Google-Suchtrends könnten bei Corona-Prognose helfen
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/KKGKXI63QJHDHEL5VT7OILAYYE.jpeg)
Ein Datenexperte hat die Google-Trends in Bezug auf die Corona-Ausbreitung untersucht.
© Quelle: Matt Rourke/dpa
Viele Ärzte warnen davor: Ungeduldige Patienten geben ihre Symptome gerne in die Google-Suche ein und erhoffen sich so eine erste Diagnose. Wovon sonst eher abgeraten wird, könnte jetzt ein nützliches Tool zur Aufspürung von Corona-Infektionen sein. Denn mithilfe von Google-Trends lässt sich nachverfolgen, in welchen Regionen welche Begriffe besonders häufig gesucht werden.
Datenwissenschaftler Seth Stephens-Davidowitz schreibt in einem Gastbeitrag für die “New York Times”, wie die Daten genutzt werden könnten. Werden in einer Gegend verstärkt entsprechende Symptome wie etwa “Ich kann nichts riechen”, “Fieber” oder “trockener Husten” gegoogelt, so könnte dies Aufschluss über eine starke Verbreitung des Virus bedeuten. Bei besonders betroffenen Gebieten wie Italien oder mehreren US-Bundesstaaten habe der Datenexperte einen Anstieg entsprechender Suchanfragen feststellen und einen Zusammenhang zwischen der Zahl der Fälle und den Google Trends ausmachen können.
Hohe Dunkelziffer in Ecuador vermutet
Diese Methode sei vor allem für Länder interessant, die aufgrund von schlechter medizinischer Versorgung nur wenige Tests durchführen können. Bei seiner Analyse kam Stephens-Davidowitz zu dem Ergebnis, dass die Google-Abfrage nach Corona-Symptomen in Ecuador besonders hoch sei. Die aktuell gemeldeten Fallzahlen des Landes sind jedoch vergleichsweise niedrig. “Die Suchdaten deuten darauf hin, dass Ecuador ein Covid-19-Epizentrum ist, obwohl die offiziellen Daten anderes sagen”, schreibt Stephens-Davidowitz.
Darüber hinaus will der Datenexperte anhand der Google-Trends ein neues Symptom der Erkrankung ausgemacht haben. In den Suchanfragen fand sich neben Fieber, Verlust des Geruchssinnes und Schüttelfrost der Begriff “Augenschmerzen” (“eye pain”) an vierter Stelle. “Diese Suchen scheinen in den letzten zwei Wochen fast ausschließlich in Teilen des Landes zugenommen zu haben, die sehr hohe Covid-19-Raten erreicht haben”, heißt es in dem Beitrag.
In der Vergangenheit wurde die Methode der Onlinesuchabfragen bereits herangezogen, um zum Beispiel Erkenntnisse über die Ausbreitung der Schweinegrippe zu gewinnen. Tests zeigten allerdings, dass die Suchmaschinentools auch fehleranfällig waren. So suchten Menschen während der H1N1-Grippewelle verstärkt nach dem Begriff – allerdings, weil die Krankheit so häufig in den Nachrichten vorkam, nicht aber, weil sie Symptome verspürten. Gleiches dürfte auch für das Coronavirus gelten.
RND/mkr