Mehr als nur ChatGPT: Diese cleveren KI-Tools sollten Sie sich merken
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Über den Chatbot ChatGPT wird viel diskutiert. Dabei gibt es noch viele weitere nützliche Tools mit künstlicher Intelligenz.
© Quelle: Jonathan Raa/Picture Alliance (Symbolbild)
Hannover. Seit ChatGPT im November vergangenen Jahres der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, sprechen alle über künstliche Intelligenz. Kein Wunder: Der vom Unternehmen OpenAI entwickelte Chatbot wirkt cleverer als alle anderen Software-Tools, die man in den vergangenen Jahren gesehen hat – selbst die Angebote von Google und anderen Techgiganten können da kaum mithalten. Wer ChatGPT fragt, wird eine Antwort erhalten – egal mit welcher Aufgabe man das Programm behelligt.
Mittlerweile ist ChatGPT sogar noch ein Stückchen schlauer geworden: Die Entwickler haben Version 4 des KI‑Chatbots veröffentlicht, die ab sofort von zahlenden Plus-Kunden und ‑Kundinnen des Unternehmens getestet werden kann. Die neue Version basiert auf aktuellem Wissen und bekommt künftig weitere Funktionen wie etwa die Interpretation von Bildern. Expertinnen und Experten glauben, dass Tools wie der clevere Chatbot unseren Alltag langfristig radikal verändern werden.
Was im Hype um ChatGPT allerdings häufig untergeht: Schon jetzt gibt es viele weitere spannende Apps, die mithilfe von künstlicher Intelligenz das Leben leichter machen können. Viele haben längst Einzug in unseren Alltag gefunden, ohne dass wir es gemerkt haben – etwa in Sprachassistenten, Spamfiltern oder Navigations‑Apps. Andere warten noch auf ihren großen Durchbruch. Ein Überblick über die aktuell spannendsten Projekte.
Genei: keine Lust auf lange Texte
Jeder kennt diese Kolleginnen und Kollegen, die viel zu lange E‑Mails oder Chatnachrichten schreiben. Wer hat schon Zeit, das alles zu lesen? Und jeder kennt diese ellenlangen Texte, die bei der Recherche von Informationen stören – weil sie einfach nicht auf den Punkt kommen.
Das Programm Genei könnte dieses Problem endgültig beheben. Das Recherchetool kann Zusammenfassungen von Texten auf Websites und PDFs erstellen und sie auf einen Bruchteil der üblichen Zeichenzahl zusammenschrumpfen. Dabei arbeitet Genei die Kernaussagen des Textes mithilfe von künstlicher Intelligenz heraus und stellt sie in übersichtlichen Stichpunkten dar. Kleines Manko: Genei versteht aktuell nur englischsprachige Texte.
Anwendungsbereich ist hier natürlich vor allem der wissenschaftliche Bereich – lange Fachtexte können mit Genei aufs Wesentliche zusammengefasst werden und erleichtern so die Recherche. Spinnt man die Idee aber weiter, dann dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis die Funktion auch in anderen Apps auftaucht. Wie schön wäre es doch, wenn man zehnminütige Whatsapp-Sprachnachrichten einfach mal aufs Wesentliche runterkürzen könnte?
Dall-E malt für dich
Wer ChatGPT fragt, bekommt Antworten. Wer Dall-E 2 fragt, bekommt ein Foto. In das Tool, das ebenfalls von den ChatGPT-Machern entwickelt wurde, lässt sich jede erdenkliche Bildbeschreibung eingeben, also etwa: „Ein Mann auf einem Bauernhof, der eine Gießkanne in der Hand hält“ – und die KI spuckt umgehend ein selbst gemaltes, beziehungsweise selbst generiertes, Bild aus.
Wie echte Fotos sehen die Werke nicht aus – eher wie Gemälde. Auch die Nutzungsrechte sind ein bisschen schwammig. Die Technik hinter den Fotos allerdings ist beeindruckend.
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So stellt sich die KI DALL-E mini Angela Merkel beim Flamencotanzen vor.
© Quelle: Screenshot DALL-E mini
Auch andere Plattformen setzen auf Dall‑E 2, etwa das Text-to-Picture-Tool Nightcafe. Hier lassen sich zu den Fotos auch alle möglichen Stile hinzufügen.
This person does not exist: Poträtfotos von Phantomen
Apropos Bilder: Das Tool „This person does not exist“ braucht überhaupt keine Informationen, um ein Foto zu generieren. Mithilfe von KI schafft die Website völlig zufällig täuschend echte Porträtfotos von täuschend echt aussehenden Menschen – die aber überhaupt nicht existieren.
Angetrieben wird der Fake-Gesichtsgenerator von StyleGAN, einem neuronalen Netz von Grafikkartenhersteller Nvidia. Entwickelt wurde das Tool eigentlich aus einem ganz anderen Grund: Das Unternehmen wollte mithilfe künstlicher Intelligenz erreichen, kopierte Gesichter zu erkennen, um die Leistung der eigenen Produkte zu verbessern. „This person does not exist“ ist also mehr oder weniger ein Abfallprodukt – aber unglaublich beeindruckend.
Wer die generierten Bilder der KI sieht, kommt nicht auf die Idee, dass es sich hier um Fake-Fotos handeln könnte. Man kann sie also auch als dringliche Warnung verstehen: Glauben Sie nie, was Sie im Internet sehen.
Für die Öffentlichkeit zugänglich ist das Original-Tool inzwischen allerdings nicht mehr. Die Website, die 2019 online ging, ist aktuell abgeschaltet. Es gibt jedoch ähnliche Websites im Netz, die ähnliche Ergebnisse versprechen.
DeepL: nie wieder Verständigungsprobleme
Zugegeben: Tools wie der Google Translator sind für die Übersetzung von fremdsprachigen Texten inzwischen ziemlich akkurat. Trotzdem versteht die Software gelegentlich den Kontext der Texte nicht und spuckt dann lustige Übersetzungsfehler aus – oder die Grammatik der übersetzten Passagen passt einfach nicht.
Anders bei DeepL: Der Übersetzer des gleichnamigen Unternehmens aus Köln gilt als der beste der Welt – und in Tests schlägt er regelmäßig die Konkurrenz aus dem Silicon Valley. Mehr als 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten inzwischen in dem deutschen Unternehmen, mehr als eine Milliarde Euro haben Investoren bereits in DeepL investiert.
DeepL basiert auf neuronalen Netzen und lernt ständig dazu. In der Eingabemaske der Website lassen sich nicht nur kurze Texte übersetzen, sondern auch Dateien hochladen, wie etwa PDFs. Wer mehr als 3000 Zeichen übersetzen will, muss zu einer kostenpflichtigen Version wechseln.
Die Entwickler des Tools arbeiten derweil längst an weiteren Ablegern. Mit DeepL Write können dank KI komplette Texte optimiert und in gutes Deutsch verwandelt werden.
Socratic: Hausaufgaben mal anders
Während Google bei seinem Übersetzungstool hinterherhinkt, ist der Techgigant mit seinem Programm Socratic Vorreiter. Die KI kann nämlich Schülerinnen, Schüler und Studierende bei den Hausaufgaben unterstützen – und das, angeblich, ohne gleichzeitig Lehrerinnen und Lehrer zu verärgern.
Mit Socratic lassen sich handgeschriebene oder gedruckte Aufgaben abfotografieren – die künstliche Intelligenz analysiert und löst diese anschließend. Mehr noch: Das Programm liefert auch nützliche Erklärungen zum Lösungsweg und kann sogar schwere Prüfungsfragen aus den Bereichen Mathematik, Geschichte, Erdkunde, Gemeinschaftskunde, Chemie, Biologie und Physik beantworten.
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Das Leben und wir
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Auf seiner Website schreibt Google, das Programm werde nicht nur von Lernenden, sondern auch von Lehrerinnen und Lehrern „geliebt“. Die App biete einen „großartigen Zugang zu verschiedenen Arten von Lernmaterialien, aus denen die Schüler lernen können, und lehrt die Schüler, mehrere Quellen zu verwenden, um Schlussfolgerungen für Fragen oder Szenarien zu ziehen“, wird ein Gymnasiallehrer zitiert.
LanguageTool: Nie wieder Rechtschreibfehler
Ebenfalls nützlich für Schülerinnen und Schüler, aber auch für alle anderen: die App LanguageTool. Dabei handelt es sich um ein KI‑basiertes Lektorat, das alle möglichen Fehler von Vertippern bis Grammatik aufspürt und verbessert.
Texte lassen sich, ähnlich wie bei DeepL, in eine Maske kopieren – die Website oder die App erkennt dann Fehler, markiert sie mit verschiedenen Farben und korrigiert sie. Auch auf Schönheitsfehler und Stilfragen ist die KI trainiert: Wenn beispielsweise mehrere Sätze mit demselben Wort beginnen, macht das LanguageTool einen besseren Vorschlag.
Deutlich praktischer allerdings dürfte das LanguageTool als Browser-Erweiterung sein. Tippt man hier beispielsweise eine E‑Mail, unterkringelt die Erweiterung direkt alle möglichen falsch geschrieben Wörter und macht Vorschläge, die Fehler zu beheben.
Wie genau künstliche Intelligenz bei der Rechtschreibprüfung hilft, erklärt das Unternehmen auf seiner Website: Das LaguageTool greift auf Datenbanken zurück und analysiert, wie häufig eine Kombination von Begriffen oder Satzzeichen vorkommt. Daraus leitet es dann Muster ab, analysiert Texte und spürt schließlich mögliche Fehler auf.
Bold Glamour: immer perfekte Haut
Das wohl meistdiskutierte KI‑Tool nach ChatGPT ist aktuell wohl der „Bold Glamour“-Filter der chinesischen Kurzvideo-App Tiktok. „Bold Glamour“ ermöglicht es, jedes erdenkliche Gesicht der Welt zu einem aufgepimpten Modelgesicht zu machen, das den von der Modewelt definierten Schönheitsidealen entspricht: große Augen, volle Lippen, glatte Haut und eine wunderbar definierte Kieferpartie.
Beautyfilter an sich sind nichts Neues, spätestens seit der App Snapchat werden sie zuhauf in Social Media genutzt. „Bold Glamour“ allerdings schafft es dank künstlicher Intelligenz, dass der Filter selbst dann funktioniert, wenn man etwa zur Seite blickt oder die Hand vor das Gesicht hält – und selbst bei schnellen Bewegungen.
Kritikerinnen und Kritiker der App sehen in „Bold Glamour“ eine Gefahr – und den Beginn eines neuen Zeitalters in den sozialen Netzwerken. Bereits vor einigen Jahren war das Phänomen der sogenannten Snapchat-Dysmorphophobie in den Medien aufgetaucht. Es beschreibt das Phänomen, dass sich immer mehr junge Menschen in den USA Schönheits‑OPs unterziehen, um im echten Leben so auszusehen wie in ihren Snapchat- oder Instagram-Selfies.
Der „Bold Glamour“-Filter dürfte erst der Anfang eines neuen Hypes sein – und das handelsübliche, unperfekte Gesicht, könnte damit immer mehr aus den sozialen Medien verdrängt werden.
Brain.fm: Musik für jede Stimmung
Gestresst und schlecht drauf? Der Dienst Brain.fm will fehlende Konzentration, Angst oder gar Schlafmangel mithilfe von Musik bekämpfen. Mit dem Tool lässt sich eine Musikplaylist erstellen, deren Inhalt auf das menschliche Gehirnwellenmuster abgestimmt ist. Die perfekte Musikuntermalung errechnet die App mithilfe von künstlicher Intelligenz und Erkenntnissen aus der Neurowissenschaft.
Anhand all dieser Daten stellt das Programm eine Musikplaylist zusammen, die beim Entspannen, Konzentrieren oder Schlafen helfen soll. Zugleich lernt die App stets dazu: Je öfter man Brain.fm nutzt, desto bessere Ergebnisse erhält man.
Die Entwickler der KI betonen, dass man streng wissenschaftlich arbeite – und sogar Menschen mit Krankheiten wie ADHS mit dem Tool habe helfen können. In der App gibt es eine Einstellung für den „neuronalen Effekt“, um den Stimulationsgrad speziell für ADHS zu erhöhen.
Youper: künstliche Intelligenz für mentale Gesundheit
Und auch sonst dringt KI immer weiter in den privaten Gesundheitssektor vor. Auch die App Youper will das mentale Wohlbefinden steigern.
Das Tool bietet interaktive Therapieübungen aus der kognitiven Verhaltenstherapie an, um Angstzustände zu verringern, Motivation zu steigern oder allgemein die Stimmung zu verbessern. Dabei arbeitet die App nach eigenen Angaben mit professionellen Gesundheitsexpertinnen und ‑experten zusammen.
Der gesamte Prozess sowie der Fortschritt des Nutzers oder der Nutzerin wird von künstlicher Intelligenz analysiert – diese passt die Übungen dann entsprechend an. Auch einen KI‑basierten Chatbot hat Youper – mit diesem lassen sich die eigenen Emotionen und Sorgen teilen.