„Weird West“ im Test: Wie viel Spaß macht die Geisterjagd im Wilden Westen?
„Weird West“ bringt das Flair des Wilden Westens mit Fantasy-Elementen zusammen.
© Quelle: Devolver Digital/Wolf Eye Studios/Screenshot
Was wäre, wenn es im Wilden Westen nicht nur Revolverheldinnen, Goldsucher und Ureinwohnerinnen, sondern auch Okkultismus, böse Geister, Hexen und Werwölfe gegeben hätte? Mit dieser Prämisse geht „Weird West“, das erste Spiel der Wolfeye Studios, an den Start und verspricht ein Spielerlebnis zwischen den ersten beiden „Fallouts“ und „Desperados 3″: In isometrischer Perspektive wird geschlichen und geballert, aufgelevelt, gelootet und eine Geschichte erlebt, die viele moralische Entscheidungsmöglichkeiten bietet.
Erzählt wird diese nacheinander über fünf Charaktere: Eine ehemalige Kopfgeldjägerin ist auf der Suche nach ihrem entführten Gatten, ein in einen Schweinemensch verwandelter Bordellbesitzer auf der nach seiner Vergangenheit, ein Ureinwohner ist einem uralten bösen Geist auf der Spur, ein Werwolf will sein Rudel beschützen und eine Seherin eine dunkle Zukunftsvision abwenden. Zusammengehalten werden diese Handlungsabschnitte durch eine übergreifende mystische Handlung, die vieles im Dunkeln lässt und mitsamt dem erfrischend unverbrauchten Setting bis zum Schluss zu fesseln vermag.
Zahlreiche Design-Schwächen und Bugs
Allerdings lässt „Weird West“ hier auch viel Potenzial liegen, denn dank unvertonter Dialoge, unspektakulärer Zwischensequenzen und der zwar stimmigen, aber doch altbackenen Comic-Optik fällt die Inszenierung so trocken aus wie das Brot, das die Gefangenen in den Arrestzellen des „Wunderlichen Westens“, wie es in der deutschen Übersetzung heißt, zu essen bekommen. Auf spielerischer Ebene geht es in den oft völlig chaotischen Feuergefechten oder Schleichpassagen – die Wahl, wie vorgegangen wird, wird ganz dem Spieler überlassen – zwar aufregender zu, hier jedoch krankt „Weird West“ an zahlreichen Design-Schwächen und Bugs.
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Da stehen die rekrutierbaren Begleiterinnen und Begleiter plötzlich auf dem Dach eines Hauses statt im Inneren, rennen scheinbar absichtlich in die Schusslinie des Spielers oder durch Giftpfützen – die KI ist wahrlich kein Glanzstück von „Weird West“. So kann es auch passieren, dass Gegnerinnen und Gegner die Spielfigur oder versteckte Körper ihrer bewusstlosen Kameraden durch Wände hindurch erspähen. Nebenaufgaben kommen nur selten über Kopfgeldjadgen oder „Bringe Medizin zu Siedlung X“ heraus, und die auf der Weltkarte ansteuerbaren Ortschaften bestehen allesamt aus den gleichen Versatzstücken. Die Steuerung mit dem Controller fällt zudem beim Zielen unpräzise und bisweilen überladen aus: Um eine der freischaltbaren Waffenfähigkeiten zu aktivieren, müssen drei Knöpfe zeitgleich gedrückt werden.
Entscheidungen mit langfristigen Konsequenzen
Dabei hat „Weird West“ durchaus spannende Ansätze im Spieldesign: Ob sich der Spieler oder die Spielerin wie ein nobler Held oder eine ruchlose Gewalttäterin verhält, hat deutliche Auswirkungen darauf, wie die Welt und die Figuren reagieren. Ortschaften können mit viel Blei zu Geisterstädten gemacht werden, nach und nach ziehen aber wieder neue Siedlerinnen und Siedler ein. Wer Gefangene befreit, findet „lebenslange Freunde“, die in schwierigen Situationen spontan unterstützend eingreifen, wer seine Gegnerinnen und Gegner hingegen leben lässt, könnte später Ziel einer Vendetta werden.
In „Weird West" gibt es gleich fünf Stories, die der Spieler oder die Spielerin verfolgen kann.
© Quelle: Devolver Digital/Wolf Eye Studios/Screenshot
Gute Ideen also, verpackt in eine faszinierende Spielwelt – in der Praxis grätschen jedoch immer wieder ärgerliche Bugs, Glitches und erwähnte Designschwächen dazwischen, sodass der „Wunderliche Westen“ zwar ein Ort der unbegrenzten Möglichkeiten, aber auch der spielerischen Unzulänglichkeiten ist.
Daten und Fakten zu „Weird West“
- USK: ab 16 Jahren
- Plattform: PC, Xbox One und Series X/S, PS4, PS5
- Entwickler: Wolfeye Studios
- Publisher: Devolver Digital
- Release: 31. März 2022
- Preis: circa 40 Euro, enthalten im Xbox Game Pass