Youtuber Klengan im Interview: Ein Influencer, der keiner sein wollte

Die Glühbirne ist ein Teil der Merchandise-Artikel des Youtubers. Das Motto: „Start to think.“

Die Glühbirne ist ein Teil der Merchandise-Artikel des Youtubers. Das Motto: „Start to think.“

Hannover/Bochum. Ein Teenager erkundet eine virtuelle 3-D-Welt, baut eigene Gebäude und bekämpft Monster. Dabei kommentiert er sein Vorgehen und gibt seinen Abonnenten Tipps zum Spiel. Sehen können die Zuschauer ihn nicht. Aber um ihn als Person soll sich das Video ohnehin nicht drehen. Wer die Anfänge des Youtube-Kanals Klengan mit den aktuellen Inhalten vergleicht, stellt fest: Hier hat sich einiges getan. Mittlerweile hat der Youtuber, der eigentlich Timon heißt, rund eine halbe Million Abonnenten, die er mit Satire und Comedy unterhält. Er ist außerdem Podcast-Moderator und Autor. Sein Roman „Kennt man dich? Geschichten eines Influencers“ (Community Editions, 240 Seiten, 12 Euro) handelt von den Veränderungen, die Youtube im Laufe der Jahre durchlebt hat – und davon, dass inzwischen alle nur noch von „Influencern“ sprechen.

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In seinem Roman „Kennt man dich? Geschichten eines Influencers“ beschreibt der 24-jährige Timon, was sich bei Youtube hinter den Kulissen abspielt.

In seinem Roman „Kennt man dich? Geschichten eines Influencers“ beschreibt der 24-jährige Timon, was sich bei Youtube hinter den Kulissen abspielt.

Klengan, du bist Youtube im Jahr 2012 beigetreten. Was hat sich seitdem auf der Plattform getan?

Youtube war damals eine Community voller Nerds, die vorwiegend Blödsinn vor der Webcam gemacht haben. Das hat sich geändert, als die ersten Leute anfingen, sich ein Team zusammenzustellen. Die Inhalte gingen dann in Richtung Mainstream, und das Image der Plattform änderte sich, wodurch die Nutzerzahlen stiegen. Mittlerweile wurden aus den anfänglichen Amateuren Menschen, die sich als Personen vermarkten.

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Der Alltag eines Youtubers ist für viele schwer greifbar. Inwiefern unterscheidet sich das Bild, das Außenstehende von deiner Arbeit haben, von der Realität?

Wie der Alltag eines Content Creators oder eines Influencers aussieht, ist natürlich davon abhängig, welchen Bereich er bedient. Ich glaube aber, der Arbeitsaufwand von Youtubern wird oft unterschätzt. Denn dass jemand eine Idee für ein Video hat, fix etwas aufnimmt und anschließend shoppen geht, ist nicht der Regelfall. Zu einer Selbstständigkeit gehört – auch wenn das Ganze ein Mix aus Hobby und Beruf ist – viel Organisation. Insbesondere, wenn man sich allein um die Produktion kümmert. Auch ich stehe auf und weiß, dass ich einige Stunden am Schreibtisch sitzen werde, ähnlich wie bei einem Bürojob. Allerdings genieße ich das große Privileg, mir die Zeit selbst einteilen zu können.

Das ist für dich als Student sicher praktisch. Allerdings hängt dein monatliches Einkommen davon ab, wie viele Menschen deine Videos aufrufen.

Die Klicks sind nicht unerheblich, das stimmt. Allerdings spielt auch die Werbung, die vor, nach oder während Videos gezeigt wird, eine Rolle. Es gibt einen sogenannten Cost-per-Mille-Wert, der bestimmt, wie viel ein Youtuber mit eintausend abgespielten Werbungen verdient. Der Wert ist von der Kategorie des Videos und dem Kanal abhängig. Beauty-Youtuber zum Beispiel verdienen vergleichsweise viel, weil zahlreiche Firmen in diesem Bereich Werbung schalten. Wer hingegen Videos über „Lost Places“ macht, kann damit rechnen, dass nicht allzu viele Unternehmen ihre Produkte dort platzieren.

Und ein Teil des Geldes geht an Youtube.

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Nur wenige Youtuber aus Deutschland können allein von den Klicks leben.

Klengan, Youtuber

Genau, etwa 50 Prozent gehen an die Plattform selbst. Außerdem wird der Gewinn versteuert. Unter dem Strich können also nur wenige Youtuber aus Deutschland allein von den Klicks leben. Viele gehen Werbedeals ein oder verkaufen Merchandise.

Ist es denn aus Sicht eines Youtubers sinnvoll, möglichst viele Werbedeals einzugehen?

Bei Influencern ist es wie bei Sportlern: Die einen kriegen viele Angebote und wählen die Produkte, für die sie Werbung machen, sorgfältig aus, da sie sich mit ihnen identifizieren wollen. Das gilt, wie ich finde, für den Großteil der Youtuber in Deutschland. Die anderen sind sehr frequent an Kooperationen beteiligt. Auf lange Sicht kein kluger Zug. Denn sobald jemand persönlich nicht hinter dem Produkt steht, merken die Zuschauer das – und klassische Werbung funktioniert im Internet nicht.

Obwohl die meisten Youtuber Kooperationen mit Werbetreibenden eingehen, sprichst du dich in deinem Buch gegen den Begriff Influencer aus. Wieso?

Das Wort Influencer sagt aus, dass die einzige Fähigkeit, die man besitzt, ist, jemanden zu beeinflussen.

Klengan, Youtuber

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Ich denke, der Begriff Influencer zielt vor allem auf Blogger, zum Beispiel bei Instagram, ab. Meiner Meinung nach ist er sehr negativ konnotiert und selbst darstellerisch. Das Wort sagt aus, dass die einzige Fähigkeit, die man besitzt, ist, jemanden zu beeinflussen. Dabei war es nie mein Ziel, möglichst viele Menschen für mich zu gewinnen. Ich sehe mich – wie die meisten Youtuber – als Content Creator, weil ich in erster Linie Kunst, also Unterhaltung, produziere.

Im selben Zuge schreibst du aber: „Extrovertierte Idioten haben immer Erfolg.“

Dieses Zitat entstand sogar aufgrund der deutschsprachigen Youtube-Community. Es zielt allerdings darauf ab, dass einige Youtuber sehr fragwürdige und teilweise strafbare Dinge in ihren Videos tun, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Liegt es an ihnen, dass Youtube Deutschland mittlerweile ein eher schlechtes Image hat?

Ich glaube, das Image ist für Außenstehende vor allem dadurch geprägt, wie über Youtuber berichtet wird. Es wird das Bild von einem Haufen semiprofessioneller Menschen vermittelt, die meist schlechte Ideen haben. Das finde ich sehr schade. Gleichzeitig glaube ich, dass sich dieses Image in den nächsten Jahren wandeln wird – dadurch, dass die aktuellen Nutzer älter werden und neue hinzukommen.

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Nun versuchst du, in deinem Roman auch über den „richtigen“ Umgang mit Medien aufzuklären. Wie sieht er deiner Meinung nach aus?

Zum einen ist es wichtig, sich klarzumachen, dass alles, was man postet, für immer im Internet sein wird. Zum anderen braucht es eine gewisse Medienkompetenz, um zu verstehen, warum Youtuber – oder Influencer allgemein – auf eine gewisse Art und Weise handeln. Nicht jeder, der ein Produkt präsentiert, will eine freundliche Empfehlung aussprechen. Hinter vielen Ratschlägen steckt ein kommerzieller Hintergrund. Dazu kommt, dass die Videos auf der Startseite nicht grundlos vorgeschlagen werden, sondern wegen eines Algorithmus. Wer das erste Mal mit Plattformen dieser Art in Kontakt tritt, muss sich all das vergegenwärtigen – ganz gleich, ob der potenzielle Nutzer zwölf oder 50 Jahre alt ist.

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