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Die Angst vor dem Wohlstandsverlust

Shopping in der verschneiten Sendlinger Straße in München.

Shopping in der verschneiten Sendlinger Straße in München.

Liebe Leserinnen und Leser,

große Entwicklungen kann man meist nicht nur anhand eines einzigen Indikators messen. Eine wirtschaftliche Krise lässt sich an vielen handfesten Zahlen festmachen: Brutto­inlandsprodukt, Inflation, Arbeitslosen­quote. Aber es gibt auch nicht ganz so offensichtliche Anzeichen. So hat meine Kollegin Johanna Apel kürzlich den sogenannten Lipstick-Effekt erklärt. Einfach gesagt: Wenn sich Menschen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bei großen Luxusgütern zurückhalten – Autos, Fernseher, Reisen –, wollen sie sich zumindest ein kleines bisschen Luxus leisten. Zum Beispiel einen neuen Lippenstift. Und tatsächlich: Die Nachfrage nach Lippenstiften ist 2022 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.

In eine ähnliche Richtung geht die Recherche meiner Kollegin Kira von der Brelie: Eltern ziehen immer schneller vor Gericht, wenn sie die Noten ihrer Kinder für unfair halten (+). Belastbare Zahlen gibt es nicht, dafür Erfahrungs­berichte. Was das mit der Angst vor dem Wohlstands­verlust zu tun hat? „Viele Eltern haben das Gefühl, ihr Kind dürfe bei den Abschlüssen nicht zu der anderen Hälfte ohne Abitur gehören“, sagt Georg Hoffmann, Vorsitzender der Jungen Philologen. Der Kampf um die bessere Note ist auch ein Kampf um den gesellschaftlichen Status.

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Was ist Wohlstand?

Tatsächlich prognostizierte die staatliche Förderbank KfW kürzlich: „Das Fundament für weiteres Wohlstandswachstum bröckelt.“ Sie macht das am anhaltenden Fachkräftemangel und der schwächelnden Arbeitsproduktivität fest. „Wenn Unternehmen keine Beschäftigten finden, werden sie die Produktion einstellen, verlagern und früher oder später ganz abwandern. Damit geht ein Wohlstandsverlust für die Gesamtgesellschaft einher“, kommentiert mein Kollege Andreas Niesmann. Und fordert: „Der Kampf gegen den Fachkräftemangel muss deshalb entschlossener als bisher geführt werden.“

Eine Alternative bestünde aber vielleicht auch darin, Wohlstand neu zu verstehen. „Wohlstand allein mit Wachstum und Reichtum gleichzusetzen ist nicht mehr zeitgemäß“, schreibt RND-Kolumnistin Nadine Nentwig. Gerade in Zeiten der Krise würden sich Prioritäten verschieben. „Weg von materiellen Besitztümern, hin zu mehr Teilhabe, Wohlbefinden und Lebensqualität.“ Ein ganz wichtiger Faktor hierbei ist Zeit: „Während wir bisher der Auffassung waren, Zeit gegen Geld eintauschen zu müssen, ist es jetzt genau andersherum.“

Sie haben Anmerkungen und Fragen? Schreiben Sie uns gern an unbezahlbar@rnd.de!

Ihre

Anna Schughart

 

Tipp der Woche

Die  Umschlagmethode soll beim Geldsparen helfen.

Die Umschlagmethode soll beim Geldsparen helfen.

150 Euro für das Auto – ab in den Umschlag. 75 Euro fürs Ausgehen – ab in den Umschlag. 40 Euro für den Haushalt – ab in den Umschlag. Beim sogenannten Cash Stuffing verteilt man sein monatliches Budget auf einzelne Ausgabe- und Sparposten. Weil man dabei meist Bargeld in Umschläge steckt, ist diese Praktik auch als Umschlagmethode bekannt, wie meine Kollegin Vivien Valentiner beschreibt. Und diese Umschlagmethode ist gerade groß im Trend – etwa auf Tiktok oder Instagram. Doch wie sinnvoll ist das?

Finanzratgeberin Stefanie Kühn sieht im Cash Stuffing mehrere Vorteile. Man hat unter anderem ein anderes Gefühl für Geld, wenn man es in der Hand hält. Denn Menschen geben tendenziell mehr Geld aus, wenn sie per Karte und nicht mit Bargeld bezahlen. Und auch der Sparerfolg werde mit der Methode greif- und sichtbarer.

Aber: Feste Ausgaben sollte man bei der Methode lieber aussparen. „Seine Miete jeden Monat abzuheben und wieder einzuzahlen ist fehleranfällig und umständlich“, sagt Kühn. Wer sich damit verzettelt, muss unter Umständen Verspätungs­gebühren oder Dispozinsen zahlen. Vor allem beim Lagern von größeren Geldsummen zu Hause ist zudem Vorsicht geboten. Kleinere Beträge sind bei einem Einbruch laut Kühn oft von der Hausrat­versicherung gedeckt, bei größeren sieht das anders aus.

 

Zahlen, bitte!

Das Bügeln kostet vergleichsweise viel Energie. Während man mit einer Kilowattstunde ungefähr 70 Tassen Kaffee zubereiten oder sich rund 2000-mal rasieren kann, reicht die Strommenge nur für eine halbe Stunde mit einem Dampfbügeleisen. Das hat die HEA – Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung – berechnet. Aber man kann richtig viel Strom sparen, wenn man auf den Dampfausstoß verzichtet. Denn gut 90 Prozent der Energie werden laut dem Umweltbundesamt für die Umwandlung von Wasser in Dampf benötigt.

 

Gut zu wissen

 

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Die gute Nachricht

Die Deutsche Bundesbank beurteilt die Konjunkturlage in Deutschland besser als noch vor einigen Wochen. „Die jüngsten Datenveröffentlichungen fielen insgesamt besser aus, als in der Dezemberprojektion unterstellt worden war“, hieß es im am Montag veröffentlichten Monatsbericht der Notenbank.

Auch die Verbraucherinnen und Verbraucher schöpfen wieder etwas Hoffnung. Das Konsumklima hat sich im Januar leicht aufgehellt, wie das Nürnberger Marktforschungsunternehmen GfK ermittelte. Für Februar gehen die Experten von einer weiteren Verbesserung der Stimmungslage aus – das ist die vierte leichte Verbesserung in Folge.

 

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