Ärzte-Appell: Atemschutzmasken in der Öffentlichkeit ausdrücklich erwünscht
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Eine Atemschutzmaske selbst nähen? Nicht zum Selbstschutz, aber ein Signal der Solidarität in der Öffentlichkeit, sagt der Virologe Christian Drosten. Es sollte aber kein Material für Kliniken in der Öffentlichkeit genutzt werden.
© Quelle: Roland Weihrauch/dpa
Zum Tragen von Schutzmasken rät der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK): "Besorgen Sie sich einfache Schutzmasken oder basteln Sie sich selbst welche und tragen Sie diese im öffentlichen Raum“. Das sagte Klaus Reinhardt gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung. Die Masken garantierten zwar keinen Schutz vor Ansteckung, sie könnten jedoch das Risiko ein wenig verringern.
Die einfachen Masken aus Stoff oder anderen Materialien seien nur ein Hilfskonstrukt. „Aber sie sind besser als nichts, weil sie die Atemluft filtern.“ Zugleich mahnte der Ärztepräsident dringend, nur einfache Masken zu nutzen. „Wenn Sie nicht im Gesundheitswesen tätig sind oder entsprechende Vorerkrankungen haben, dann brauchen Sie keine FFP2- oder FFP3-Masken.“
Atemschutzmaske: Ein Signal für ernste Epidemie-Lage
Vor einigen Wochen waren es noch Bilder aus den abgeschotteten Metropolen Chinas: Menschen, die mit Atemschutzmasken durch die Straßen laufen. Inzwischen tragen auch in Deutschland und Europa vermehrt Menschen in der Öffentlichkeit einen Mund-Nasen-Schutz.
Laut dem Charité-Virologen Christian Drosten sei das unter Umständen eine gute Idee - nicht zum Selbstschutz, sondern als ein Signal der Höflichkeit und des Engagements, im Zweifel andere nicht anstecken zu wollen und auf die ernste Lage hinzuweisen. Wichtig sei dabei aber, dass keine Konkurrenz um die knappen Masken entstehe, betonte Drosten im NDR-Podcast vom Montag (23. März).
Maske selbst basteln - aus Höflichkeit
In der Öffentlichkeit solle aber eine Maske oder ein Mundschutz getragen werden, der nicht im Krankenhaus benötigt wird. Das könne auch ein Schal oder eine selbstgebastelte Maske aus mehrlagigem Stoff sein. "Das, finde ich, ist eine gute Geste“, sagt Drosten. Um Viren abzutöten, könne eine Stoffmaske auch nach dem Tragen bei 60 Grad gewaschen werden. Das reiche, dann sterben sie ab, und sie könne wieder verwendet werden.
Ein Argument für das Tragen aus Solidarität, auch laut Robert-Koch-Institut: Wer niest, verteilt kleinste Tröpfchen. Wer dann einen Mund-Nasen-Schutz oder auch einen Schal trägt, fange diese Tröpchen womöglich ab, sie fliegen dann erst gar nicht durch die Luft.
Eine Gesichtsmaske schützt im Freien nicht vor Ansteckung
Ein anderes Argument zum Tragen von Gesichtsmasken ist der Selbstschutz. Bislang gebe es aber keine Evidenz dafür, dass das Tragen von Atemschutzmasken zum Selbstschutz in der Öffentlichkeit helfen könne, sagt Charité-Virologe Christian Drosten im NDR-Podcast vom Montag (23. März). Deshalb gilt als einzig wirksamer Schutz: Abstand halten, Hygiene-Regeln beherzigen, Reduzierung sozialer Kontakte.
Anders sehe das bei Ärzten, medizinischem und Pflegepersonal aus. Menschen, die in patientennahen Berufen arbeiten, seien auf die speziellen FFP3-Schutzmasken angewiesen, die sie selbst vor einer Ansteckung mit Sars-CoV-2 schützen. Draußen in der Öffentlichkeit verdünne sich das Virus hingegen schnell beim Ausatmen. “Der Fokus der Übertragungswege sollte auf geschlossenen Räumen liegen”, so Drosten.
Ärzte und Pfleger brauchen eine spezielle FPP3-Schutzmaske
Es darf auf keinen Fall die Versorgung in den Krankenhäusern gefährdet werden.
Virologe Christian Drosten
Eine Experten-Stellungnahme aus der renommierten Fachzeitschrift Lancet betont, es dürfe keine Marktkonkurrenz bei Atemschutzmasken geben. „Es darf auf keinen Fall die Versorgung in den Krankenhäusern gefährdet werden“, betont auch Drosten. In Berufen, in denen patientennah gearbeitet wird, gelten andere Regeln als in der Öffentlichkeit. “Da gibt es Daten, die belegen, dass durch Masken Infektionen reduziert werden”, erklärt Drosten.
In ganz Europa, der ganzen Welt gebe es derzeit einen Mangel an ebendiesen Spezialmasken. “Kein Land hat flächendeckende Vorräte”, sagt Drosten. Das deutsche Gesundheitsministerium habe zwar schon vor Wochen Bestellungen aufgegeben.
Die bräuchten aber einige Zeit, wie auch die Produktion. Einkaufsabteilungen an großen Krankenhäusern machten sich berechtigte Sorgen, wenn die Öffentlichkeit jetzt auf dieselben Bestände zugreifen würde. Zumal ganze Packungen angebrochener Masken aus Untersuchungsräumen in Ambulanzen geklaut würden.
WHO-Empfehlungen für die Öffentlichkeit
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät zum Tragen einer medizinischen Atemmaske in folgenden Fällen und unter folgenden Bedingungen:
- Wer gesund ist, sollte eine Maske nur tragen, wenn eine infizierte Person betreut wird.
- Bei Husten und Schnupfen sollte eine Maske getragen werden.
- Masken sind nur effektiv, wenn man zudem regelmäßig die Hände mit Seife, Wasser oder alkoholbasiertem Reinigungsmittel nutzt.
- Wer eine Maske trägt, sollte wissen wie sie korrekt genutzt und positioniert wird.