Angebliches Wundermittel für Gesundheit und Schönheit

Lifestyletrend: Wie gesund ist Apfelessig wirklich?

Apfelessig ist eine umweltschonende Alternative zu handelsüblichen Haarspülungen.

Apfelessig ist eine umweltschonende Alternative zu handelsüblichen Haarspülungen.

Bessere Verdauung, starkes Immunsystem, gesenkter Cholesterinspiegel, flacher Bauch und schöne Haut – wenn es um die wundersame Wirkung von Apfelessig geht, ist die Liste der angeblich positiven Effekte schier endlos. Jeden Morgen ein bis zwei Teelöffel Apfelessig in einem Glas Wasser trinken – so lautet der Geheimtipp zahlloser Influencerinnen und Influencer. Auch in Gesundheitsmagazinen kommt man kaum an dem Trend vorbei. Wahlweise wird das Essig-Wasser-Gemisch noch mit Ingwer, Zitronensaft oder Honig aufgepeppt und gilt dann unter dem Namen „Switchel“ als Trendgetränk.

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Gewonnen wird Apfelessig aus Apfelwein, dem Essigsäurebakterien zugesetzt werden und der so zu Essig vergärt oder auch fermentiert. Wenn der Gärungsprozess abgeschlossen ist, hat der Apfelessig einen Säuregehalt von etwa 5 Prozent. Apfelessig wird gefiltert und klar oder naturtrüb verkauft.

Ein saures Getränk am Morgen auf nüchternen Magen? Das ist nicht jedermanns Sache. Deshalb hat auch die Branche für Nahrungsergänzungsmittel den Hype um den Apfelessig längst erkannt. Präparate mit Apfelessig sind im Handel erhältlich, auch in Pulverform ist der Stoff zu haben. Bleibt die Frage: Was ist überhaupt dran an dem Trend, wie gesund ist Apfelessig wirklich?

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Vitamine und Mineralstoffe: Ein frischer Apfel ist gesünder

„Die Inhaltsstoffe, die sich in einem Apfel befinden, sind im Großen und Ganzen auch im Apfelessig drin“, sagt die Diätassistentin und Oecotrophologin Iris Flöhrmann. Somit enthält Apfelessig die Vitamine B1, B2 und B6, Folsäure, Vitamin C, E und Beta-Carotin. Auch Mineralstoffe wie Kalium, Kalzium und Magnesium sind im Essig enthalten.

Zu einem besonders gesunden Lebensmittel macht das den Apfelessig aber noch nicht. Denn einerseits ist keiner der gesunden Inhaltsstoffe darin in besonders hoher Konzentration zu finden. Andererseits sollte Apfelessig nur in geringen Mengen von etwa ein bis drei Teelöffeln oder 15 Millilitern am Tag zu sich genommen werden. Außerdem sollte der Essig auf keinen Fall unverdünnt getrunken werden, betont Flöhrmann. „Am Ende ist das ein Bruchteil der empfohlenen Tagesmengen für diese Nährstoffe, den man da zu sich nimmt“, sagt die Diätassistentin. Wer statt Essig einen frischen Apfel isst, führe dem Körper dagegen deutlich mehr der gesunden Inhaltstoffe zu.

Und wie wirkt Apfelessig im Körper? Entscheidend für diese Frage ist der Bestandteil Essigsäure. „Über Essigsäure lässt sich sagen, dass sie auf jeden Fall eine gewisse keimabtötende Wirkung hat“, erklärt Flöhrmann. Damit lasse sich erklären, warum Essig schon seit der Antike zur Reduzierung von Mikroorganismen etwa in rohen Lebensmitteln wie Salat benutzt wird. Auch der Gebrauch von verdünntem Essig als Mundspülung als altbewährtes Hausmittel gehe darauf zurück. Mit dem desinfizierenden Effekt sei auch eine gewisse antientzündliche Wirkung verbunden, so die Vizepräsidentin des Verbands der Diätassistenten (VDD).

Essigsäure wird beim Weg durch den Verdauungstrakt neutralisiert

Ob die Essigsäure aber auch im Körper antientzündlich wirken kann, ist fraglich. Eine positive Wirkung auf das Immunsystem konnte bei Menschen jedenfalls bisher nicht nachgewiesen werden. Im Gegenteil: Eine Studie mit Grippeerkrankten habe ergeben, dass keine lindernde Wirkung von Apfelessig zu beobachten war, so Flöhrmann.

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Und wie sieht es bei den Effekten von Apfelessig auf die Verdauung aus? Es gebe zwar Hinweise darauf, dass Essigsäure die Speichelproduktion und damit auch einiger verdauungsfördernder Enzyme anregt, so die Expertin. Im Darm kann ein Essiggetränk aber höchstwahrscheinlich wenig bewirken. „Der Essig muss ja durch den gesamten Magen-Darm-Trakt“, betont Flöhrmann. Die Wahrscheinlichkeit sei sehr groß, dass die Essigsäure auf diesem Weg durch die Magensäure und weitere Verdauungsprozesse neutralisiert wird. Allerdings stelle der Körper im Darm selbst Essigsäure her, die wichtige Funktionen im Verdauungstrakt übernehme. „Dafür muss man aber keinen Essig trinken“, sagt die Expertin.

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Insgesamt ist die Studienlage zum Thema Apfelessig sehr dünn, betont die Expertin. Die wenigen Studien seien zudem nur wenig valide, weil sie mit geringen Teilnehmendenzahlen durchgeführt wurden. Hinzu komme, dass die Probandinnen und Probanden wussten, dass sie Apfelessig getrunken hatten. Damit sei ein Placebo-Effekt nicht auszuschließen, betont Flöhrmann. Auch die Verbraucherzentralen verweisen darauf, dass die dem Apfelessig zugeschriebene Wirkung kaum nachgewiesen ist.

Hoffnungsschimmer: Apfelessig als natürliche Haarspülung

Auch zum Abnehmen sollte man nicht auf den Apfelessig vertrauen. Es sei zwar denkbar, dass ein Getränk mit Apfelessig am Morgen den Appetit zügle – möglicherweise auch deshalb, weil einem die Säure auf den Magen schlagen könne, so Flöhrmann. Für die Expertin steht aber fest: „Niemand wird allein durch Apfelessig abnehmen, ohne noch etwas anderes dafür zu tun.“

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Und auch, was die Schönheit angeht, muss die Wissenschaft alle Hoffnungen enttäuschen: Eine Studie der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) konnte keine positive Wirkung der Einnahme von Apfelessig auf das Hautbild oder die Haare feststellen.

Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es aber doch: Äußerlich angewendet lässt sich Apfelessig als natürliche Haarspülung nutzen. Dafür wird der Essig ungefähr im Verhältnis eins zu zehn mit Wasser verdünnt und nach der Wäsche im Haar verteilt. Diese „saure Rinse“ kann die Haare weich und leichter kämmbar machen und Rückstände von Pflegeprodukten entfernen.

Das Fazit des Faktenchecks: Der Apfelessigtrend bringt zwar aller Wahrscheinlichkeit nach nichts für die Gesundheit, schadet ihr aber auch nicht. Vorausgesetzt, man hält sich an die empfohlenen Mengen und trinkt den Essig nur verdünnt. Denn pur greift die Säure den Zahnschmelz an und kann auch die Schleimhäute reizen, warnt Flöhrmann. Bei chronischem Sodbrennen oder einer Entzündung der Magenschleimhaut rät die Diätassistentin außerdem dringend davon ab, Apfelessig zu trinken. „Wenn man diese Probleme nicht hat und Getränke mit Apfelessig mag, dann spricht nichts dagegen“, sagt Flöhrmann.

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