Dreimonatstief bei den Corona-Zahlen: Ist das jetzt die Wende?

Ein vertrautes Bild dieser Tage: Leere Einkaufsstraßen, wie hier in Ahrensburg (Schleswig-Holstein). Die Mobilität der Deutschen hat im Zuge der Corona-Maßnahmen spürbar abgenommen.

Ein vertrautes Bild dieser Tage: Leere Einkaufsstraßen, wie hier in Ahrensburg (Schleswig-Holstein). Die Mobilität der Deutschen hat im Zuge der Corona-Maßnahmen spürbar abgenommen.

6729 Neuinfektionen an einem Sonntag – das ist, bei aller Vorsicht, was Nachmeldungen der Gesundheitsämter anbelangt und unter Einbeziehung anderer Unwägbarkeiten, dennoch eine Zahl, die Hoffnung macht. Denn der Trend bei den Neuinfektionen scheint jetzt deutlich nach unten zu zeigen. Auch die Sterbezahlen liegen auf einem niedrigeren Niveau. Laut DIVI-Intensivregister nimmt auch die Zahl an ungenutzten Intensivbetten wieder zu, am gestrigen Sonntag, waren es 365 mehr als tags zuvor.

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Doch zum Jubeln ist es zu früh. Auch im Sommer haben uns die Amplituden der Corona-Kurve in falscher Sicherheit gewiegt. Aber immerhin scheinen die kontaktreduzierenden Maßnahmen jetzt – das heißt, mit der infektionstypischen Verzögerung von acht bis 14 Tagen – Wirkung zu zeigen.

Bis Mitte Februar können wir bei der gewünschten Inzidenz von 50 sein.

Prof. Anita Schöbel, Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Techno- und Wirtschaftsmathematik

Prof. Anita Schöbel, Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Techno- und Wirtschaftsmathematik, sagt gegenüber dem RND: „Die Zahlen sinken und das lässt sich auf den Lockdown zurückführen. Die Trendwende war aber schon vorher: Man sieht die Auswirkungen von Maßnahmen ja immer erst mit einer zeitlichen Verzögerung. Unsere Simulationen zeigen, dass wir bis Mitte Februar bei der gewünschten Inzidenz von 50 sein können, wenn wir weiter im Lockdown bleiben und uns die Mutation nicht einen Strich durch die Rechnung macht. Das wäre auch meine Empfehlung, denn geringe Fallzahlen senken die Anzahl der Todesfälle und erlauben, das Ausbruchsgeschehen zu kontrollieren.“

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Dafür spricht auch, dass die zwar etwas gelockerten, aber dennoch strengen Maßnahmen über die Weihnachtsfeiertage zumindest eine gewisse Wirkung gezeigt haben. Das zeigt der Mobilitätsbericht (Covid-19 Mobility Project) der Berliner Humboldt-Universität. Demnach ging die Zahl der Bewegungen innerhalb des Landes – gemessen wurde mit Mobilfunkzellen – um bis zu 56 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück (1. Januar). Am 25. Dezember betrug der Rückgang 50 Prozent. Im Wochenmittel waren es bis 29. Dezember 35 Prozent weniger als 2019.

Die Maßnahmen wirken, der R-Wert ist unter eins gesunken.

Prof. Thorsten Lehr, Professor für Klinische Pharmazie an der Universität des Saarlandes

Thorsten Lehr, Professor für Klinische Pharmazie an der Universität des Saarlandes, der mit seinem Team einen Covid-Simulator entwickelt hat, der auf Basis von Daten der Vergangenheit berechnet, wie sich die Infektionszahlen entwickeln könnten, sagt gegenüber dem RND zu den aktuellen Zahlen: „Das was wir sehen, entspricht ungefähr dem, was wir jetzt erwartet haben. Die Maßnahmen wirken, der R-Wert ist unter eins gesunken und auch die Inzidenzen gehen herunter. Nach unseren R-Wertberechnungen liegt er bei rund 0,8. Wir nutzen allerdings ein leicht vom RKI abweichendes Rechenmodell. Während des ersten Lockdowns war der R-Wert noch niedriger, da lag er bei 0,65. Die Kurve verflacht also nicht so stark wie beim ersten Lockdown. Doch um ein trügerisches Wellental handelt es sich nicht.“

Einhaltung von Abstandsregeln im privaten Raum nicht messbar

Allerdings ist die reduzierte Anzahl von Bewegungen nicht unbedingt kongruent mit weniger Ansteckungen. Denn zu Hause unterm Baum ließen sich die Einhaltung von Abstandsregeln wie Maskentragen und Social Distancing weder kontrollieren noch verifizieren. Und wer zwischen den Jahren gegebenenfalls leichte Symptome verspürte und einen Arzttermin nicht wahrnahm, gehört im Zweifel auch zur großen Unbekannten, der Dunkelziffer weder erkannter noch gemeldeter Covid-19-Fälle.

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Im jüngsten gemessenen Zeitraum (18. Januar bis 21. Januar) betrug der Durchschnittsrückgang der Mobilität zum Vorjahr nur noch 12 Prozent. Nach Bundesländern aufgeschlüsselt, herrschte die höchste Disziplin mit 41 Prozent weniger Mobilität (26. Dezember) in Hamburg, Berlin (ebenfalls minus 41 Prozent) und Bremen (minus 39 Prozent). Am wenigsten an die Vorgaben hielten sich laut dem Mobilitätsbericht Brandenburg (–18 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (–21 Prozent).


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