Egal, ob ungeimpft, geboosert oder reinfiziert

Studie zu Paxlovid: Corona-Tablette kann Long Covid vorbeugen

Das Corona-Medikament Paxlovid ist in Europa für Menschen ab 18 Jahren zugelassen.

Das Corona-Medikament Paxlovid ist in Europa für Menschen ab 18 Jahren zugelassen.

Diese Studienergebnisse lassen aufhorchen: Das Corona-Medikament Paxlovid ist offenbar in der Lage, das Risiko für Long Covid zu senken. Das schreibt zumindest ein Forscherteam um den Epidemiologen Yan Xie vom Veterans Affairs St. Louis Health Care System in Missouri. Ihre Arbeit, die noch von unabhängigen Fachleuten geprüft werden muss, ist vor wenigen Tagen auf dem Preprint-Server medRxiv erschienen.

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Infizierte mit Risikofaktoren als Versuchsgruppe

Genauer gesagt hatten die Forschenden die Wirksamkeit des Wirkstoffs Nirmatrelvir untersucht, der in der Corona-Tablette Paxlovid enthalten ist. In den USA können seit Dezember vergangenen Jahres Corona-Infizierte mit dem Wirkstoff behandelt werden – vorausgesetzt, ihre Symptome bestehen nicht länger als fünf Tage, sie haben ein erhöhtes Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken, und sie müssen nicht im Krankenhaus versorgt werden.

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Für ihre Forschung nutzten Xie und seine Kollegen Daten der Gesundheitsdatenbanken des US Department of Veterans Affairs. Sie suchten zunächst nach Menschen, die zwischen dem 1. März und 30. Juni 2022 positiv auf das Coronavirus getestet und am Tag des positiven Tests nicht ins Krankenhaus eingeliefert worden waren, und die mindestens einen Risikofaktor für einen schweren Krankheitsverlauf hatten und die ersten 30 Tage nach der Infektion überlebten. Zu den Risikofaktoren zählten etwa ein hohes Alter (über 60 Jahre), Übergewicht, Herz- und Kreislauferkrankungen sowie Diabetes.

Danach identifizierten sie Probandinnen und Probanden, die in den ersten fünf Tagen nach dem positiven Test den Wirkstoff Nirmatrelvir erhalten hatten. Es waren 9217. Die restlichen Teilnehmenden – 47.123, die kein Corona-Medikament bekommen hatten – stellten die Kontrollgruppe dar.

Nirmatrelvir reduziert auch Sterbe- und Erkrankungsrisiko

Die Forschenden stellten fest, dass Nirmatrelvir das Risiko für Long Covid um 26 Prozent senken konnte. Das betrifft unter anderem Corona-Spätfolgen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gerinnungsstörungen, Müdigkeit, Leber- und Nierenerkrankungen, Muskelschmerzen und Kurzatmigkeit.

Die Wirksamkeit von Nirmatrelvir trat unabhängig vom Impfstatus und der Vorgeschichte der Infektion auf. Das heißt, der Wirkstoff verringerte das Long-Covid-Risiko sowohl bei geimpften, ungeimpften und geboosterten Teilnehmenden als auch bei Personen, die erst infiziert und dann geimpft waren, sowie bei Personen, die sich reinfiziert hatten.

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Lauterbach: „Kitas sind keine wichtigen Treiber der Pandemie gewesen“

Der SPD-Bundesgesundheitsminister Lauterbach nannte die Maßnahme nach heutigem Wissensstand „medizinisch nicht angemessen“.

Auch reduzierte der Wirkstoff das Risiko, nach dem akuten Stadium der Krankheit zu versterben (48 Prozent) und/oder im Krankenhaus behandelt zu werden (30 Prozent).

Welche Einschränkungen die Studie hat

„Paxlovid verringert das Risiko einer schweren Covid-19-Infektion in der akuten Phase, und jetzt haben wir Beweise dafür, dass es auch das Risiko für Long Covid verringern kann“, wird Ziyad Al-Aly, Studienautor und Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Veterans Affairs St. Louis Health Care System, in einer Pressemitteilung des Krankenhauses zitiert. „Diese Behandlung könnte eine wichtige Hilfe sein, um das ernste Problem Long Covid zu lösen.“

01.03.2022, Berlin: Eine Person hält das Medikament Paxlovid vom US-Pharmakonzern Pfizer gegen Covid-19 in den Händen. Foto: Fabian Sommer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

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Was die Studie jedoch nicht untersucht hat, ist, ob und wie sich die Wirksamkeit von Nirmatrelvir im Zuge neuer Corona-Varianten verändern könnte. Unklar bleibt auch, ob eine längere und höhere Dosis, oder beides, das Long-Covid-Risiko noch mehr hätte senken können. Die Forschenden weisen in ihrer Arbeit noch auf eine weitere Einschränkung hin: Sie haben nicht erforscht, was passieren würde, wenn Nirmatrelvir erst nach der akuten Erkrankungsphase verabreicht wird. Das könnte ebenfalls Einfluss auf die Wirksamkeit haben.

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WHO empfiehlt Paxlovid nur Risikopersonen

In Europa ist Paxlovid für Menschen ab 18 Jahren zugelassen. Voraussetzung dafür, dass sie das Medikament erhalten, ist, dass sie ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben, aber keinen zusätzlichen Sauerstoff benötigen. Auch europäische Gesundheitsbehörden raten, eine Behandlung möglichst frühzeitig zu beginnen, spätestens fünf Tage nach dem Einsetzen erster Symptome.

Wie gut Paxlovid wirkt, hängt davon ab, wann es eingenommen wird. Beginnt die Behandlung mit dem Medikament in den ersten fünf Tagen nach Beginn der Symptome, kann so das Risiko eines Krankenhausaufenthalts und Todes um 88 Prozent reduziert werden. Das zeigt eine Übersicht der Fachgruppe COVRIIN des Robert Koch-Instituts (RKI). Wird das Arzneimittel innerhalb der ersten drei Tage nach Einsetzen der Symptome eingenommen, senkt es das Erkrankungs- und Sterberisiko sogar um 89 Prozent.

Jüngeren mit einem geringen Erkrankungsrisiko rät die Weltgesundheitsorganisation WHO von Paxlovid ab. Der Nutzen des Medikaments sei als „vernachlässigbar“ eingestuft worden, heißt es in einer Stellungnahme von Ende April. Die Organisation empfiehlt das Corona-Mittel vorrangig Hochrisikopatientinnen und Hochrisikopatienten.

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