„Planetary Health Diet“: Kann diese Ernährung die Erde retten?

Die „Planetary Health Diet“ hat zwei globale Herausforderungen im Blick: die Zunahme ernährungsbedingter Krankheiten und die negativen Auswirkungen unserer Ernährungsweise auf die Umwelt.

Die „Planetary Health Diet“ hat zwei globale Herausforderungen im Blick: die Zunahme ernährungsbedingter Krankheiten und die negativen Auswirkungen unserer Ernährungsweise auf die Umwelt.

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus 16 Ländern haben 2019 die sogenannte „Planetary Health Diet“ entwickelt. Sie soll unsere Ernährungsweise grundlegend verändern. Denn eine der wichtigsten Fragen der Zukunft lautet: Wie können wir im Jahr 2050 eine Weltbevölkerung von zehn Milliarden Menschen gesund satt bekommen – ohne dabei unsere Erde zu zerstören? Lisa Pörtner, Fachärztin für Innere Medizin und Mitglied der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) erklärt im RND-Interview welche Ziele die „Planetary Health Diet“ verfolgt und wie das im Alltag aussehen kann.

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Frau Pörtner, „Planetary Health Diet“ – das klingt so, als ginge es dabei vor allem um die Gesundheit der Erde?

Ja, natürlich. Aber genau genommen hat die „Planetary Health Diet“ zwei globale Herausforderungen im Blick: die Zunahme ernährungsbedingter Krankheiten und die negativen Auswirkungen unserer Ernährungsweise auf die Umwelt. Diese beiden Faktoren müssen im Zusammenhang gesehen werden – schließlich ist eine intakte Umwelt auch die Voraussetzung für die Gesundheit der Menschen. Die „Planetary Health Diet“ ist auch eine Antwort auf den Klimawandel und andere gravierende Umweltprobleme.

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Inwiefern?

Wir sind mit unseren Lebensgrundlagen und letztlich unserem Überleben auf eine Stabilität der Erdsysteme angewiesen: Man spricht von den sogenannten planetaren Grenzen, die nicht überschritten werden sollten. Die heutige Ernährungsweise ist in vielen Bereich einer der Hauptfaktoren für die Überschreitung dieser Grenzen, beispielsweise fördert sie den Verlust der Artenvielfalt und die Störung der Nährstoffkreislaufe. Wissenschaftlich erwiesen ist ebenfalls, dass unsere Ernährungsweise einer der wesentlichen Treiber des Klimawandels ist. Der hohe Konsum an tierischen Produkten verursacht rund 15–Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen – und treibt so den Klimawandel voran. Die „Planetary Health Diet“ stellt daher pflanzliche Lebensmittel in den Mittelpunkt.

Es geht also um einen veganen beziehungsweise vegetarischen Speiseplan?

Nein, es geht nicht darum, den Fleischkonsum zu verbieten, sondern um eine Empfehlung, die sich auch an den regionalen Begebenheiten orientiert. Wer zum Beispiel im ländlichen Afrika lebt, benötigt in der Regel mehr tierische Produkte, weil ihm Eiweiß fehlt. Das gilt jedoch nicht für Menschen, die in der westlichen Welt leben: Hier sollte der Fleischkonsum drastisch reduziert werden.

Dr. Lisa Pörtner, Fachärztin für Innere Medizin und Mitglied der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG).

Dr. Lisa Pörtner, Fachärztin für Innere Medizin und Mitglied der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG).

Wie also lautet die „globale“ Empfehlung?

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Global gesehen muss die Menschheit ihren Fleischkonsum insgesamt um die Hälfte verringern und den Verzehr von Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten und Nüssen verdoppeln. Das sind beides zentrale Punkte.

Die „Planetary Health Diet“ geht von einer täglichen Zufuhr von 2500 Kalorien aus. Das kann für den einen viel sein, für den anderen aber zu wenig.

Diese Werte orientieren sich an einem sportlich aktiven Menschen, um die 30 Jahre alt. Auch das ist nur ein Richtwert, der je nach Alter, körperlicher Aktivität und anderen Faktoren angepasst werden muss. Die Vorgaben der „Planetary Health Diet“ geben zudem für jede Lebensmittelgruppe eine Spannbreite für die verzehrbare Menge an, so dass eine Ausrichtung nach den eigenen Vorlieben erfolgen kann.

Die Portion Hülsenfrüchte ist zum Beispiel mit 75 Gramm angegeben (Spanne 0 bis 100 Gramm), das lässt sich leicht abmessen. Bei Ei steht 13 Gramm (Spanne 0 bis 25 Gramm) – da wird es schon schwieriger.

Es geht nicht darum, ständig mit der Waage in der Küche zu hantieren. Sondern vor allem um die grundlegende Ausrichtung – viel mehr Gemüse, viel weniger Fleisch beziehungsweise tierische Produkte insgesamt. Wenn wir alle den Sonntagsbraten wieder als etwas Besonderes sehen und ansonsten mehr pflanzliche Rezepte ausprobieren, ist das schon ein großer Schritt in die richtige Richtung – und wir tun damit auch unserer Gesundheit einen Gefallen.

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Gilt die Empfehlung nur für die eigene Küche?

Es gibt schon einige Initiativen, die versuchen, das globale Ernährungskonzept lokal umzusetzen – zum Beispiel die Kantine Zukunft in Berlin.

Kann man eine Ernährungsumstellung über ein verändertes Bewusstsein schaffen oder benötigt man auch Sanktionen?

Sanktionen brauchen wir sicherlich nicht. Aber unser Steuer- und Anreizsystem muss so verändert werden, dass gesunde und umweltfreundliche Produkte für alle besser zugänglich und bezahlbar werden. Aktuell sind die umweltschädlichen und ungesunden Produkte häufig die günstigere Wahl – doch die Folgekosten tragen wir alle mit.

Die „Planetary Health Diet“

Die Empfehlungen pro Gramm und Tag bei einer täglichen Energieaufnahme von 2500 Kilokalorien sind:

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1. Kohlenhydrate

  • Vollkorngetreide: 232g
  • Stärkehaltiges Gemüse (Kartoffeln, Maniok): 50g (0-100g)
  • Gemüse: 300g (200-600g)
  • Obst: 200g (100-300g)

2. Proteinquellen

  • Rind-, Lamm-, oder Schweinefleisch: 14g (0-28g)
  • Geflügel: 29g (0-58g)
  • Eier: 13g (0-25g)
  • Fisch: 28g (0-100g)
  • Hülsenfrüchte: 75g (0-100g)
  • Nüsse: 50g (0-75g)
  • Milchprodukte (Vollmilch oder aus dieser Menge hergestellte Produkte): 250g (0-500g)

3. Fette

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  • Ungesättigte Fette (Oliven-, Raps-, Sonnenblumen-, Soja-, Erdnuss-, Traubenkernöl: 40g (20-80g)
  • Gesättigte Fette (Palmöl, Schmalz, Talg): 11,8g (0-11,8g)

4. Zugesetzter Zucker

  • Alle Süßungsmittel: 31g (0-31g)

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