Studie: Covid-19 könnte Kawasaki-Syndrom bei Kindern auslösen
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Bei einem Kind wird die Körpertemperatur überprüft. (Symbolbild)
© Quelle: Getty Images
Eine neu veröffentlichte Studie von Forschern aus Frankreich kommt zu dem Schluss, dass eine Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 Auslöser für die Kawasaki-Krankheit bei Kindern sein könnte. Eine Auswertung von Krankenhausdaten der letzten 15 Jahre aus der Pariser Region zeigt, dass es mit der Ausbreitung der Corona-Epidemie vor Ort auch mehr diagnostizierte Fälle der Kawasaki-Krankheit in Frankreichs Hauptstadt gibt.
Die Studie ist Anfang Juli in der Fachzeitschrift “Lancet” erschienen. Durch den Datenvergleich über mehrere Jahre stellten die Forscher jedoch ebenfalls fest, dass auch während der H1N1-Pandemie (Schweinegrippe) im Dezember 2009 vermehrt Kawasaki-Erkrankte in den Kliniken auftauchten. Sprich: Es könnte grundsätzlich einen Zusammenhang geben zwischen durch Viren ausgelöste Atemwegserkrankungen und dem Kawasaki-Syndrom.
Kawasaki-Syndrom in den Pandemie-Hotspots?
Bislang ist unklar, wodurch das Kawasaki-Syndrom ausgelöst wird. Es gibt schon länger Vermutungen, dass es einen Zusammenhang zu Viruserkrankungen gibt. Für endgültige Beweise müsse es weitere epidemiologische Studien zur Verbindung von Sars-CoV-2 geben, räumen die Studienautoren ein.
Gesundheitsdienstleister sollten darauf vorbereitet sein, einen Zustrom von Patienten mit schwerer Kawasaki-Krankheit zu bewältigen.
Aus der Studie
“Gesundheitsdienstleister sollten darauf vorbereitet sein, einen Zustrom von Patienten mit schwerer Kawasaki-Krankheit zu bewältigen”, betonen die Forscher. “Insbesondere in Ländern, in denen der Höchststand von Covid-19 kürzlich erreicht wurde.” Nicht nur in Europa tauchen seit Beginn der Pandemie vermehrt Kinder mit stark entzündeten Blutgefäßen, Fieber und Hautausschlag auf. Auch in den USA mehrten sich Berichte – vor allem in dem Zeitraum, als New York als Hotspot galt.
Entzündungen bei Kindern tauchen während Virusepidemien auf
Die Kawasaki-Erkrankung ist laut dem Klinikum Stuttgart eine Gefäßentzündung der kleinen und mittleren Arterien. Sie tritt vor allem bei Kindern im ersten und zweiten Lebensjahr auf. Besonders bedeutsam ist die mögliche Beteiligung der Herzkranzgefäße. Symptome sind unter anderem Fieber bis zu 40 Grad, Augenentzündungen, geschwollene Lippen, Rötungen an Händen und Füßen und Hautausschlag.
Laut einer britischen Studie von Wissenschaftlern des London Imperial College könnte es sich beim derzeit vermehrt auftretenden Syndrom bei Kindern in Zusammenhang mit Covid-19 auch um eine völlig neue Krankheit handeln, die aber ähnlich wie beim Kawasaki-Syndrom zu einer Überreaktion des Immunsystems führt. Die britischen Ärzte sprechen vom Pädiatrischen Entzündlichen Multisystem-Syndrom, kurz PIMS. In Verbindung mit dem Coroanvirus sprechen Experten von PIMS-TS. Im Unterschied zu Kawasaki litten die in Großbritannien beobachteten Kinder in vielen Fällen an Bauchschmerzen und Durchfall. Vor allem ältere, rund neun Jahre alte Kinder waren betroffen.
Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Mitte Mai einen Steckbrief zur womöglich neuen Entzündungserscheinung in Abgrenzung vom klassischen Kawasaki-Syndrom veröffentlicht.
PIMS oder Kawasaki? Es braucht mehr Studien
Allerdings sind es nach bisherigen Daten im Vergleich nur wenige Kinder, die unter den Entzündungserscheinungen leiden. Eine Ende Juni in der Fachzeitschrift “Lancet” erschienene und umfangreiche internationale Studie hat Krankenhausdaten mit an Sars-CoV-2 infizierten Kindern aus 25 europäischen Ländern ausgewertet. “Unsere Daten zeigen, dass Kinder und Jugendliche insgesamt weniger stark von Covid-19 betroffen sind als Erwachsene”, heißt es dort. Wenn Kinder erkranken, gebe es in der Regel einen milden Verlauf.
Allerdings tauchten auch in ihrer Analyse Berichte von Kindern mit Kawasaki-ähnlichen Entzündungen auf. “Weitere Forschungsarbeiten sind erforderlich, um diese neu auftretende Krankheitseinheit im Detail zu charakterisieren und die Langzeitfolgen betroffener Kinder zu bestimmen”, resümieren die Forscher.
RND