Studie: Mehr als 60 Millionen Inder könnten sich mit dem Coronavirus infiziert haben
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Die Corona-Dunkelziffer ist in Indien sehr groß.
© Quelle: imago images/Pacific Press Agency
Es wären mehr als zehnmal so viele Menschen wie offiziell gemeldet: In Indien könnten sich inzwischen mehr als 60 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert haben. Das hat eine Studie des Indian Council of Medical Research ergeben, von der CNN berichtet.
Tatsächliche Zahl der Infizierten könnte deutlich höher sein
In einer landesweiten Erhebung, an der mehr als 29.000 Menschen aus 700 Dörfern und Bezirken teilnahmen und die von Mitte August bis Mitte September durchgeführt wurde, konnten bei etwa einer von 15 Personen über zehn Jahren Antikörper gegen das Coronavirus festgestellt werden.
Von den 1,3 Milliarden Einwohnern des Landes sind mehr als 966 Millionen zehn Jahre alt oder älter. Wenn eine von 15 Personen aus dieser Gruppe mit Sars-CoV-2 infiziert wäre, wären das insgesamt 63,78 Millionen Menschen. Die Erhebung deutet demnach darauf hin, dass auf jede offiziell gemeldete Infektion tatsächlich 26 bis 32 weitere Infizierte kommen, die nicht registriert sind, erklärte einer der Studienautoren laut CNN.
In Indien wird nicht ausreichend getestet
Zu erklären ist das unter anderem durch häufige Fehler bei der Meldung und Registrierung von Fällen. Ein weiterer Grund könnten zudem unzureichende Tests sein. Indien hat seine Testungen zwar intensiviert und die Zahl der im August durchgeführten Tests fast verdoppelt – aber das Land liegt immer noch weit hinter anderen großen Ländern zurück. Laut der Johns Hopkins University werden nur etwa 82 von 100.000 Menschen in Indien pro Tag getestet – im Vergleich zu etwa 284 in den USA und 329 in Großbritannien.
Durchschnittlicher Krankenhausaufenthalt ist in Indien sehr kurz
Bis Mittwoch hat Indien mehr als 6,1 Millionen Fälle und 96.000 Todesfälle gemeldet, so die Daten der Johns Hopkins University. Außergewöhnlich in Indien ist, dass der durchschnittliche Krankenhausaufenthalt dort lediglich fünf Tage dauert, bevor der Patient verstirbt – verglichen mit zwei Wochen in den Vereinigten Staaten. Grund dafür könnte der eingeschränkte Zugang zu qualitativ hochwertiger Versorgung sein, berichtet die “New York Times”. Die Zahl der Todesfälle nimmt mit zunehmendem Alter ab. Inder, die älter als 65 Jahre werden, sind in der Regel wohlhabend und haben häufiger Zugang zu einer guten Gesundheitsversorgung.
Die Sterblichkeitsrate in Indien ist mit 1,6 Prozent hingegen viel niedriger als in anderen Ländern – verglichen mit 2,9 Prozent in den USA, 9,5 Prozent in Großbritannien und 11,5 Prozent in Italien, so die Johns Hopkins University. Doch auch hier ist wahrscheinlich die Dunkelziffer groß.
RND/tmo