Wie bereiten sich Kliniken in einzelnen Bundesländern auf eine Corona-Welle vor?

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind alle Krankenhäuser in Baden-Württemberg, wie hier in Tübingen, in der Lage, Erkrankte aufzunehmen und zu isolieren.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind alle Krankenhäuser in Baden-Württemberg, wie hier in Tübingen, in der Lage, Erkrankte aufzunehmen und zu isolieren.

Deutschlands Krankenhäuser sind nach Einschätzung des Marburger Bundes auf eine Ausbreitung des neuen Coronavirus gut vorbereitet. Bereits bisher verfügten die Kliniken über klare Strukturen dazu, was im Fall von Infektionen zu tun sei, sagte die Vorsitzende des Ärzteverbands, Susanne Johna, in Berlin.

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Johna ist zugleich das für Epidemiologie zuständige Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer. Dabei gehe es etwa um die Wegeführung im Krankenhaus sowie um die Unterbringung der betroffenen Patienten in Einzelzimmern mit Nasszelle. „In allen Kliniken gibt es sogenannte Ausbruchs-Managementpläne“, so Johna. Die Abläufe bei Epidemien müssten nicht neu geregelt werden. Die Patienten würden dann so durch die Klinik geleitet, dass sie niemanden anstecken - und kämen in Einzelzimmer.

„Wir sind in Deutschland gut aufgestellt, aber wenn das Infektionsgeschehen außer Kontrolle gerät und Infektionsketten nicht sicher nachvollzogen werden können, wird es schwerer, die Krankheit einzudämmen.“

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Deutschland hat die höchste Dichte an Krankenhausbetten

Betten mit speziellen Unterdruckschleusen, wie sie etwa für extrem gefährliche Infektionskrankheiten wie Ebola vorgesehen sind, gibt es deutschlandweit nur 47. Für das Coronavirus braucht man diese den offiziellen Empfehlungen zufolge nicht. Ein Sprecher der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) sagt: „Ein Isolierzimmer kann jedes Zimmer im Krankenhaus sein, in dem eine gegebenenfalls vorhandene, mit anderen Zimmern verbundene Lüftung abschaltbar ist und das über eine eigene Nasszelle verfügt.“

Der Regensburger Infektiologe Bernd Salzberger meint: „Wir haben in Deutschland international die höchste Dichte an Krankenhausbetten, das hilft natürlich in einem Notfall.“ Engpässe aber kann es in verschiedener Form geben. Ein Beispiel laut einem DKG-Sprecher: „Wenn es keine Mund-Nasen-Vorrichtungen mehr gibt, kann ein Krankenhaus keine Eingriffe mehr durchführen.“

Auch Personal-Engpässe seien denkbar - vor allem wenn sich Pfleger und Ärzte selbst infizieren oder als Kontaktperson unter Quarantäne gestellt werden. Mögliche Schwachstellen sehen Experten auch bei den Arztpraxen - der Deutsche Hausärzteverband äußert sich dazu zunächst nicht.

Welche Coronavirus-Vorkehrungen einzelne Bundesländer getroffen haben, lesen Sie hier. Die Liste wird fortlaufend ergänzt und aktualisiert.

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Brandenburg: Land ist Umgang mit hochinfektiösen Patienten “sehr gewohnt”

Bislang gibt es in Brandenburg noch keinen Fall. Kliniken und Behörden stellen sich aber auf den Ernstfall ein. „Wir stehen in engem Kontakt zum Robert Koch-Institut, zum Bundesgesundheitsministerium und zu anderen Bundesländern“, teilte ein Sprecher des Ministeriums am Mittwoch mit. Auch das Ernst von Bergmann Klinikum in Potsdam steht nach eigenen Angaben bereit.

„Wir sind sehr gewohnt im Umgang mit hochinfektiösen Patienten, die Prozesse sind eingespielt, die Routine ist da“, sagte Sprecherin Damaris Hunsmann. Am Potsdamer Klinikum gibt es nach Angaben von Hunsmann eine eigene Abteilung für Infektiologie. Dort beschäftige man sich schon seit dem Ausbruch Ende vergangenen Jahres mit dem Erreger.

Inzwischen gebe es ein Expertenteam, das im engen Austausch mit dem Robert Koch-Institut, den Charité-Kliniken in Berlin, anderen Kliniken in Brandenburg sowie den Gesundheitsbehörden stehe. Außerdem gebe es einen detaillierten Ablaufplan für den Umgang mit möglichen Coronavirus-Patienten - von der Vorstellung in der Notaufnahme bis zur Entlassung. In der Klinik gibt es eine Isolierstation, auf der andere Patienten mit hochansteckenden Krankheiten behandelt werden, wie Hunsmann sagte. Schutzkleidung sei deshalb immer in ausreichender Menge vorhanden. Derzeit werde aber kein Verdachtsfall an der Klinik behandelt.

Am Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus hat man sich nach den Worten von Sprecherin Christina Rogalski intensiv vorbereitet, „soweit dies überhaupt möglich ist, denn wir wissen nicht, wann was genau geschehen könnte“. Demnach wurde ein Krisenstab „Corona“ eingerichtet und ein konkreter Fahrplan für den Umgang mit begründeten Verdachtsfällen erarbeitet. „Die Vorbereitung der Räumlichkeiten, die Überprüfung der raumlufttechnischen Anlagen sowie die Schutzausstattung für die Mitarbeitenden wurde in ausreichendem Maße beschafft.“ Auch werden Mitarbeiter kontinuierlich geschult. Da gegenwärtig weder eine spezifische Therapie noch eine Impfung für das Corona-Virus existierten, würden Symptome der Krankheit von Covid-19 in Abhängigkeit von der Schwere des Krankheitsbildes symptomatisch behandelt.

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Rheinland-Pfalz: Ministerpräsidentin sieht ihr Land “gut aufgestellt”

Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sieht ihr Land “gut aufgestellt”. Das Mainzer Gesundheitsministerium teilte mit, Rheinland-Pfalz stehe „in einem engen und regelmäßigen Kontakt“ mit den zuständigen Bundesbehörden, dem Robert-Koch-Institut, anderen Bundesländern und den kommunalen Gesundheitsämtern. Die Behandlung von Patienten könne „je nach Ausbruchssituation und Schwere der Symptomatik“ durch niedergelassene Ärzte oder Krankenhäuser erfolgen.

In den Kliniken gebe es ausreichende Kapazitäten und Maßnahmenpläne für den Umgang mit hochgradig ansteckenden Krankheiten: „Je nach Ausmaß und Dauer eines möglichen Corona-Ausbruchs können Krankenhäuser im erforderlichen Fall durch die Verschiebung planbarer Eingriffe erweiterte Kapazitäten bereitstellen.“ In der Universitätsmedizin Mainz und im Trierer Brüderkrankenhaus würden zudem spezielle Isolierstationen vorgehalten.

Mecklenburg-Vorpommern: Land ist auf schwere Krankheitsverläufe eingestellt

Bis Mittwoch gab es in Mecklenburg-Vorpommern keine Verdachtsfälle oder bestätigten Infektionen mit dem Erreger der neuen Lungenkrankheit. Das Land ist nach Einschätzung von Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) für Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus und auch für schwere Krankheitsverläufe gerüstet. Die Kliniken im Nordosten verfügen nach seinen Angaben über 194 Isolierbetten. Diese stünden in Patientenzimmern mit Schleuse, erklärte Glawe am Mittwoch. Ein Teil der Zimmer habe außerdem eine raumlufttechnische Anlage. 215 Betten auf Intensivstationen seien mit Beatmungskapazitäten ausgestattet.

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„Die Gesundheitsbehörden stehen im Austausch“, sagte Glawe. Das Gesundheitssystem sei auf die aktuelle Lage gut vorbereitet. Aktuell sei bei begründeten Verdachtsfällen und laborbestätigten Covid-19-Fällen eine stationäre Einweisung vorgesehen. Die Kontaktpersonen des betroffenen Patienten würden ermittelt und auf Symptome beobachtet. So soll versucht werden, Infektionsketten zu beenden. Momentan gebe es keinen Anlass zur Beunruhigung, betonte der Minister. „Auch wenn es weltweit Neuinfektionen gibt, ist es wichtig, Ruhe zu bewahren.“ Panik sei kein guter Ratgeber.

Schleswig-Holstein: Pandemieplan gibt Orientierung bei der Vorbereitung

Die Behörden bereiten sich auf mögliche Infektionen mit dem Coronavirus vor. „Wir nehmen die Situation sehr ernst und müssen auch in Schleswig-Holstein mit dem Auftreten von Coronainfektionen rechnen“, sagte Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) am Mittwoch. „Alle Beteiligten stellen sich auf weitere Schritte bei der Strategie des infektionshygienischen Managements ein.“ Basis dafür sei der Nationale Pandemieplan sowie der Influenza-Pandemieplan des Landes.

Garg tauschte sich am Mittwoch mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und den Ministern der anderen Länder in einer Telefonkonferenz zur Situation aus. Nach Ministeriumsangaben gibt es im Norden weiterhin keinen bestätigten Fall einer Infektion mit dem Coronavirus (Stand 26. Februar 2020).

Baden-Württemberg: Alle Krankenhäuser sind in der Lage, Erkrankte aufzunehmen

Gesundheitsminister Manne Lucha mahnt trotz mehrerer bestätigter Fälle zur Besonnnheit: „Es gibt keinen Grund zur Unruhe.“ Die Behörden reagierten „ruhig, besonnen, lageorientiert“. Baden-Württemberg habe sich schon früh auf diesen Fall eingestellt. Alle beteiligten Stellen arbeiten eng und intensiv zusammen.

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Nach Angaben seines Ministeriums sind alle Krankenhäuser im Land in der Lage, Erkrankte aufzunehmen und zu isolieren. Zur Prophylaxe gehört zum Beispiel, dass bei einem nicht erhärteten Verdacht auf Influenza automatisch auch Laboruntersuchungen auf Corona vorgenommen werden. Labore beim Landesgesundheitsamt in Stuttgart und in den Unikliniken Heidelberg und Freiburg können die Erkrankung innerhalb von fünf Stunden feststellen.

Thüringen: Arztpraxen rüsten sich für Coronavirus-Ausbruch

Die in Thüringen niedergelassenen Ärzte rüsten sich für den möglichen Fall eines größeren Ausbruchs von Erkrankungen durch das neuartige Coronavirus. Bei einer hohen Zahl von Infizierten sei es denkbar, dass ein zusätzlicher Hausbesuchsdienst aufgebaut werden müsse, sagte die Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung, Annette Rommel. „Wir arbeiten an einem Konzept für einen solchen Fall.“

Praxen würden ständig sachgerecht mit aktuellen Informationen des Berliner Robert Koch-Instituts (RKI) zum Virus versorgt, betonte Rommel. Zudem sei dem Thüringer Gesundheitsministerium der Bedarf der Praxen an Schutzkleidung und Atemmasken übermittelt worden. Viele niedergelassene Ärzte hätten sich diese aber schon selbst besorgt.

Patienten sind nach Beobachtungen der KV-Chefin teilweise verunsichert. Grund zur Panik besteht aus ihrer Sicht allerdings nicht. Die Situation in Thüringen erfordere ein ruhiges Vorgehen. Das Wichtigste sei die Einhaltung völlig normaler Hygieneregeln. In Thüringen gibt bislang keine Fälle von Infektionen mit dem Coronavirus Sars-CoV-2, das jüngst bei Menschen in mehreren Bundesländern nachgewiesen wurde. Eine Handvoll Verdachtsfälle seit Anfang Februar hatten sich nicht bestätigt.

Hessen: 3500 Isolierbetten stehen bereit

Die hessische Landesregierung sieht sich für den Fall von Erkrankungen an Covid-19 in dem Bundesland gut gerüstet. Sozialminister Kai Klose (Grüne) betonte am Mittwoch, dass sich die zuständigen Behörden von Bund, Ländern und Kommunen im ständigen Kontakt befänden, und auch die Zahl von Isolierbetten in den hessischen Krankenhäusern wäre im Fall der Fälle mit derzeit bis zu 3500 ausreichend.

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Nach Ansicht des Leiters des Frankfurter Gesundheitsamts, Rene Gottschalk, seien die Krankenhäuser ausreichend mit Schutzkleidung ausgestattet. Bei Bedarf könnten zudem auch Betten in anderen Klinikabteilungen für die Aufnahme von Infektionspatienten umgerüstet werden.

Hamburg: Verdachtsfälle können binnen weniger Stunden überprüft werden

Der Klinikkonzern Asklepios ist nach eigenen Angaben für Erkrankte mit dem Coronavirus gerüstet. „Wir sind vorbereitet“, sagte ein Asklepios-Sprecher. Die Mitarbeiter seien nach den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts geschult. Der Konzern verfüge in Hamburg über das eigene Labor Medilys. Innerhalb weniger Stunden könnten die Spezialisten dort einen Verdachtsfall auf das Virus Sars-CoV-2 klären. Zudem gebe es in jeder Klinik Hygienebeauftragte, die auf die Einhaltung der Bestimmungen achteten. Die sieben Hamburger Krankenhäuser des Konzerns versorgen mehr als die Hälfte aller medizinischen Notfälle in der Hansestadt.

In Hamburg meldeten sich mehr Bürger in Arztpraxen und Krankenhäusern, hieß es am Mittwoch aus der Gesundheitsbehörde. Zum Teil seien Menschen auch in die Notaufnahmen gekommen, wo eventuell eine Probe genommen werde. Es gebe bislang aber keinen bestätigten Fall eines Patienten mit dem Virus Sars-CoV-2, sagte eine Sprecherin (Stand 26. Februar 2020).

Die Behörde riet besorgten Bürgern, sich zunächst telefonisch beim ärztlichen Bereitschaftsdienst 116117 zu melden. Auskünfte erteilen auch die Gesundheitsämter der Bezirke und der Hamburg-Service unter der Nummer 115. Am Flughafen, Hauptbahnhof und Zentralen Busbahnhof wollte die Taskforce der Gesundheitsbehörde Informationen für Reisende aus Italien auslegen.

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Das Informationsbedürfnis sei auch wegen der am Wochenende beginnenden Schulferien groß. Die Schulen haben ihre Kontakte nach China bereits Ende Januar ausgesetzt, wie ein Sprecher der Schulbehörde sagte. Die Lage in Italien werde beobachtet.

Niedersachsen: Expertenkreis koordiniert Verfahrensweisen

Weil sich das neuartige Coronavirus in Italien immer weiter verbreitet, stellt sich die Landesregierung auf einen möglichen Ausbruch zwischen Harz und Nordsee ein. Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) sagte im Landtag: „Wir müssen auch in Niedersachsen mit ersten Fällen rechnen.“ Das „Überwachungssystem“ für akute Atemwegserkrankungen werde auf das Coronavirus ausgedehnt.

Damit testet das Landesgesundheitsamt ab sofort aus Arztpraxen eingeschickte Proben von Patienten mit Grippeverdacht auch auf den aus China stammenden Erreger. Zudem kam am Mittwoch ein Expertenkreis unter anderem mit Vertretern des Gesundheitssystems zusammen, um alle mit dem Infektionsgeschehen verbundenen Verfahren zu koordinieren.

RND/dpa/epd

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