„Augenblicke“ – Unterwegs mit Agnès Varda
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Augenblicke: Agnès Varda und der Street-Art-Künstler JR.
© Quelle: Weltkino
Hannover. Agnès Varda ist seit gestern 90. Doch das Alter merkt man der „Großmutter der Novelle Vague“ nicht an. Gemeinsam mit dem Street-Art-Künstler JR begibt sie sich auf eine Reise kreuz und quer durch Frankreich, um sich im Wortsinn ein Bild von den Menschen zu machen. Die kleine, alte Dame und der junge Schlaks geben optisch einen wunderbaren Gegensatz ab. Gemeinsam ist den beiden die Freude am Kontakt zu Menschen.
Aus der alltäglichen Begegnung entsteht Kunst
JR hat einen Kleinbus, in dessen Innern sich eine Fotokabine befindet. Doch kommen keine Passbilder, sondern großformatige Poster aus dem Schlitz. Das Fotomobil wird zur fahrenden Begegnungsstätte. Im Norden Frankreichs soll eine ganze Bergarbeitersiedlung abgerissen werden. Varda und JR verwandeln das Viertel in eine Ausstellung, indem sie die Häuserfassaden mit großformatigen Bildern von Minenarbeitern bekleben.
Mit ihren riesigen Fotos erschaffen sie Denkmäler für Menschen, die sonst keine bekommen. Die Würdigungen reichen vom Gruppenbild der Belegschaft einer Chlorfabrik auf der Lagerhalle bis zum Foto einer jungen Kellnerin auf der Kneipenfassade – die Kunst entsteht aus der alltäglichen Begegnung.
Der Film berührt durch die Zugänglichkeit der Menschen und umgekehrt durch die Offenheit der beiden Künstler. Das Publikum wird belohnt mit Geschichten und Gesichtern, die von der Vielfältigkeit des menschlichen Daseins erzählen.
Von Martin Schwickert / RND