Darum geht es bei "La Bohéme"
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/HHRHKZMQWW5OJLVKRCGLZGBIEA.jpg)
Künstlerleben auf der NDR-Bühne: Die Künstlerfreunde bei der Generalprobe.
© Quelle: Behrens
Hannover. Und dann klingt die Musik etwa bei der ersten Begegnung des Dichters Rodolfo mit der Näherin Mimì auch noch so berauschend, dass man kaum glauben kann, dass es hier nur um eine verloschene Kerze geht. Geht es ja auch nicht: Es geht wie fast immer in der Oper um die große Liebe.
Doch schön der Reihe nach: In einer schäbigen Pariser Dachwohnung frieren Rodolfo (in Hannover: Michael Fabiano) und der Maler Marcello, mit dem er in einer Art Künstler-WG lebt, weil beide kein Geld für Brennholz haben. Um etwas Wärme zu gewinnen, verbrennt Rodolfo sein gerade vollendetes Theaterstück. Als es verloschen ist, besucht der ebenfalls abgebrannte Philosoph Colline die Freunde, dann stößt noch der Musiker Schaunard hinzu. Letzterer hat durch den Auftrag eines musikbegeisterten Engländers etwas Geld verdient und bringt Wein, Essen und Feuerholz mit.
Sofort starten die Freunde ein improvisiertes Fest, das von einem Klopfen an der Tür unterbrochen wird: Der Vermieter will die Miete eintreiben. Die Freunde laden ihn zu ihrer Mahlzeit ein und bringen ihn dazu, dass er sich mit seinem Erfolg bei Frauen brüstet. Vorgeblich moralisch entrüstet schmeißen die Künstler den Vermieter daraufhin aus der Wohnung und beschließen, im Café Momus unten auf der Straße weiterzufeiern.
Rodolfo muss noch einen Artikel beenden und verspricht, nachzukommen. Als er allein ist, steht seine Nachbarin Mimì (Carmen Giannattasio) vor der Tür. In ihrer Wohnung ist die Kerze ausgegangen, und sie hat keine Zündhölzer im Haus. Rodolfo zündet ihre Kerze an, und Mimì will die Wohnung wieder verlassen, erleidet aber einen Schwächeanfall, bei dem sie den Wohnungsschlüssel verliert. Rodolfo nutzt die Gelegenheit: Er löscht das Licht, versteckt den Schlüssel, den er sofort gesehen hat - und wenige Takte später sind die beiden ein Paar, und der erste Akt ist zu Ende.
Der zweite Akt spielt im Weihnachtstrubel einer Straße im Quartier Latin und bringt die Bekanntschaft mit Musetta (Angel Joy Blue), der Immer-mal-wieder-Liebe von Marcello. Eben lässt sie sich von einem reichen Liebhaber aushalten, den sie am Ende des Aktes einmal mehr zugunsten von Marcello verlässt.
In der Pause sind nicht nur einige Minuten, sondern Wochen vergangen. Die Paare aus den ersten beiden Akten haben sich getrennt - und sind sehr unglücklich darüber. Mimì wird Zeugin eines Gesprächs, in dem Rodolfo verrät, warum er sie wirklich verlassen hat: Er wollte ihr nicht länger seine ärmliche Unterkunft zumuten, in der sich ihre Krankheit spürbar verschlimmert hatte. Mimì tritt aus dem Versteck, und beide bekräftigen die Trennung - schieben sie aber bis zum Frühling auf, weil man im Winter sonst zu einsam wäre.
Der vierte Akt bringt den Frühling und doch nur düstere Stimmung: In der Mansarde beschwören die Künstlerfreunde das vergangene Liebesglück. Plötzlich stürzt Musetta mit Mimì in die Wohnung: Mimì braucht ärztliche Hilfe. Um die zu finanzieren, beschließt der Colline in einer ausgedehnten Abschiedsarie, seinen Mantel zu verkaufen. Als er gegangen ist, beschworen Rodolfo und seine siechende Freundin ein letztes Mal ihre Liebe. Dann schläft Mimì ein - und stirbt. Als der Dichter das bemerkt, ruft er in expressiven Schreien ihren Namen, was verlässlich auch bei manchen Zuhörer Tränen hervorruft - selbst wenn der nicht alles verstanden hat.