Das Haus von Roger Willemsen wird zur Künstlervilla

Das Künstlerhaus "“Villa Willemsen" im ehemaligen Wohnhaus von Roger Willemsen.

Das Künstlerhaus "“Villa Willemsen" im ehemaligen Wohnhaus von Roger Willemsen.

Wentorf. Am Mühlenteich 10, hier hat Roger Willemsen gewohnt. In einem Haus in einer ruhigen Straße in Wentorf, einem Ort im Osten Hamburgs. Seine Bücher stehen hier im Regal, seine Musik im Schrank, er selbst jedoch ist seit gut zwei Jahren nicht mehr da. Jetzt aber zieht neues Leben ein.

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Ein Künstlerhaus soll es werden, die „Villa Willemsen“, in der Stipendiaten für einige Monate leben und arbeiten können. Und zwar quer durch die Genres: Maler und Musiker, Film-, Performance- und bildende Künstler, Autoren natürlich und auch politische Kabarettisten. Mit Frank Schulz („Morbus fonticuli“) und Claudia Rusch („Zatopek und die schlafenden Hunde“) ziehen dieser Tage schon die ersten beiden Schriftsteller ein.

Ein Foto von Roger Willemsen im Flur der Villa.

Ein Foto von Roger Willemsen im Flur der Villa.

Willemsen hatte das Haus im Sommer 2015 gekauft, eine mehr als hundert Jahre alte Villa im Grünen. Aus Hamburg war er da hergezogen und hatte sich gefreut auf ein großes, offenes Haus. Aber er hatte nicht mehr lange zu leben. Im Februar 2016 starb er an Krebs, ein Mann von 60 Jahren, der immer voller Energie gewesen war, für sich und gerade auch für andere. Wenn jetzt sein Haus Künstlern offen steht, ist das nur folgerichtig.

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Er gab noch kurz vor seinem Tod sein Okay

Und in seinem Sinne. Er habe noch kurz vor seinem Tod sein Okay gegeben, sagte sein Freund, der Mare-Verleger Nikolaus Gelpke, gestern zur Eröffnung. Er sei begeistert gewesen und habe sofort Pläne gemacht, wie immer eigentlich, wenn ihm etwas am Herzen gelegen habe. Mit acht Freunden seien sie an diesem Tag bei ihm gewesen, als die Idee geboren wurde. Jene acht, die jetzt auch das Kuratorium der neugegründeten Roger-Willemsen-Stiftung bilden.

Er habe dem Freund sehr viel zu verdanken, sagte Gelpke, dessen Verlag das Haus für die Stiftung gekauft hat. Willemsen sei "zu hundert Prozent" für sein berufliches und privates Glück verantwortlich gewesen. "Ohne ihn gäbe es diesen Verlag so nicht, und ohne ihn wäre ich nicht so glücklich verheiratet. Er hatte ein unfassbar großes Herz."

Ein Stipendiatenzimmer im Künstlerhaus "Villa Willemsen" im ehemaligen Wohnhaus von Roger Willemsen.

Ein Stipendiatenzimmer im Künstlerhaus "Villa Willemsen" im ehemaligen Wohnhaus von Roger Willemsen.

Auch seine langjährige Mitarbeiterin Julia Wittgens erinnerte an einen Menschen mit einer ungeheuren Begabung zur Zugewandtheit. An einen „Berserker der Arbeit“, der morgens um fünf die erste und nachts um eins die letzte Mail schickte. Der in Film und Fernsehen aktiv war, im Radio, auf der Bühne, der Bücher sonder Zahl geschrieben und sich engagiert hat, der neugierig war, verlässlich und immer da. Einen „idealen Freund“ hatte ihn die Mare-Programmleiterin Katja Scholtz in ihrer Trauerrede bei seinem Begräbnis genannt.

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Willemsen hat hier allein gelebt. Er hinterlässt keine Frau und keine Kinder. Aber er hinterlässt tausende von CDs, die alphabetisch geordnet in den Regalen stehen, Klassik und Jazz, und oben drauf Fotos von Chet Baker und Ray Charles. Er hinterlässt eine Kunstsammlung, Möbel und eine Bibliothek, die sich vom Parkett bis an die hohen Stuckdecken erstreckt, die Bücher vorne an die Kante gerückt. Und er hinterlässt einen Mann, der ebenfalls zur Eröffnung gekommen war: Herbert Grönemeyer.

Sie kannten sich seit 1990, erzählte der Sänger. Er hatte damals eine Kampagne gegen Äußerungen von Helmut Kohl auf den Weg gebracht, Willemsen hatte ihn fürs Fernsehen interviewt, und dann haben sie sich nicht mehr aus den Augen verloren. „Er war sehr schnell im Kopf, sehr klug, sehr gebildet“, sagte er. „Und immer sehr verschmitzt.“ Er habe sein großes Wissen nicht ausgestellt, sondern spielerisch unters Volk gebracht. „Er wollte die Leute glücklich machen. Ein wunderbarer Freund.“ Und ein ehemaliger Botschafter der Organisation Afghanischer Frauenverein, dessen Aufgabe jetzt Grönemeyer übernommen hat.

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Bis zu zehn Stipendiaten pro Jahr sollen in dem Haus leben und arbeiten, zwei wird immer der Mare-Verlag finanzieren. Unterstützt wird die Arbeit der Willemsen-Stiftung von einem Förderverein.

Roger Willemsens Bibliothel

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Von Peter Intelmann

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