Die Augsburger Puppenkiste wird 70 Jahre alt
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Die Marionetten "Tur Tur", "Jim Knopf" und "Lukas" mit "Emma" der Lokomotive
© Quelle: dpa
Ausgburg. 700 Kilometer von Augsburg entfernt, in der französischen Küstenstadt Calais, nahm die Erfolgsgeschichte des berühmten Marionettentheaters ihren Anfang. Während des Zweiten Weltkriegs war der Schauspieler Walter Oehmichen als Soldat in einer französischen Schule stationiert. Dort entdeckte er ein kleines Puppentheater, baute aus einfachen Utensilien die ersten Marionetten und spielte seinen Kameraden kurze Stücke vor.
Zurück in Deutschland baute Oehmichen gemeinsam mit seiner Frau Rose und den Töchtern Hannelore und Ulla ein eigenes Marionettentheater. Ein Jahr später fiel der „Puppenschrein“ im Bombenhagel den Flammen zum Opfer. Doch die Oehmichen-Familie ließ sich nicht entmutigen und so feierte das erste Stück „Der gestiefelte Kater“ am 26. Februar 1948 in der Kirche des ehemaligen Heilig-Geist-Spitals von Augsburg vor Publikum Premiere. Nachwuchs-Schauspieler wie Manfred Jenning spielten und sprachen die Figuren, die zunächst von Walter und später von Tochter Hannelore geschnitzt wurden. Ihre erste Puppe - den kleinen Prinzen - fertigte Hannelore bereits im Alter von 13 Jahren. Mutter Hannelore kleidete die Marionetten ein und übernahm ebenfalls einige Sprecherrollen.
Klassiker im Fernsehen und auf der Leinwand
Das Puppenspiel begeisterte die Zuschauer und so fanden die liebevoll gestalteten Marionetten ihren Weg ins Fernsehen. 1953 strahlte der NDR mit „Peter und der Wolf“ die erste Sendung aus. Schnell war die Puppenkiste aus Augsburg in ganz Deutschland bekannt, mehr als hundert Märchen und Kindergeschichten folgten, darunter Klassiker wie „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“, „Urmel aus dem Eis“ und „Kater Mikesch“.
Für die erwachsenen Theatergänger führt das Ensemble zudem ein politisches Kabarett-Programm auf. Die Marionetten von Angela Merkel, Ursula von der Leyen, Anton Hofreiter und Gregor Gysi gehören seit einigen Jahren zur Besetzung. Ob auf dem Schiff, im Weltall oder in der Steinzeit – am seidenen Faden tanzt die politische Elite durch die Kulissen.
Um auch bei den Jüngeren weiterhin bekannt zu bleiben, will der Urenkel von Rose und Walter Oehmichen, Jürgen Marschall, künftig weiter aufs Kino setzen. Nachdem an Weihnachten 2016 und 2017 Bühnenstück auf den Leinwänden liefen, ist auch für dieses Jahr ein neuer Weihnachtsfilm geplant.
Von RND/Mila Krull