Eine verhängnisvolle Affäre – „Wir töten Stella“

Und vergib uns unsere Schuld: Auf Anna (Martina Gedeck) lastet der Tod der Studentin Stella, die eine Affäre mit ihrem Mann begonnen hatte.

Und vergib uns unsere Schuld: Auf Anna (Martina Gedeck) lastet der Tod der Studentin Stella, die eine Affäre mit ihrem Mann begonnen hatte.

Hannover. Vor sechs Jahren hat Regisseur Julian Pölsler den Roman „Die Wand“ von Marlen Haushofer verfilmt. Nun legt er nach: mit der Adaption einer Novelle der österreichischen Schriftstellerin, die fünf Jahre vor deren wohl berühmtestem Roman entstand. Und wieder übernimmt Martina Gedeck die Hauptrolle. In einer Traumsequenz lässt der Regisseur sie sogar erneut an eine unsichtbare Wand stoßen. Dennoch hat Pölsler kein wirkliches Prequel zu seinem Vorgänger-Kinofilm gedreht.

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Von Schuld, Tod und Weiterleben

In „Wir töten Stella“ trägt Gedecks Figur den Namen Anna und haut in die Tasten einer Schreibmaschine, um ihr Gewissen zu erleichtern. Sie fühlt sich mitschuldig am Tod der titelgebenden Studentin, der wahrscheinlich ein Selbstmord war. Anna und ihr Anwaltsgatte Richard (Matthias Brandt) hatten Stella (Mala Emde), deren Mutter mit Anna befreundet ist, bei sich und ihren beiden Kindern wohnen lassen. Platz genug ist da, menschliche Anteilnahme eher weniger. Anna ließ es geschehen, dass sich ihr notorisch fremdgängerischer Mann an die schüchterne Studentin heranmachte und sie später eiskalt fallen ließ ...

Pölslers Blick in die Abgründe einer bürgerlichen Familie, deren heile Fassade unbedingt aufrechterhalten werden soll, ist kühl und distanziert. Dabei macht der Film aus seinem literarischen Ursprung kein Hehl. Anna reflektiert viel aus dem Off, auch die Dialoge in den Rückblenden scheinen direkt der Vorlage entnommen worden zu sein. Diese formale Strenge, die sich ebenso im präzisen Spiel der Darsteller findet, besticht. Und Matthias Brandts unaufgeregte Vorstellung als gefühlskalter Hausherr lässt einen wahrlich frösteln.

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Inhaltlich ergibt sich indes ein Problem. Weil sich der Regisseur eng an die 1958 erschienene Novelle hält, deren Geschichte aber sichtlich ins Heute verlegt, wirkt einiges befremdlich. Der Zahn der Zeit hat an vielen damaligen Normen, Werten und Vorstellungen kräftig genagt.

Von Jörg Brandes / RND

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