Einsame Nachtigall: Wäre eine Frauenquote beim Filmfestival Venedig sinnvoll?

Auf dem Roten Teppich sind Frauen in Venedig gefragt – wie hier Model Lottie Moss (r), im Wettbewerb jedoch ist nur ein einziger Film von einer Frau vertreten.

Auf dem Roten Teppich sind Frauen in Venedig gefragt – wie hier Model Lottie Moss (r), im Wettbewerb jedoch ist nur ein einziger Film von einer Frau vertreten.

Venedig. Die Nachtigall ist der Vogel der Sehnsucht und der Romantik. Bei den 75. Filmfestspielen von Venedig singt sie seit Mittwochabend ein sehr einsames Lied: Der Film „The Nightingale“ von Jennifer Kent ist nämlich der einzige von 21 Wettbewerbsfilmen, bei dem eine Frau am Regiepult stand. Weibliche Präsenz ist am Lido offenbar nur auf dem roten Teppich erwünscht. Deshalb haben Branchenorganisationen schon im Vorfeld in einem offenen Brief für mehr Diversität und eine Frauenquote geworben.

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Wer – frei nach Harper Lee – die Nachtigall stört, ist in den Augen der Kritiker ausgemacht: der künstlerische Leiter des Filmfestivals, Alberto Barbera. Dabei gibt sich das Festival an anderer Stelle betont modern: Während Cannes Streamingportale aussperrte, trägt Venedig den Umwälzungen im Filmbetrieb Rechnung. Gleich sechs Netflix-Produktionen werden in den kommenden Tagen gezeigt, drei davon laufen im Wettbewerb.

Aus #MeToo aber hat Barbera offenbar nichts gelernt und wird so immer mehr zur Personifizierung der taumelnden Machowirtschaft im Filmgeschäft. Weshalb zum Beispiel verbannte er die Regisseurin Mary Harron, gefeiert für ihren Bankerthriller „American Psycho“, mit ihrem neuen Film über den Massenmörder Charles Manson in eine Nebenreihe? Vielleicht vermag der Festivalleiter ebenso wenig zwischen Nachtigallen und Lerchen zu unterscheiden wie einst Shakespeares Julia. Seine fadenscheinigen Rechtfertigungsversuche indes sind schlicht ärgerlich: Nur 21 Prozent der eingereichten Filme seien von Frauen gewesen, darunter zu wenige „gut genug für den Wettbewerb“.

Nachtigall, ick hör dir trapsen!

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Von Nina May/RND

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