Francis, der Flüchtling: Die fulminante Neufassung von “Berlin Alexanderplatz”
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/HG6E6EZNURH37JJLZ7Z7MJK7EA.jpeg)
Annabelle Mandeng als Eva und Welket Bungue als Francis in einer Szene des Films “Berlin Alexanderplatz”.
© Quelle: -/Entertainment One/dpa
Franz heißt jetzt Francis (Welket Bungué), er kommt übers Mittelmeer. Francis ist ein Flüchtling. Als er beinahe ertrinkt, schwört er bei Gott, ein anständiger Mensch zu werden. In Berlin ist er ein Illegaler, ein Ausgestoßener. Aber er hat ein Ziel: Er will mehr als Bett und Butterbrot. Er will ein bürgerliches Leben.
Regisseur Burhan Qurbani, gebürtiger Rheinländer und Sohn afghanischer Flüchtlinge, hat sich “Berlin Alexanderplatz” gegriffen und allen Ballast abgeschüttelt. Qurbani malt sein multikulturelles Franz-Biberkopf-Deutschland in schrillen Farben. Der Handlung des Romans bleibt er treu.
Ästhetische Distanz
Auch sprachlich blitzt das Original auf – wodurch ästhetische Distanz aufgebaut wird. Vom “Schnitter Tod” hören wir und von der “Hure Babylon”. Franz will sich von allem Ungemach fernhalten. Aber da ist Reinhold, ein Menschenverführer. Albrecht Schuch (der Sozialarbeiter in “Systemsprenger”) gibt Reinhold mit Potenzial zum Serienkiller.
Erst einmal aber begegnet Franz seiner Mieze (Jella Haase, ohne Prollimage aus “Fack ju Göhte”). Mieze ist Escortdame. Für Franz ist Mieze die große Liebe, und er ist das auch für sie. Reinhold hält es nicht aus, wenn sich zwei mehr lieben als ihn.
Ein großer Wurf
“Berlin Alexanderplatz” in dieser dreistündigen Neufassung ist ein großer Wurf. Aktueller lässt sich ein Klassiker kaum interpretieren.
“Berlin Alexanderplatz”, Regie: Burhan Qurbani, mit Welket Bungué, Jella Haase, 183 Minuten, FSK 12
RND