Im Kino: “Jean-Paul Gaultier - Freak & Chic”
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/LUE57ZHYTRDNVI2UZJRLNSMBHY.jpeg)
Jean-Paul Gaultier (M) in einer Szene des Dokumentarfilms "Jean-Paul Gaultier - Freak & Chic".
© Quelle: -/Studiocanal GmbH /dpa
Der Modedesigner Jean-Paul Gaultier ist ergötzend zügellos, ein kühner Phantast der Freiheit. Er steht für den Sieg des Autodidakten über die Schule, den Triumph der Vorstellungskraft über die Regeln. Er hat aus sich selbst heraus aus Stoff eine Welt der Farben, Formen und puren Freude erschaffen. Er hat sich dabei nie um Konventionen geschert, alte Männer waren seine Models und füllige Frauen, er schickte gepiercte und tätowierte Menschen über den Laufsteg, und die Definition des Geschlechts war ihm eine Pusteblume.
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.
So ereilte die Modewelt, die der grenzenlose Gaultier seit den Siebzigerjahren mit seinen Kreationen zu echauffieren und zu begeistern pflegte, ein Schock, als er im Januar seinen Rückzug ankündigte. Man trug ihn auf Händen aus der Pariser Fashion Week.
Gaultiers Leben passiert buchstäblich Revue
Und schon ist er wieder da. In der Filmshow oder dem Showfilm “Jean-Paul Gaultier - Freak & Chic”, tobt er sich aus, lässt sein Leben und seine Seele ganz buchstäblich Revue passieren. Das Kino und die Bühne sind ihm vertraut, er hat Kostüme und Outfits für Luc Bessons “Das fünfte Element” (1997) und Peter Greenaways “Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber” (1989) geschaffen, das Meerjungfrauenkostüm, in dem Marion Cotillard 2008 ihren Oscar für “La Vie en Rose” empfing und die ikonischen Dessous von Madonna, die jeder kennt – das Kegelbustier ihrer Blond Ambition World Tour 1990.
Und so feiert Regisseur Yann L’Hénoret 96 Minuten lang das Leben eines Mannes, der “in der Schule keine Freunde” hatte, der sich als “Außenseiter” empfand, bis er einen Weg fand, mit seinen Talenten in die Mitte zu treten.
Der Film ist ein schönes Fest des Andersseins
“Freak & Chic” ist ein simples, schönes Fest des Andersseins, indem es allein die Entstehung von Gaultiers Pariser Fashion Freak Show von 2018 in den Folies Bergère dokumentiert, eines wild-spektakulären Cabarets, und dazu den Meister und seine Musen und Mitarbeiter weidlich reden lässt.
Mehr wird nicht geboten. Weder ist L’Hénorets Bildsprache sonderlich originell, noch wird in die Archive gegriffen, um alles historisch abzusichern und abzurunden. Dafür wirbelt alles, und mittendrin ist ein zuweilen nachdenklicher, fast immer bestens gelaunter Gaultier, der auf Menschen trifft, die glücklich mit ihm sind. Wie der Zuschauer, dem das Lächeln während dieses Films nicht mehr aus dem Gesicht will.
“Jean-Paul Gaultier - Freak & Chic”, Regie: Yann L’Hénoret, Doku, 96 Minuten, FSK ab 6, ab 2. Juli im Kino