„Last Christmas“ wird 35: Warum ist dieser Song so wahnsinnig erfolgreich?

Das britische Popduo Wham bescherte der Welt einen unvergesslichen Weihnachtshit.

Das britische Popduo Wham bescherte der Welt einen unvergesslichen Weihnachtshit.

Hannover. Kaum ein Song wird zur Weihnachtszeit so oft gespielt wie „Last Christmas“. Und kaum ein Song polarisiert so stark wie der Wham-Klassiker. Spätestens wenn in den Innenstädten die Weihnachtsbeleuchtung angeschaltet wird, schallt das Stück wieder aus allen Ecken. Und auch die Radio- und Fernsehsender mischen kräftig mit.

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Das „Last Christmas“-Dauergedudel geht inzwischen sogar so weit, dass sich kürzlich sogar die Gewerkschaft Verdi beschwerte. Die Dauerbeschallung in der Vorweihnachtszeit könne für Verkäuferinnen und Verkäufer ernsthafte gesundheitliche Folgen haben, warnte die Organisation. Hoher Blutdruck, Stress und ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten könnten die Folge sein.

Dennoch bleibt „Last Christmas“ eines der beliebtesten und meistgespielten Weihnachtslieder aller Zeiten. Aber warum ist das so? Wie kann ein einziger Song seit 35 so erfolgreich sein? Und warum werden ihn einige Leute einfach nicht leid?

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Was ist das Geheimnis des Songs?

Beginnen wir unsere Spurensuche dort, wo der Song in der Vorweihnachtszeit in Dauerschleife gespielt wird – im Radio. Fragt man die Musikchefs der deutschen Radiosender, so argumentieren diese immer ähnlich. Und zwar mit dem hohen Wiedererkennungswert des Liedes.

„‚Last Christmas‘ besteht aus wenigen Akkorden und einem sehr eingängigen Refrain“, sagt Henrike Frey, Musikchefin bei Antenne Niedersachsen. „Ein absoluter Ohrwurm, der auch den letzten Weihnachtsmuffel nach zwei Glühwein mitsingen lässt.“

Ein anderer Ansatz: Der hohe Nostalgiefaktor des Liedes. „‚Last Christmas‘ begleitet viele seit ihrer Kindheit oder ihrer Jugend und somit gehört der Song für sie zu Weihnachten wie Glühwein, Marzipan und Spekulatius“, vermutet Niklas Gruse, Musikchef des niedersächsischen Privatradios FFN.

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Für Robbie Gierer, Musikchef bei Radio NRW, hat die lange Haltbarkeit des Liedes auch etwas mit seinem Text zu tun: „Durch das ‚Last‘ ist der Hit völlig zeitlos. Es geht nicht um ein bestimmtes Jahr, sondern immer um das Jahr zuvor. So erfolgt eine stetige Erneuerung des Songs und das schaffen nur die wirklich großen Popklassiker“, glaubt er.

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Eine Akkordfolge mit Nostalgiefaktor

Will man die textliche und musikalische Komponente etwas genauer auseinandernehmen, dann fragt man am besten Nate Sloan. Der Musikjournalist unterrichtet als Dozent an der University of Southern California und analysiert in seinem Podcast „Switched on Pop“ die kultigsten Popmusikstücke der vergangenen Jahrzehnte.

Den Erfolg von „Last Christmas“ erklärt sich Sloan mit einer ganz bestimmten Akkordfolge, die im Song auftaucht. „Man nennt diese vier Akkorde auch ‚Ice Cream Changes‘“, erklärt er dem RND. Woher dieser Name kommt, ist unklar. Sie wurden in dieser Kombination seit den Dreißigerjahren häufig in populärer Musik genutzt, vor allem aber in Balladen der Fünfziger- und Sechzigerjahre – mitunter auch in dem Weihnachtssong „Have Yourself a Merry Little Christmas“. „Last Christmas“ wiederhole die vier Akkorde vom Anfang bis zum Ende, ohne eine Variation. „Das erzeugt eine Stimmung des Bekannten und ein Gefühl von Nostalgie“, so Sloan.

Im Kontrast dazu stehe das in den Achtzigern sehr moderne Sounddesign des Songs: Synthesizer, Drum-Machine und andere typische Achtziger-Sounds. „Die Kombination aus Altem und Neuem ist so einzigartig, dass Hörer das immer wieder hören wollen“, meint der Experte.

Auch Heiko Maus kann das bestätigen. Der Musikwissenschaftler und Musikgutachter aus Hamburg glaubt, dass die Akkordfolge das Stück „sehr eingängig“ mache. „Die Abwechslung aus kleinen, leicht singbaren Tonfolgen und wenigen Sprüngen ist sehr ausgewogen. Die Akkorde werden immer im Kreis wiederholt. Solche Akkordfolgen sind sehr erfolgreich, auch Ed Sheeran greift immer wieder auf ähnliche Wiederholungen zurück“, erklärt er.

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Der Song schaffe es mit wenigen Mitteln, die Spannung zu halten und gleichzeitig nicht zu überfordern. „Die gleichbleibenden Harmonien führen den Zuhörer. Seine Erwartungen werden erfüllt. Der wiegende Rhythmus, der durch die Schellen weihnachtlich angehaucht wird, sorgt ebenfalls für Sicherheit. Der Song strahlt Ruhe und Geborgenheit aus. Auch das Timbre der Stimme von George Michael klingt vertrauenswürdig. Insgesamt entsteht ein sehr harmonischer Eindruck“, so Maus.

Auch die Lyrics spielen eine Rolle

Blickt man auf den Text des Stücks, so erkennt Nate Sloan hier ein Konzept. Er nennt es „Christmas Blues“. „Die meisten Weihnachtstexte sind voller Freude“, erklärt der Musikexperte. „‚Last Christmas‘ steht im Kontrast dazu. Ein eher trauriger, melancholischer Liebessong – vergleichbar mit Darlene Loves ‚Christmas (Baby Please Come Home)‘“. Die bittersüßen Lyrics würden dem Song eine längere Haltbarkeit verleihen als einem klassisch-fröhlichen Weihnachtslied. „Es passt eher in die Realität der Menschen, bei denen eben auch das Weihnachtsfest nicht immer fröhlich ist.“

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„Wir alle erinnern uns, dass es Weihnachten nicht immer glatt lief, wie wir es uns vorgestellt haben. Dieses Mal soll es aber klappen! Das Lied gibt uns Hoffnung, wir können gemeinsam an ein schönes Weihnachtsfest glauben“, glaubt auch Heiko Maus. Er vermutet, dass „Last Christmas“ vor allem bei denjenigen beliebt ist, die die Tradition des Weihnachtsfestes leben.

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„‚Last Christmas‘ steht stellvertretend für die gute alte Zeit – hier die Achtziger. Gerade zu Weihnachten werden Traditionen aufrechterhalten. Der Song gehört wie viele dazu wie Glühwein und Spekulatius.“ An Weihnachten würden sich viele nach Liebe, Geborgenheit und einer heilen Welt sehnen. „Last Christmas“ stehe symbolisch für diese Sehnsüchte.

Das Sahnehäubchen auf der Torte: Das Musikvideo

Den Grund, warum „Last Christmas“ überhaupt so erfolgreich werden konnte, erklären sich die Experten übrigens auch mit dem Musikvideo. Denn dieses kam gerade zur rechten Zeit.

„George Michael war zu jener Zeit extrem populär, das Video war in puncto vorweihnachtliche Gefühle perfekt konzeptioniert. Musikclips hatten damals Hochkonjunktur – und die Komposition funktionierte schlichtweg generationsübergreifend“, so Henry Gross, Musikchef bei NDR 1 Niedersachsen.

Laut Roel Oosthout, Programmchef beim hessischen Privatradio FFH, hatte der Wham-Song bei seinem Erscheinen allein schon durch George Michael eine gewisse Starthilfe: „1984 waren die Popwellen dankbar, einen weihnachtlichen Popsong von einer beliebten jungen Band wie Wham spielen zu können. Viele der Weihnachtssongs damals waren Klassiker und passten nicht wirklich gut in das Programm.“ Wham habe das mit einem Schlag geändert.

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