Ohne Popcorn, dafür mit Filmstau: So wollen die Kinos wieder loslegen

Mit solchen Hinweisen soll es bald vorbei sein: Die Kinos wollen wieder öffnen.

Mit solchen Hinweisen soll es bald vorbei sein: Die Kinos wollen wieder öffnen.

Am Ende hat die Berlinale eine Lösung für ihr lange schon geplantes Sommer­festival gefunden: Unter freiem Nachthimmel werden vom 9. bis zum 20. Juni Filme gezeigt. Das wird gewiss lauschig auf der Berliner Museumsinsel, wo die exklusivste der über die ganze Stadt verteilten 16 Open-Air-Leinwände hochgezogen wird.

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Doch klingt die aus der Corona-Misere geborene Idee eher nach einem Spaß für Hauptstädterinnen und Hauptstädter als nach einem internationalen Festival der A‑Kategorie – zumal das Fachpublikum die allermeisten Filme schon im März online sichten konnte und die Sieger längst feststehen.

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Oder ist dieses Event womöglich genau der Weckruf, den die in die Defensive gedrängte Kinobranche braucht? Führt die mit rotem Teppich ausgelegte Berlinale-Brücke zurück in die verwaisten Säle? Dahin drängen die Filmtheater­macher und ‑macherinnen nun schon seit Monaten. Sie fühlen sich im Stich gelassen von der Politik.

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Hier und da haben Kinobetreiberinnen und ‑betreiber schon wieder die Vorführgeräte angeworfen. Zuerst wagten sich mutige Programmkinos vor, in Nürnberg hat auch das als Deutschlands erfolgreichstes Kino gerühmte Cinecitta schon wieder seine Türen geöffnet. Modellversuche wie in Tübingen haben schon im Frühjahr hoffnungsvoll gestimmt, dass die echten Cineasten und Cineastinnen sich vom Streamingsofa erheben werden.

Aber genau in diesem Flickenteppich liegt auch ein Problem: Auf eine gemeinsame Linie konnten und können sich die Bundesländer nicht verständigen. Und deshalb fehlt den Kinos bislang das Wichtigste für das erhoffte Comeback nach mehr als einem halben Jahr Schließung: frische Filme.

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Kein Verleih kann es sich leisten, seine so lange zurückgehaltenen Schätze portionenweise feilzubieten. „Nur wenn alle Kinos bundesweit die Chance haben, zeitnah gemeinsam zu öffnen, können Verleiher überhaupt neue Filme starten und den Filmtheatern damit ihre wirtschaftliche Grundlage zurückbringen“, heißt es in einer Erklärung mehrerer Kinoverbände.

Die Branche will nicht mehr warten und hat sich selbst einen Termin gesetzt: Der 1. Juli soll es sein. Spätestens. Der Guantanamo-Film „The Mauritanian“ mit Jodie Foster, „Die Astronautin“ mit Eva Green oder auch der Horrorfilm „A Quiet Place 2“ mit Emily Blunt sind sogar schon vorab für die zweite Junihälfte gemeldet. Und dann beginnt das große Hauen und Stechen.

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Mehr als 20 Filme sind für den 1. Juli programmiert, darunter der große Oscarsieger „Nomadland“ mit Frances McDormand, der Viecher-Blockbuster „Godzilla vs. Kong“ oder auch Benedict Cumberbatchs Thriller „Der Spion“. Am 8. Juli folgt der Berlinale-Sieger „Bad Luck Banging or Loony Porn“ und eine Woche später gewissermaßen als Gegenprogramm der Actionkracher „Fast and Furious 9“ mit Vin Diesel. Und dann ist auch schon der ebenfalls oscar­geschmückte Trinkerfilm „Der Rausch“ (22. Juli) mit Mads Mikkelsen dran.

Der Verleiher wissen gar nicht, wohin mit all ihren Filmen. Sie wissen nur, dass sie schnell sein müssen. Im Herbst drängt Hollywood mit seinen Großproduktionen nach Europa, und dann dürften die Säle erst recht knapp werden.

Ende September ist das nun vorläufig endgültig terminierte Bond-Abenteuer „Keine Zeit zu sterben“ zu sehen. Der britische Spion mit dem ausgeprägten Marken­bewusstsein, zum letzten Mal gespielt von Daniel Craig, soll nach Angaben von Produzentin Barbara Broccoli trotz des 8 Milliarden Dollar schweren Verkaufs des Studios MGM an Amazon einen garantierten Kinostart haben.

Hollywood testet Verwertungs­ketten

Cineastinnen und Cineasten freut die Ankündigung, aber die Befürchtung bleibt: Die Grenze zwischen Streamingplattform und Kinoleinwand löst sich auf. Die exklusive Pole-Position des Kinos ist nach eineinhalb Jahren Pandemie bedroht.

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Längst testet Hollywood, wie sich Verwertungs­ketten umbauen lassen. Filme wie Disneys „Cruella“ oder Ende Juli „Jungle Cruise“ starten mehr oder weniger zeitgleich online und auf der Leinwand. Bislang wurde den Kinos ein Auswertungs­fenster von mindestens vier Monaten eingeräumt. Dann erst holten sich alle anderen ihr Stück vom Kuchen.

Noch eine ganz praktische Frage könnte das Öffnungs­konzept für Anfang Juli gefährden: Wie soll der Kinobesuch in der Praxis aussehen? „Es darf keine Maskenpflicht am Platz geben“, fordern die Verbände unisono. Sie leben nicht vom Ticketverkauf allein, sondern auch vom Verzehr von Popcorn, Gummibärchen und Getränken. Zudem sollte die Auslastung ihrer Ansicht nach bei mindestens 50 Prozent der Plätze liegen. Die ausgefeilten Hygienekonzepte machten das möglich, beteuert etwa Christian Bräuer, Chef der Gilde deutscher Filmkunsttheater, unermüdlich.

Die Öffnung muss sich wirtschaftlich lohnen. Bislang ist das befürchtete große Kinosterben zwar ausgeblieben. Nur rund eine Handvoll Betreiberinnen und Betreiber hat bundesweit aufgegeben. Aber es könnte gut sein, dass die harte Zeit erst noch kommt, wenn die staatlichen Unterstützungen auslaufen und endlich wieder Gewinne in die Kasse kommen müssen.

James Bond allein kann es kaum richten. Ohne Popcorn zum Martini schon gar nicht.

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