Picasso-Muse Françoise Gilot

Von einer, die Nein zu Picasso sagte

Picasso-Muse Françoise Gilot ist mit 101 Jahren gestorben.

Picasso-Muse Françoise Gilot ist mit 101 Jahren gestorben.

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Sie war „die Frau, die Nein sagt“, so lautete der Titel einer Biografie über Françoise Gilot. Das Nein galt Pablo Picasso, ihrem Partner zwischen 1944 und 1953, mit dem sie zwei Kinder hatte, Claude und Paloma, und den sie als Einzige von all seinen Frauen verließ statt umgekehrt. Von seiner rasenden Fassungslosigkeit über diesen unerhörten Schritt, vom schwierigen Alltag mit dem tyrannischen Malergenie und dem Weg der unterschätzten Muse zur eigenständigen Künstlerin erzählen das Buch des Deutschen Malte Herwig, aber auch ihre eigene Autobiografie „Leben mit Picasso“. Am Dienstag ist die französische Malerin im Alter von 101 Jahren in einem Krankenhaus in Manhattan gestorben. Seit Jahrzehnten pendelte sie zwischen New York und der französischen Hauptstadt.

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Geboren und aufgewachsen ist Gilot im schicken Pariser Vorort Neuilly-sur-Seine in einer großbürgerlichen Familie. Fertigte sie früh unter dem Einfluss ihrer Mutter Aquarelle an, ließ sich Marie-Françoise, wie ihr vollständiger Name lautete, zunächst dem Wunsch ihres Vaters gemäß auf ein Jurastudium ein. Derweil verfolgte sie weiter ihre Kunst, richtete sich bei ihrer Großmutter ein Atelier ein, lernte beim ungarischen Maler und Fotografen Endre Rozsda und organisierte im Mai 1943 unter deutscher Besatzung in Paris ihre erste Ausstellung. Als sie ihren Eltern ankündigte, sich ganz dem Malen widmen zu wollen, entzog der Vater ihr sämtliche finanzielle Hilfen. Gilot hielt sich als Reitlehrerin über Wasser.

Es war ein intellektueller Dialog. Ich kann nicht sagen, dass es sich um eine romantische Liebe gehandelt hatte.

Françoise Gilot,

Partnerin von Picasso

Über gemeinsame Bekannte lernte sie 1943 den 40 Jahre älteren Picasso kennen. Nachdem sie seinen Avancen schließlich nachgab, trennte er sich für die junge Malerin von seiner Partnerin Dora Maar. „Es war ein intellektueller Dialog“, sagte Gilot Jahrzehnte später in einem Interview über die Beziehung. „Ich kann nicht sagen, dass es sich um eine romantische Liebe gehandelt hatte.“ Liebe sei es aber doch gewesen, denn jeder „hatte gute Gründe, den anderen zu bewundern“.

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Picassos Inspiration

Gemeinsam lebten und arbeiteten sie ab 1946 in Südfrankreich. Nicht nur inspirierte sie Picasso für seine Serie „Frau mit Blume“, auch entstand dort ein legendäres Bild des Fotografen Robert Capa: Es zeigt Gilot lachend an einem Strand und hinter ihr Picasso, der einen Sonnenschirm über sie hält. Sechs Jahre später wollte sie aber aus diesem sie einengenden Schatten heraustreten, sich von seinem besitzergreifenden Wesen befreien.

Sie trennte sich und zog mit den beiden Kindern zurück nach Paris. Dort hatte der zornige Ex alle Galerien davor gewarnt, ihre Werke auszustellen – andernfalls bekämen sie nie wieder ein Bild von ihm. Auch gegen ihr Buch versuchte Picasso einige Jahre später juristisch vorzugehen, machte es dadurch allerdings nur noch erfolgreicher. In der Folge brach er den Kontakt zu den beiden gemeinsamen Kindern ab. Später erfuhr Gilot, dass er alles, was von ihr zurückgeblieben war – Werke, Bücher oder auch Briefe des gemeinsamen Malerfreundes Henri Matisse – vernichtet hatte.

Trotz dieser großen Steine, die er ihr in den Weg zu legen versuchte, verfolgte Françoise Gilot ihre künstlerische Karriere erfolgreich weiter. Ihr teils abstraktes Werk umfasst Skizzen, Aquarelle und Gemälde. Nach einer kurzen Ehe mit dem Maler Luc Simon, mit dem sie eine weitere Tochter, Aurélia, hatte, traf sie im Jahr 1969 den US-amerikanischen Biologen Jonas Salk, den Erfinder des Polioimpfstoffs, und heiratete ihn.

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Bis zu seinem Tod 1995 lebte das Paar in Kalifornien, verbrachte aber oft viele Monate in Frankreich. 2021 wurde ihr Ölgemälde „Paloma à la Guitare“ aus dem Jahr 1965 auf einer Auktion von Sotheby’s in London für 1,3 Millionen Euro versteigert. Gilots Werke hängen unter anderem in den New Yorker Museen Moma und Metropolitan Museum, während sie in ihrer Heimat weniger anerkannt war. Zwar stellte sie mehrmals in Südfrankreich aus, allerdings nie im Picasso-Museum in Paris. Dort wurde „die Frau, die Nein sagte“ bislang lediglich als Muse des Meisters, weniger als eigenständige Künstlerin präsentiert.

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