So läuft das Leben ohne Internet
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Nichts transportiert einen so zuverlässig in die Achtziger zurück wie ein Internetausfall.
© Quelle: dpa
Hannover. Ich habe den Anschluss an die Gegenwart verloren. Ich gucke lineares Fernsehen. Ich gehe in Werbepausen aufs Klo. Ich lese Bücher. In meinem Privatleben ist plötzlich wieder 1988.
In meinem Berufsleben ist sogar 1488: Diese Kolumne erreicht die Redaktion auf Pergament notiert mittels eines berittenen Boten, den ich in Honigwein und kurfürstlichen Spitzgroschen entlohne.
Wir hatten einen Vodafone-Techniker zu Gast. Der hat im Keller ein bisschen herumgeschraubt, dann hat es „FUMMPP!“ gemacht und die Leitung war tot. Dann musste er los. Das Internet ist jetzt so kaputt, dass ein Bagger kommen und die Straße aufreißen muss. Irgendwann. Vielleicht noch in diesem Jahr. Wenn der Boden nicht gefroren ist. Sonst später.
Friedvolle Stunden in der Hotline
Die Jungs von der Hotline, mit denen ich jetzt immer mal wieder ein friedvolles Stündchen verbringe, finden, ich könne ja per Handy-Hotspot ins WLAN. Leider kann man sich in diesem Land nicht beides leisten: mehrere Gigabyte Datenvolumen UND Kinder.
Mein Computer kann kein WLAN. Also habe ich mir einen Surfstick gekauft. Darauf stand „Easy Set-up“ und „Plug-and-Play automatically“. Ich habe den Surfstick in den Rechner gesteckt, aber da playte gar nichts automatically. Der Stick war von 2014. In Computerjahren sind das Jahrtausende.
Wäre mein Surfstick ein Lebewesen, wäre er noch auf dem Urkontinent Pangäa herumgestrolcht. Um Zugang zum Internet zu erhalten, sollte ich die aktuelle Treibersoftware herunterladen. Aus dem Internet. Finde den Fehler.
Die Redigitalisierung hakt
Meine persönliche Redigitalisierung hakt also. Ich kenne jetzt fünf verschiedene Vodafone-Hotlines. Sie verweisen alle gegenseitig aufeinander. Man kann auch per Twitter Kontakt aufnahmen. Da schreibt ein Alex: „Hallo Imre, aktuelle Informationen habe ich leider nicht für dich. VG Alex.“
„VG“ heißt „Viele Grüße“. Ich glaube aber, in Wahrheit steht es für „Vodafone-Ganove“. Wir lesen uns wieder. Falls der Bagger kommt. Schönes Wochenende!
Von Imre Grimm