Knallige Farben und übergroße Accessoires

100-Jährige mit H&M-Kollektion: Wer ist die Stilikone Iris Apfel?

„Ich habe mich nie für eine Schönheit gehalten“: Iris Apfel, Architektin und Stilikone.

„Ich habe mich nie für eine Schönheit gehalten“: Iris Apfel, Architektin und Stilikone.

Iris Apfel ist zweifellos eine Stilikone. Nun wird sie auch noch zur Pionierin. Denn welche Frau kann schon von sich behaupten, im Alter von 100 Jahren eine Kollektion für eine Modekette auf den Markt zu bringen, für die sie außerdem ihr eigenes Model ist? Mit ihren Entwürfen für H&M, die Ende März in den Onlineshop und ausgewählte Geschäfte vor Ort kommen, beweist die extravagante New Yorkerin mit der übergroßen Brille, dass man im hohen Alter nicht nur aktiv sein kann, sondern auch angesagt. Das ist gerade für Frauen, die schnell als „zu alt“ abgestempelt werden, eher ungewöhnlich.

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Doch Iris Apfel ist eben alles andere als gewöhnlich. Die Innenarchitektin, die zwar in der Mode- und Designszene bereits einen Namen hatte, aber nicht unbedingt darüber hinaus, wurde schlagartig berühmt, als sie sich längst im Rentenalter befand: und zwar mit 84 Jahren. Das war 2005. In jenem Jahr schlug ihr der Kurator des Kostüminstituts des New Yorker Metropolitan Museums of Art vor, eine kleine Ausstellung rund um ihre Modeaccessoires und ihren Schmuck zusammenzustellen. Seither ist ihr unverkennbarer, prunkvoller Stil auf der ganzen Welt zum Phänomen geworden.

Knallige Farben und übergroße Accessoires

Die junge Iris wurde als Iris Barrel am 29. August 1921 im New Yorker Stadtteil Queens geboren. Sie war das einzige Kind von Samuel Barrel, Inhaber einer Glaserei, und der in Russland geborenen Sadye Barrel, die eine Modeboutique führte. Nach ihrem Studium der Kunstgeschichte an der New York University und dem Besuch der Kunstschule an der University of Wisconsin in Madison arbeitete die junge Frau zunächst für die Zeitung „Women‘s Wear Daily“ und dann für die Innenarchitektin Elinor Johnson. 1950 gründete sie schließlich mit ihrem Mann Carl Apfel, den sie zwei Jahre zuvor geheiratet hatte, Old World Weavers, ein Textilunternehmen, das sich auf die Herstellung historischer Stoffe und Muster spezialisiert hatte.

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Bei ihren vielen Geschäftsreisen für ihre Firma begann sie sich schließlich für ausgefallenen Schmuck und handgefertigte Kleidung zu interessieren. Jedes Mal kam sie mit zahlreichen Fundstücken zurück nach New York und bot sie dann ihren Kundinnen und Kunden an. Im Laufe der Jahre machte sich Apfel damit einen Namen und ihr einzigartiger Look, eine explosive Kombination aus knalligen Farben und übergroßen Accessoires wie Armbänder oder Halsketten, deren Steine manchmal so groß wie Golfbälle sind, fiel immer mehr ins Auge. Sogar das Weiße Haus wurde auf sie aufmerksam. Dort gestaltete Apfel als Innenarchitektin und Restaurateurin die Quartiere von neun Präsidenten um, darunter Eisenhower, Kennedy, Johnson, Nixon, Reagan und Clinton.

Seit 30 Jahren im Ruhestand – eigentlich

1992 ging Iris Apfel in den Ruhestand. Doch auch danach pflegte sie ihren Status als Modeikone, indem sie unermüdlich Fashion Weeks besuchte, wo sie durch ihre auffällige Kleiderwahl im Mittelpunkt stand. Am 13. September 2005 wurde ihr Stil dann zum ersten Mal mit der Ausstellung „Rara Avis (Rare Bird): The Irreverent Iris Apfel“ im Metropolitan Museum of Art in New York gewürdigt. Es war der Startschuss für ihren weltweiten Erfolg. Weitere Hommagen folgten, wie der Dokumentarfilm „Iris“ von Albert und David Maysles aus dem Jahr 2014 oder die Ausstellung im Pariser Kaufhaus Le Bon Marché zwei Jahre später, die eine unveröffentlichte, von Apfel entworfene Kollektion zeigte.

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Seitdem arbeitet die clevere Geschäftsfrau mit verschiedenen Marken und Labels zusammen, darunter der Autohersteller Citroën, der sie 2016 zum Gesicht des neuen DS3 machte, die Eismarke Magnum, der Sockenhersteller Happy Socks oder auch MAC Cosmetics. Im Jahr 2019 unterzeichnete Apfel mit 97 Jahren sogar noch einen Modelvertrag bei der berühmten Agentur IMG, wo auch Kate Moss oder Gigi Hadid unter Vertrag stehen.

Apfels 100. Geburtstag im August letzten Jahres nahm H&M nun zum Anlass, mit ihr eine gemeinsame Kollektion zu entwickeln. Damit tritt die Grande Dame in die Fußstapfen berühmter Designer und Designerinnen wie Karl Lagerfeld, Stella McCartney oder Alber Elbaz für Lanvin, die in den vergangenen Jahrzehnten ebenfalls mit der Modekette kollaborierten. „Ich finde H&M fabelhaft, sie sind absolute Pioniere auf ihrem Gebiet – das liebe ich! Es ist einfach herrlich, guten Stil zu erschwinglichen Preisen anzubieten, und das schafft H&M“, wird Apfel in einer Pressemitteilung zitiert.

Ist Apfels Stil massentauglich?

Bleibt allerdings die Frage, ob ihr eigenwilliger Stil für die Masse überhaupt geeignet ist. So spektakulär ihre Looks auch sein mögen, einfach zu tragen sind sie nicht. Immerhin heißt Apfels Mantra seit jeher „more is more“ (mehr ist mehr). Auch für H&M machte die extravagante Amerikanerin diesbezüglich keine Kompromisse. Einen knalligen türkisfarbenen Jacquard-Anzug ließ sie mit schimmernden Erbsenreben und Perlen besticken, eine voluminöse lilafarbene Jacke sieht aus wie ein Meer aus geschwungenem Tüll. Daneben gibt es bunte Blumenprints, extravagante Rüschenkleider sowie zahlreiche bombastische Accessoires und Schmuck.

Das Tragen solcher Stücke will gelernt sein, das weiß auch Iris Apfel. Sonst sehe man am Ende aus wie ein Christbaum, sagte sie mal. Ob sie überhaupt kopiert werden will? Am Ende ist es sowieso nicht möglich. Denn Apfel hat keine Style­regeln – bis auf eine: sie zu brechen. Ihre überbordenden Outfits muten oftmals wie Zusammenstellungen aus einem Kostümfundus an.

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„Ich habe mich nie als Schönheit gesehen“

Sie liebe Individualität und Improvisation, hat Apfel einmal gesagt. Damit ist sie in der zuweilen schrillen Modeszene nicht allein. Was Apfel aber einzigartig macht, ist, dass sie nicht um jeden Preis schön sein will: „Ich habe mich nie für eine Schönheit gehalten. Weder damals noch heute. Aber ich mag schön auch gar nicht. Wer nicht schön ist, muss andere Stärken und Qualitäten entwickeln und das macht einen am Ende als Mensch wesentlich interessanter. Vor allem, wenn man alt ist.“

So viel ist sicher: Mit ihren farbenfrohen Kreationen versprüht Iris Apfel Optimismus und Lebensfreude – und davon kann man diesen Zeiten gar nicht genug haben.

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