Kontroverses It-Piece: Der Tennisrock feiert sein Comeback
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Eine Frau spielt Tennis in einem Tennisrock.
© Quelle: Michael Carlo/Unsplash
Unbestrumpfte, nackte Beine, deren Oberschenkel ein flattriger, ultrakurzer Minirock umspielt – hätte Prinzessin Diana in diesem Outfit außerhalb eines Tennisplatzes posiert, wäre das wohl ein veritabler Skandal gewesen. Doch die sportliche Di hatte offenbar den Segen der Queen, als sie 1988 anlässlich der Einweihung des Vanderbilt Racquet Clubs in London zu einem Spiel gegen die damals Weltranglistenerste Steffi Graf antrat. Dabei entstand das mittlerweile ikonische Foto, das die beiden Frauen im Tennisdress zeigt.
Während sogar die konservative royale Kleiderordnung Ausnahmen billigt, ist der Dresscode im Tennissport ultrastreng. Vor allem bei den Damen. So kassierte die Spielerin Alizé Cornet 2018 bei den US-Open eine Verwarnung, weil sie auf dem Platz ihr versehentlich verkehrt herum angezogenes Shirt noch einmal kurz abgestreift hatte.
Ein Traditionssport im Wandel
Ihre Kollegin Serena Williams wiederum brachte im selben Jahr den französischen Tennisverband FFT gegen sich auf, nachdem sie in einem schwarzen Catsuit angetreten war, der ihre nach vorheriger Schwangerschaft und Geburt gestörte Durchblutung unterstützen sollte. Der FFT nannte den Anzug respektlos. Dass das stattdessen kurze Röckchen, das beim Spiel ständig hochfliegt und auch schon mal die Unterwäsche preisgibt, als respektablere Kleidung eingestuft wird, erscheint da geradezu absurd. Noch absurder ist jedoch, dass sich das Relikt eines überkommenen Frauenbildes im Sport seit einigen Sommern auch in der Mode außerhalb vom Court wachsender Beliebtheit erfreut. Der Tennisrock mit Keller- oder Plisseefalten, vorzugsweise in Weiß und Pastelltönen, zählt 2022 zu den angesagtesten Kleidungsstücken.
Zugegeben: Der glockig fallende Tennisrock sieht braver aus als ein enges Pendant aus Jeans, sportlicher als ein Maxikleid und eleganter als Shorts. Luxuslabels wie Miu Miu, Ketten wie Zara und H&M sowie Sportmarken wie Lacoste oder Adidas interpretieren das klassische Modell mit Mustern, Gürteln, breiten Bündchen oder auffälligen Farben zudem neu. Die Beliebtheit von Filmen und Serien wie „Mean Girls“ oder „Gossip Girl“ mit ihren Schulmädchenuniformlooks befeuern den Trend zum kurzen Faltenrock zusätzlich.
Sportlerinnen galten als unweiblich
Die Geschichte des Tennisrocks ist jedoch keine Frauensache, sondern männlich geprägt. Susan K. Cahn, US-Historikerin von der Universität Buffalo, schreibt in ihrem in der Genderforschung viel beachteten Buch „Coming on Strong: Gender and Sexuality in Women‘s Sport“ darüber, dass Profisport früher wie heute von Männern dominiert wird. Lange hätten erfolgreiche Frauen im Sport außerdem damit zu kämpfen gehabt, als unweiblich zu gelten. Die Kleidung sollte die Unterschiede der Geschlechter verdeutlichen. Insbesondere im traditionsreichen Tennis hält man bis heute an kurzen Kleidern und Röcken für die Damen fest. Nicht selten fühlen sie sich damit unwohl, wie unter anderem die Beschwerden mehrerer Wimbledon-Teilnehmerinnen über das sogenannte Nachthemd von Nike im Jahr 2016 zeigten: Der flatternde Stoff flog beim Spielen teilweise bis Nabelhöhe hoch.
Mittlerweile hat die WTA, die Vereinigung professioneller Tennisspielerinnen, offiziell festgelegt, dass in Turnieren „Leggings und halboberschenkellange Kompressionshosen ohne Rock, Hose oder Kleid“ erlaubt seien. Ob das auch in Mode kommt?
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