Strass, Gel, Lack

Diese Frauen machten lange Fingernägel berühmt

Hat sich den ESC-Sieg gekrallt: die schwedische Sängerin Loreen.

Hat sich den ESC-Sieg gekrallt: die schwedische Sängerin Loreen.

War es ein politischer Fingerzeig, eine modische Verirrung oder ein Beweis dafür, dass man heute mit Natürlichkeit keinen Blumenstrauß mehr gewinnen kann? Auffallend viele Kandidatinnen beim diesjährigen Eurovision Song Contest waren angetreten, um sich den ersten Platz regelrecht zu krallen – mit extralangen Fingernägeln.

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Nun ist der Gesangswettbewerb traditionell ohnehin nicht arm an theatralischer Gestik und schrillen Outfits. Doch wie dieses Mal mit in Szene gesetzten Fingern gelockt, gedroht, unterstrichen und gymnastiziert wurde, war mehr, als jede Ergotherapiesitzung verträgt.

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Von Rot bis Nude

Immerhin dürfte die geballte Nagelschau ein Fest für die Manikürebranche gewesen sein. Fast schien es, als hätte sie so manche Kandidatin gesponsert: Die Französin La Zarra etwa, die mit ihren roten Krallen „Bram Stoker’s Dracula“ alle Ehre machte. Weniger mörderisch sahen die in einem Nudeton lackierten Klauen der polnischen Sängerin Blanka aus. Die nunmehr zweimalige ESC‑Siegerin Loreen besang mit ihrem Titel „Tattoo“ zwar anderen Körperschmuck, gewann aber auch den inoffiziellen Wettbewerb um die längsten und auffälligsten Fingernägel. Hier stand offenbar „Edward mit den Scherenhänden“ Pate.

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Für die Schwedin hatten die aufgemotzten Fingernägel so etwas wie eine Talismanfunktion: Im Interview mit der ARD verriet sie, dass es sich um mühevoll aufgeklebte falsche Nägel aus Rauchquarzsplittern handelte. Rauchquarz gilt als Heilstein. Er sollte ihr eigenen Angaben zufolge Kraft, Lebensfreude und Glück bringen. Hat offenbar funktioniert.

„Diva der Tartanbahn“

Auch eine andere berühmte Frau glaubte einst an die Energie sogenannter Claws (englisch für Krallen): Die US‑amerikanische Sprinterin Florence Griffith-Joyner (1959–1998) holte dreimal olympisches Gold. Ihr Markenzeichen waren bis zu zehn Zentimeter lange und grell lackierte Fingernägel, die ihr den Ruf einer „Diva der Tartanbahn“ einbrachten.

Tatsächlich sind ultralange Fingernägel so etwas wie ein Kulturgut afroamerikanischer Frauen. Insbesondere weibliche Mitglieder der Hip Hop Culture, allen voran Rapperin Lil’ Kim, machten die sogenannte Nail Art seit den Neunzigerjahren immer populärer. Kims aufklebbare „Money Manicure“, ein Acrylgebilde der New Yorker Nagelkünstlerin Bernadette Thomp­son mit Dollarzeichen, hat es sogar ins New Yorker Museum of Modern Art geschafft.

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Maniküre als Statussymbol

Bis weit in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein versprachen schöne Hände bei Frauen gesellschaftlichen Aufstieg. „American Nails“, der Look amerikanischer Mittelklassefrauen aus den Fünfzigerjahren, sind bis heute kurz und dezent lackiert.

Afroamerikanerinnen machten die Maniküre für sich zum Statussymbol: Künstliche, kunstvoll gestaltete und besonders lange Nägel bekamen mit der Zeit etwas Identitätsstiftendes. Thompson, selbst Afroamerikanerin, beschrieb die Entwicklung der extravaganten Nail Art in einem Interview mit der „Washington Post“ einmal so: „Schwarze Frauen haben ihren Nägeln immer weiter etwas hinzugefügt, so wie sie ihrer Kleidung etwas hinzugefügt haben.“ Es geht bei der Nagelkunst also ums Verschönern und Verwöhnen. Arbeiten kann man mit ultralangen Nägeln nicht. Sie sind purer Luxus. Und manchmal auch elegant und schön anzusehen.

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