Servierwagen als Bar zu Hause

Abgehoben? Diese Möbel bestehen aus Teilen von Flugzeugen

Eine Minibar zum Abheben, wie sie Van de Bord im Angebot hat.

Eine Minibar zum Abheben, wie sie Van de Bord im Angebot hat.

Wenn der Servierwagen durch den Flugzeuggang geschoben wird, sind plötzlich alle Blicke auf ihn gerichtet. Die Anschnallzeichen sind erloschen, die Reiseflughöhe ist erreicht, und auch die Sicherheitshinweise sind längst überstanden – mit dem Vorbeiziehen des Trolleys ist Urlaub! Und dies ist selbst in Zeiten der Fall, in denen mehr und mehr Airlines für Tomatensaft und Co. Geld verlangen. Das Catering über den Wolken gehört zum Fliegen wie der Pilot. Und stets dabei ist der typische, auffallend schmale Servierwagen auf Rollen.

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Vielleicht liegt es an der Pandemie, dass diese Trolleys längst nicht mehr nur an Bord von Airbus und Boeing anzutreffen sind, sondern immer öfter auch zu Hause. Flugzeugteile fürs heimische Wohnzimmer sind derzeit der Renner. Dabei muss es kein neuwertiges Exemplar sein – als Minibar für zu Hause nutzen Flugbegeisterte zunehmend auch offensichtlich lange genutzte Servierwagen, Gebrauchsspuren inbegriffen. Es gibt sie in Half- und Fullsize – dop­pelt so lang –, und je nach Funktion sind sie echte Raumwunder.

Mit Flugzeugteilen handeln

Sabine Geis handelt seit Jahren mit Flugzeugteilen. 2018 ersteigerte sie mit ihrer Firma Private Wing einen großen Posten Trolleys der insolventen Airline Air Berlin. Und der fand reißenden Absatz. „Unsere Kunden nutzen sie fürs Bad, Büro, für die Garage oder als Bar“, schildert die Unternehmerin. „Es gibt Millionen Möglichkeiten.“ Die Trolleys von Air Berlin seien sehr beliebt gewesen – wohl auch, weil es die Fluggesellschaft nicht mehr gibt, und das Inventar hat für viele Nostalgiecharakter.

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Eine Bar aus einem Flugzeugtrolley von Van de Bord.

Eine Bar aus einem Flugzeugtrolley von Van de Bord.

Versteigert und verkauft wurden von Air Berlin damals an anderer Stelle auch Bordutensilien wie Servietten und Besteck mit dem Logo der Airline. Selbst nach Jahren fanden sie noch Verwendung: Zu Beginn der Corona-Pandemie wurden aus solchen Servietten Mundschutz­masken geschneidert und verkauft.

Geschäft mit Inventar aus Flugzeugen boomt

Das Logo an den oft baugleichen Trolleys ist mitunter entscheidend. Neben Air Berlin sei beispielsweise auch Inventar von Aloha Airlines sehr beliebt gewesen, eine 2008 eingestellte hawaiianische Fluggesellschaft, erinnert sich Sabine Geis. Grob gesagt gilt oft: je exotischer, desto begehrter. Was sich auch im Preis widerspiegeln kann. Heute gibt es bei den unter­schied­lichen Onlineshops Modelle zahlreicher Airlines – von Brussels über Ryanair bis zu Level. Das Geschäft mit dem Flugzeuginventar floriert.

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Die österreichische Airline Austrian etwa hat gerade erst 170 Bordtrolleys und elf Sitzreihen aus ihrer Boeing-767-Flotte für einen guten Zweck versteigert. In Zusammenarbeit mit der Auktionsplattform Aurena kamen so fast 60000 Euro für Menschen in der Ukraine zusammen.

Designer Guido Maria Kretschmer präsentierte bereits vor Jahren eine eigene Kollektion mit von ihm gestalteten Servierwagen.

Lufthansa verkauft Upcycling-Kollektion

Und auch Lufthansa trennte sich vor Jahren in großem Stil von alten Trolleys, um sie zu verkaufen. Sie waren nach heutigen Gesichtspunkten zu schwer für die Flugzeuge. Neue, von der Cateringtochter LSG Sky Chefs entwickelte Modelle wogen ein Drittel weniger. Beim Fliegen treibt jedes Gramm Gewicht den Kerosinverbrauch nach oben.

Möbel zum Abheben, wie hier aus der Upcycling Collection von Lufthansa.

Möbel zum Abheben, wie hier aus der Upcycling Collection von Lufthansa.

Inzwischen bietet Lufthansa über ihren World Shop neben fabrikneuen Trolleys auch eine spezielle Upcycling-Kollektion an – Möbelstücke, produziert aus ausrangierten Flugzeugteilen. In Spanien lässt das Unternehmen außer Dienst gestellte Maschinen demontieren, um die Teile wiederzuverwenden. „92 Prozent eines Flugzeugs werden auf diese Weise recycelt“, heißt es beim World Shop. Auf der Onlineseite gibt es unter anderem ein Schlüsselbrett aus alten Sitzgurtverschlüssen, ein Regal aus einem Außenteil oder auch ein Memoboard aus einem früheren Lufthansa-Counterelement.

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„Dass die Lufthansa-Upcycling-Collection sehr erfolgreich und beliebt ist, zeigt sich auch dadurch, dass mittlerweile die fünfte Kollektion aufgelegt wurde“, betont eine Sprecherin von der Miles-&-More-Pres­se­stel­le. Die Nachfrage sei sehr groß.

Secondhand, aber restauriert

Nicht immer sieht alles so fabrikneu aus wie im World Shop. Dass die tägliche Nutzung bei Flügen in aller Welt Spuren etwa an den Servierwagen hinterlässt, ist unter Einrichtungs­gesichtspunkten mitunter durchaus erwünscht, sagt Bianca Nottebohm, Geschäftsführerin der Firma VanDeBord. Sie verkauft neben neuem auch ausrangiertes Flugzeuginventar. „Man soll dem Trolley auch ansehen, dass er um die halbe Welt geflogen ist.“ Dazu kommt, dass ein gebrauchter Servierwagen meist ein paar Hundert Euro günstiger ist als ein fabrikneuer. Bevor sie zum Kunden kommen, werden sie bei VanDeBord in Handarbeit restauriert.

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Trolleys seien längst das Hauptgeschäft ihres Unternehmens, erläutert Nottebohm, die VanDeBord seit 2009 aufgebaut hat. Darüber hinaus aber nutzt die Firma auch andere Flugzeugteile – etwa Fenster und Außenteile, aus denen zum Beispiel auffällige, beleuchtete Wandbars werden.

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Corona hat auch den noch jungen Markt der Flugzeugtrolleys durcheinandergebracht. „Viele Airlines mustern gerade gar nichts mehr aus“, hat Sabine Geis beobachtet. Weil viele Flugzeuge über Monate am Boden blieben, seien auch keine neuen Maschinen in Dienst gegangen – und somit sei auch kein Inventar ausrangiert worden.

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