Strammer Max: mehr als ein belegtes Brot
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Gar nicht bieder: Strammer Max.
© Quelle: imago images/Shotshop
Früher sah man ihn öfter. In der rustikalen Eckkneipe oder in einer dieser nach Fritteusenfett, Bier und Bohnerwachs müffelnden Gastwirtschaften mit ihrem Achtzigerjahreinterieur. Heute sind diese Orte, an denen gern Doppelkopfrunden und Dorfgemeinschaften zusammenkamen, rar.
Was nicht mangels Publikum oder wegen Baufälligkeit geschlossen wurde, ist modernisiert worden: Café statt Kaschemme, Pizzamanufaktur statt Pilsbude. Die Grundsanierung traf auch die Speisekarten. Unter der Rubrik „Für den kleinen Hunger“ gibt es nun oft Bruschetta oder Mozzarellasticks, aber keinen Strammen Max.
Wo ist er nur hin? Vielleicht muss man für die Beantwortung dieser Frage erst mal klären, wo er überhaupt herkam.
Einfach zuzubereiten und gut bekömmlich
Für alle, die sich unter Strammem Max nichts Essbares vorstellen können: Es handelt sich um ein belegtes Brot mit Schinken und einem Spiegelei obendrauf. Das Gute kann so einfach sein. Denn der Stramme Max ist schnell gemacht und liegt nicht schwer im Magen. Das macht ihn zu einem Mittagssnack, der es in sich hat, einen aber trotzdem nicht ins Suppenkoma befördert. Und eine deftige Alternative zum abendlichen Käseschnittchen ist er auch.
Ein weiterer Vorteil: Man benötigt nur wenige Zutaten. Und die hat man meist sowieso im Haus. Bei diesem Gericht kommen sowohl Puristen als auch Fans amtlicher Stullen auf ihre Kosten. Mit pflanzlichem Kochschinken oder Räuchertofu als Belag ist es sogar was für Vegetarier.
Eine Brotstulle mit vielen Variationen
Zu den Ursprüngen finden sich im Internet Einträge wie „Berliner Hausmannskost“ oder auch „DDR-Klassiker“. Es gibt aber Hinweise darauf, dass es den Strammen Max schon lange vor der deutschen Teilung gegeben hat – und dass er mit biederer Hausmannskost zunächst gar nichts zu tun hatte. In den „wilden“ 1920er-Jahren mit ihrem ausgelassenen und freizügigen Nachtleben, insbesondere in den Großstädten, fand der in Sachsen verwendete, umgangssprachliche Begriff für einen erigierten Penis Eingang in die Berliner Kneipenkultur: Der Stramme Max bezeichnete fortan auch eine kräftigende Graubrotstulle.
Mancher Gastronomiebetrieb in der Bundeshauptstadt, der vor allem Touristen mit „original Berliner Küche“ anlocken will, bietet heute noch Strammen Max mit allerlei Kinkerlitzchen an. Da gibt es dann gebuttertes Schwarzbrot statt Graubrot, Krautsalat oder Sprossen als Topping oder Salami statt Schinken als Basis.
Manche meinen es besonders gut und überbacken die Schinken-Ei-Komposition mit Gouda. Das ist dann ein extrem reichhaltiger Sattmacher. Besonders Bodenständige beschränken sich für die Beilage zum Brot auf „Jurke“. Gemeint ist die Gewürzgurke, immerhin ein herzhaftes, regionales Produkt, das im Spreewald zu Hause ist. Diese Variante dürfte dem Original noch am nächsten kommen.
Rezept für den Strammen Max
Für dieses Rezept für eine Person gibt es nur eine Schwierigkeit: Welcher Schinken soll es sein? Gekocht? Oder geräuchert? Beides ist möglich. Man sollte sich nur keinen besonders aromatischen Serrano- oder Parma-Schinken mit einem Spiegelei verhunzen.
Eine Scheibe Brot vor dem Belegen mit Schinken nach Wahl oben und unten mit Butter bestreichen und dann von beiden Seiten in einer Pfanne rösten. Das Brot herausnehmen, etwas Öl in die Pfanne geben und ein Spiegelei darin braten, das man anschließend auf dem Schinkenbrot drapiert. Mit Salz und Pfeffer würzen – und die Gewürzgurke nicht vergessen.