Umweltfreundlich putzen – mit diesen Tipps geht das ganz einfach
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Zu Hause braucht man eigentlich nur vier Produkte.
© Quelle: Getty Images/iStockphoto
Wenn die Tage wärmer werden und sich die Sonne durch verstaubte Fenstergläser kämpft, juckt es in den Fingern: Es ist Zeit für den Frühjahrsputz. Fast jeder dritte Mensch in Deutschland greift zu Staubsauger, Allzweckreiniger oder Möbelpolitur und plant einen Frühjahrsputz. Aber wie wirken sich das Putzen und vor allem die Reinigungsmittel auf die Umwelt aus?
Das beschäftigt immer mehr Menschen: „Die Nachfragen zum nachhaltigeren Reinigen bei uns steigen. Leute wollen Reiniger selbst machen oder suchen nach nachhaltigeren Alternativen“, erklärt Philip Heldt, Referent für Ressourcenschutz und Wasser bei der Verbraucherzentrale NRW e.V. Tatsächlich: Einige Inhaltsstoffe aus Reinigern sind biologisch schwer abbaubar. Das Klärwerk kann sie nicht vollständig aus dem Abwasser herausfiltern. In der Umwelt können diese Stoffe dann Organismen schädigen. Bei der großen Auswahl an Reinigern fällt es schwer, Produkte einzuordnen und auszuwählen. Wie lässt sich also der eigene Putzschrank rüsten, damit genau das nicht passiert?
Vier Putzprodukte reichen aus
Reiniger an Reiniger an Reiniger – das zeigt der Blick in viele Putzschränke. Und das ist völlig überflüssig, weiß der Experte Philip Heldt. Zu Hause braucht man eigentlich nur vier Produkte:
- Basisreiniger
- Saurer Reiniger (zum Beispiel mit Zitronensäure)
- Scheuermilch
- Handspülmittel
Der Basisreiniger ist der Allrounder. Ihn benötigt man für unterschiedliche Oberflächen. Bei Kalk oder Urinstein greift man zu sauren Reinigern und die Scheuermilch findet ihren Einsatz bei anderweitigen, hartnäckigen Verschmutzungen. Das Handspülmittel kann sogar einen Allzweckreiniger ersetzen.
Wichtiger als das Produkt selbst sind laut Philip Heldt die Werkzeuge für die Reinigung – neben der „Software“ braucht es nämlich auch eine „Hardware“: „Mikrofasertuch, Stahlschwamm und Bürste ergänzen die Grundausstattung an Reinigern“, so der Fachmann.
Mit diesem Werkzeugkoffer lässt sich beim Putzen Chemie sparen. Wer mit dem Stahlschwamm die angetrockneten Soßenreste im Backofen oder anderen unempfindlichen Materialien abkratzt, braucht dafür keinen Extrareiniger.
Mikrofasertücher – gut oder schlecht für die Umwelt?
Auch Mikrofasertücher haben eine besondere Eigenschaft: „Mikrofasertücher sind vor dem Hintergrund gut, dass ich im Vergleich mit Baumwolltüchern eine Menge Wasser und Reinigungsmittel einsparen kann“, erklärt der Experte. Die winzigen Mikrofasern vergrößern die Oberfläche des Tuchs und können viel Schmutz auffangen. Weil die Waschmaschine später Mikroplastik – winzigste Plastikteilchen – von den Tüchern abschrubbelt, die in die Umwelt gelangen, haben viele das Material aus dem Haushalt verbannt. Zu Unrecht, wie Philip Heldt meint: Für die Umwelt sei das Verbannen der Tücher der falsche Weg.
Damit die Tücher auch wirklich Wasser und Reiniger einsparen, rät der Verbraucherschützer: „Das Mikrofasertuch ganz leicht feucht halten. Einen kleinen Spritzer Reiniger auf das Tuch geben und verkneten – mehr Reinigungsmittel braucht es auf Mikrofaser nicht.“ Es gibt spezielle Waschbeutel für Mikrofasertücher. Sie fangen gelöstes Mikroplastik auf, bevor es dann in den Restmüll wandert. Doch es gibt noch weitere Tipps, die jeder im Haushalt einfach umsetzen kann.
Sind Desinfektionsmittel im Haushalt sinnvoll?
Hände desinfizieren, Haushalt desinfizieren – nach zwei Pandemiejahren sind wir zu Profis geworden. Kleine Flaschen mit durchsichtiger Flüssigkeit haben es sich in jeder Handtasche gemütlich gemacht und desinfizierende Reiniger sind in die Putzschränke eingezogen. Doch Desinfektion im privaten Haushalt ist gar nicht notwendig.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung informiert auf seiner Website: „Im Privathaushalt (sollten) Desinfektionsmittel nur in begründeten Ausnahmefällen verwendet werden.“ Normale Reiniger reichen beim Putzen aus. Die einzige Ausnahme: wenn eine Ärztin oder ein Arzt aus medizinischen Gründen dazu rät, daheim zum Desinfektionsmittel zu greifen.
Produkte sparsam verwenden
Auch in der Anwendung „normaler“ Reiniger wird es schnell zu gründlich, und zwar, wenn die Sprühflaschen im Badezimmer auf Hochtouren laufen – alles wird eingesprüht, aus Angst vor Bakterien. Die meisten Bakterien in unserer Umgebung sind allerdings völlig harmlos. Der Verbraucherschützer Philip Heldt erklärt: „Wenn auf einer Oberfläche kein Schmutz zu sehen ist, ist sie auch erst mal sauber. Nicht so sauber wie in einem OP-Saal, aber wir können mit diesen Bakterien sehr gut leben.“
Aus diesem Grund hat es keinen Sinn, Waschbecken und Co. flächendeckend mit Reiniger einzusprühen. Die Produktverpackung verrät, wie viel es von dem jeweiligen Mittel braucht. Auf Mikrofasertüchern lässt sich sogar weniger als empfohlen einsetzen. So gelangen keine überflüssigen Chemikalien in die Umwelt. Doch welche Reinigungsprodukte lassen sich – mit Blick auf Inhaltsstoffe, die die Umwelt gefährden – überhaupt bedenkenlos einsetzen?
Label geben Orientierung
Für Wasch- und Reinigungsmittel gibt es in Deutschland zum Beispiel das Umweltzeichen Blauer Engel. Viele kennen den Blauen Engel von Papier oder Schreibwaren. Auf Wasch- und Reinigungsmitteln steht das Label dafür, dass sich die Produkte umwelt- und gesundheitsverträglich verwenden und entsorgen lassen. Auch weniger Verpackungsabfall ist dabei ein Thema.
All diese Hintergründe, für die ein Label steht, werden auf der Seite siegelklarheit.de durch ein unabhängiges, transparentes Bewertungsportal eingestuft und veröffentlicht. Insgesamt sind dort vier Labels als „sehr gute Wahl“ eingestuft. Dazu gehört der Blaue Engel. Ein weiteres Siegel, das Cleanright-Siegel, bewertet das Portal als „gute Wahl“.
Und wenn im Putzschrank keine Produkte mit geeignetem Label zu finden sind? Trotzdem die bestehenden Produkte aufbrauchen und dann beim nächsten Einkauf auf Label achten. Und wer sich dann, wie empfohlen, auf Basisreiniger, sauren Reiniger, Scheuermilch und Spülmittel beschränkt, dem fällt vielleicht zukünftig auch die Auswahl leichter.