Vegan, proteinreich oder zuckerfrei: Speiseeisindustrie so vielfältig wie nie
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Sommerhit? Veganes Eis ist plötzlich überall zu haben.
© Quelle: Nature Zen/Unsplash
Blaubeer-Kokosnuss am Stiel oder doch eher veganes Meloneneis? Ein Blick in die Kühltruhen von Supermärkten, an Tankstellen oder an Kiosken lässt Nostalgiker verzweifeln: Wo sind nur das vor künstlichen Farbstoffen strotzende Wassereis oder die emulgatorenlastige Nussmischung im Waffelhörnchen hin? Offenbar sind sie dem Zeitgeist zum Opfer gefallen. Denn auch die industriellen Speiseeishersteller setzen auf gesunden Genuss und mehr Nachhaltigkeit. Ob’s hilft?
Der Pro-Kopf-Verzehr ist deutlich gesunken
Immerhin hatte die Branche ziemliche Eiseinbrüche zu verkraften: Wurden 2018 noch im Schnitt 124 Kugeln pro Kopf vertilgt, waren es 2021 nur noch 113 Kugeln, was 7,9 Litern Eis entspricht. Das berichtet der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI).
Dabei spielte offenbar auch das Wetter eine entscheidende Rolle. Die Eissaison startet üblicherweise im April. Der war aber im vergangenen Jahr mit durchschnittlichen sechs Grad und teilweise Frost und Schnee besonders kalt. Und obwohl die Eiswerbung immer gern für jede Jahreszeit Sommerfeeling suggeriert, glaubten offenbar die wenigsten, sie könnten sich zu Hause an einem Eis am Stiel wärmen. Der Sommer 2021 brachte zu allem Überfluss extreme Regenfälle – und dämpfte ebenfalls die Lust auf Eis.
Hinzu kam, dass coronabedingt auch potenzielle Eisverkaufsstellen wie Restaurants, Cafés und Biergärten, aber auch Schwimmbäder oder Freizeitparks geschlossen hatten.
Optimistische Aussichten für die diesjährige Speiseeissaison
Grund zur Sorge herrscht bei den Eisherstellern trotzdem nicht: Schließlich mussten Eisdielen, Softeis- und Markeneishersteller trotz geringeren Verbrauchs nicht allzu hohe Umsatzeinbußen hinnehmen. So ging die verkaufte Eismenge zwischen 2020 und 2021 zwar um fast 7 Prozent zurück, die Umsätze sanken aber nur um 2,4 Prozent. Branchenexperten zufolge wurde das Eis vielfach zum höheren Preis verkauft.
Für dieses Jahr blickt der BDSI optimistisch aufs Eisgeschäft: „Die Kategorie Speiseeis ist und bleibt attraktiv“, heißt es aus der Fachsparte Markeneis. Die Hersteller haben ihr Sortiment erweitert. Es gebe mehr qualitativ hohes „Premium-Stieleis“, mehr „Eisriegel zum Snacken“ und vor allem viel veganes Eis. Bei den Sorten dominieren Varianten mit „Cookiestückchen“ und salzigem Karamell. Kinder versucht man vor allem mit Bezügen zu Disney-Filmen und „Star Wars“ wieder mehr zum Eisschlecken zu bringen. Darüber hinaus wird mit milchfreiem Sorbet oder proteinreichem „Fitness-Eis“ geworben. Verwendet wird für Letzteres unter anderem Erbsenprotein. Gesüßt wird mit Ahornsirup oder Süßungsmitteln wie Erythrit.
Eisige Leckereien gibt’s auch ohne Milch
Ob das den Eisabsatz fördert, wenn Milch und Zucker als Grundzutaten ersetzt werden? Schließlich sind sie entscheidend für die cremige Konsistenz. Wobei die Milch durchaus verzichtbar ist. Selbst Schokoladeneis gibt es auf Sorbetbasis und damit vegan. Sorbet wiederum ist keine neue Erfindung. Das halb gefrorene Dessert aus Zucker und Fruchtsäften oder Fruchtpürees war schon im Italien des 16. Jahrhunderts bekannt. Erfunden haben es aber wohl die Araber. Eisfeinschmecker schätzen am Sorbet, dass weder Frucht- noch Kakaoaroma vom Milchgeschmack überdeckt wird.
Und noch einen Vorteil hat die vegane Eisvariante Sorbet: Es lässt sich zu Hause viel einfacher selbst herstellen als Milcheis. Das könnte für die industriellen Eishersteller wieder ein Minus bedeuten. Andererseits fängt der Sommer ja erst an.
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