„Viele unterschiedliche Techniken mit nur einem Stift“: Wie Sie hübsche Zeichnungen mit Finelinern anfertigen
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Ob schwarz-weiß oder bunt: Beim Zeichnen mit Finelinern sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.
© Quelle: Kelly Sikkema/Unsplash/Frechverlag/Montage RND
Frau Becker, mit Wasserfarben zu malen liegt im Trend. Sie haben sich auf Zeichnungen mit Finelinern spezialisiert. Warum?
Ich zeichne schon seit sieben Jahren fast ausschließlich mit Finelinern. Davor habe ich auch sehr gerne mit Aquarell gezeichnet, jedoch hat sich das Zeichnen mit Finelinern mehr nach mir angefühlt. Generell sollte man darauf achten und herausfinden, was einem liegt und Spaß macht, als nur Trends zu folgen. Ich finde den Fineliner-Stil persönlich toll, man kann unglaublich viele unterschiedliche Techniken mit nur einem Stift umsetzen.
Ihre Bilder sind schwarz-weiß. Das wirkt auf den ersten Blick für manche vielleicht etwas düster. Was mögen Sie daran?
Das habe ich auch schon zu hören bekommen – das ist okay. Geschmäcker sind verschieden. Viel öfter höre ich aber, wie faszinierend es ist, was man mit nur einem Stift alles aufs Papier zaubern kann. Und das sehe ich genauso. Man ist trotz des schlichten Mediums alles andere als eingeschränkt: Beherrscht man erst mal die verschiedenen Techniken, ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten, sie in seinen Illustrationen umzusetzen. Deshalb habe ich auch in meinem Buch „Fine Line“ alle Techniken ausführlich erläutert.
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Kim Becker arbeitet als freiberufliche Illustratorin und Grafikdesignerin in Karlsruhe. Ihre Illustrationen sind inspiriert von der Natur, Camping, Filmen und Dinosauriern. Ihre Arbeiten sind auf Instagram unter @kimbeckerdesign zu sehen. Gerade ist ihr Buch „Fine Line“ (Frechverlag, 128 Seiten, 18 Euro) erschienen.
© Quelle: Kim Becker/Frechverlag
Funktioniert diese Technik auch mit bunten Finelinern?
Ja, klar. Die Technik ist mit jedem Stift umsetzbar. Ich finde Schwarz toll, weil die Tinte des Fineliners gleichmäßig zeichnet und man einen starken Kontrast erhält. Techniken wie Schattieren oder Schraffieren beispielsweise wendet fast jede Illustratorin und jeder Illustrator gezielt bei ihren oder seinen Zeichnungen an, da ist der Stift nicht entscheidend.
Was ist das Besondere an Ihren Bildern? Sie haben etwas Wimmelbildartiges an sich.
Ich liebe es, kleine Welten in Gegenstände oder Konturen zu zeichnen. So erhält man einen interessanten Twist. Zudem macht es mir Spaß, meiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Eine meiner beliebtesten Zeichnungen hat es auf das Buchcover geschafft: ein aufgeklappter Kompass, in dem eine kleine Landschaft mit Wasserfall, Wald und Campingplatz zu sehen ist.
Wie haben Sie diese Maltechnik entwickelt?
Ich habe diese Technik nicht erfunden – es gibt viele tolle Künstlerinnen und Künstler, die sich auf das Zeichnen mit Finelinern spezialisiert haben. Angefangen habe ich, indem ich es einfach ausprobiert habe. Ein Anleitungsbuch gab es damals noch nicht, und ich habe vieles einfach so umgesetzt, wie ich dachte, dass es klappen könnte. Hat es mir gefallen, wurde die Technik beibehalten, und wenn nicht, habe ich wieder was gelernt.
Worauf sollten Anfänger achten?
Mein wichtigster Tipp, nicht nur für Anfänger, ist: Mit Bleistift vorzeichnen! Tinte verzeiht nichts. Wenn man eine saubere Zeichnung anfertigen möchte, sollte man vorher eine ordentliche Skizze ausarbeiten. Das ist die halbe Miete, danach beginne ich mit den Außenlinien, und erst dann werden die Flächen gefüllt.
Welche Materialien braucht man?
Reichen würden Fineliner und Papier. Für die Vorarbeit sind Bleistift, Radiergummi, Geodreieck, Zirkel und Schablonen gute Hilfen. Ein Fineliner-Set mit verschiedenen Strichstärken ist auch praktisch.
Meer in Sicht – Zeichnung mit Tiefgang
So frei sein wie ein Wal im weiten Ozean, gelassen durch die Wellen gleiten – ein schöner Gedanke. Und gleichzeitig beängstigend, wenn man ganz alleine im Wasser schwimmt. Kein Grund zur Sorge, denn egal, wie weit das Meer auch sein mag, irgendwo steht ein Leuchtturm, der den Weg weist und zeigt: „Du bist nicht allein.“
Das wird benötigt:
- Papier,
- Bleistift,
- Radiergummi,
- Geodreieck,
- Kreisschablone,
- Fineliner in den Stärken 0.05, 0.1, 0.3.
So geht‘s:
Zunächst wird eine Walsilhouette auf ein Blatt Papier mit Bleistift gezeichnet, dann ein kleiner Felsen im Walbauch platziert, auf dem der Leuchtturm steht. Zwei Lichtkegel strahlen von dessen Spitze nach links und rechts. Sie strahlen aus dem Wal heraus. An dieser Stelle den Umriss des Wals wegradieren. Dann kommt ein kleines Segelboot dazu, das Richtung Bauchflosse treibt. Zum Schluss werden wabenförmige Wellen um Felsen und Segelboot gezeichnet.
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Zunächst die Konturen des Wals zeichnen.
© Quelle: frechverlag_TOPP
Die Umrisse des oberen Teils des Wals mit dem Fineliner in Stärke 0.3 nachzeichnen und darauf achten, dass die Bereiche, an denen die Lichtkegel auf die Silhouette treffen, frei bleiben. Weiter geht‘s mit den Umrissen des Leuchtturms, des Segelbootes und den Linien der Wellen: Diese werden mit einem Fineliner in Stärke 0.1 nachgezeichnet. Die Enden der Wellen treffen auf die Silhouette.
Dann kommen ein Mond (hier kann eine Kreisschablone helfen) in die Schwanzflosse und unterschiedlich große Sterne in den Himmel hinzu.
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Wie man einen Leuchtturm zeichnen kann.
© Quelle: frechverlag_TOPP
Mit dem dünnen Fineliner in Stärke 0.05 wird der Leuchtturm ausgearbeitet. Man zeichnet Fenster hinein und vielleicht einen schwarz gemusterten Anstrich. Wie der Turm aussehen soll, bestimmen die eigene Kreativität und Fantasie. Der Felsen, auf dem der Leuchtturm steht, wird mit feinen, engen Strichen straffiert. An der oberen Felskante aber Weißraum lassen. Den Nachthimmel mit dem Fineliner in Stärke 0.3 füllen.
Ausarbeitung der Wellen: Mit einem Fineliner in Stärke 0.1 zieht man von der spitzen Kante einer Welle eine geschwungene Linie bis zur anderen Seite. Diesen Schritt in gleichmäßigen Abständen wiederholen, bis die einzelnen Wellen gefüllt sind. Trifft eine Linie auf die Silhouette des Wals, endet sie dort. Im unteren Bereich der Wellen reicht es, die Linien einfach parallel durchlaufen zu lassen, bis auch die letzte Fläche gefüllt ist.
Sobald die Tinte getrocknet ist, können alle Bleistiftlinien wegradiert werden. Mit dem dünnen Fineliner letzte Details in das Segelboot zeichnen.
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So sieht der fertige Wal aus.
© Quelle: frechverlag_TOPP
Ein Tipp: Die Lichtkegel des Leuchtturms unterbrechen die Walsilhouette und ergeben eine offene Fläche. Auch die Wellen enden quasi im „Nichts“ und orientieren sich doch am Umriss des Wals. Beides trägt dazu bei, die Illustration interessanter zu gestalten.
Zeichentechniken
Linien: Fineliner zeichnen sehr präzise, ideal für Linien. Diese sind vielfältig einsetzbar: Sie können als Umrisse fungieren. Eng gesetzte Linien ergeben eine Schraffur oder auch Textur und Muster und können so einem gezeichneten Gegenstand Form verleihen. Verwendete Strichstärke und -länge sind dabei individuelle Geschmackssache.
Punkte: Hierbei werden mit dem Fineliner einzelne Punkte gesetzt. Das ist ideal zum Schattieren und um einer Fläche Kontrast oder Struktur zu verleihen. Ein Bild kann auch komplett nur mit dieser Technik angefertigt werden. Meistens werden aber Linien und Punkte zusammen eingesetzt, da sie sich gut ergänzen.
Licht und Schatten: Weißraum im Bild bedeutet Helligkeit. Verdichtete Linien oder Punkte bis hin zu einer schwarz ausgemalten Fläche zeigen Schatten auf. Mit Einsatz von Licht und Schatten erhalten die gezeichneten Flächen eine räumliche Ansicht.