Newsletter „SN Inside“

Fühlt sich falsch an

Liebe Leserinnen und Leser,

zwei Schreckensmeldungen an einem Tag. Wer diese Woche nicht im Bunker geschlafen hat, weiß, worum es geht. Von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst heißt es manchmal, einige ihrer Vertreter rissen im Angesicht des Schreckens - etwa eines schweren Autounfalls - makabre Witze. Das kann man herzlos finden, allerdings ist es das, wenn überhaupt, wohl in nur in den allerwenigsten Fällen. Psychologisch nämlich ist das Phänomen längst geklärt: Der schwarze Humor hilft dabei, das Erlebte zu verarbeiten.

Auch als Redakteur hat man mit Schreckensmeldungen zu tun. Allerdings mit dem entscheidenden Unterschied, dass man Bluttaten und Unglücke aus der Entfernung betrachtet, die Schreie nicht hört und das Blut nicht sieht – Vor-Ort-Reporter jetzt mal nicht mit eingerechnet. Für die meisten im Beruf kommt eine Nachricht wie die vom Mord an einem 14-Jährigen mutmaßlich durch einen gleichaltrigen Mitschüler in Wunstorf als Nachricht auf den Schreibtisch, die man in aufgearbeiteter Form weitergibt, im Lokalen vielleicht auch einfach, weil es sich nicht um das eigene Berichtsgebiet handelt.

Mehr als (nur auf den ersten Blick so zu nennender) unangebrachter Humor ist hier das Thema, wie eine Tragödie zum nachrichtlichen Rohstoff wird, dessen Verarbeitung immer gleichen Mustern folgt. Sprich: Vom Fördergeld für den Hafen über die letzten Sanierungsschritte beim Kindergarten bis zum Mord, die Fragen, die sich Redakteure stellen, bleiben gleich, sie drehen sich um Umfang, Bebilderung, Videos, Telefonate, Uhrzeit im Internet und Position auf der gedruckten Seite. Das fühlt sich falsch an, weil es den Alltag gleichsetzt mit dem Ungeheuerlichen. Und doch ist es der Job. Redaktionsinterne Diskussionen dazu haben bis dato noch nie zu einem Ergebnis geführt. Vielleicht ist das in sich aber auch das Ergebnis, und zwar ein gutes: Dass immer wieder diskutiert wird.

Wir bleiben bei den ernsten Themen. Die Stadthäger Raub-Serie wird mehr und mehr zum Politikum. Wieder haben jugendliche Täter zugeschlagen, wieder war ein Messer im Spiel. Ecken, die man lieber meidet, gibt es in so gut wie jeder Stadt, in der großen und der kleinen. Nicht selten ist die Angst irrational, die gefühlte Gefahr ist viel größer als die tatsächliche. Dass die Bedenken ausgerechnet im beschaulichen Stadthagen so gut begründet sind, sollte Verwaltung und Polizei mit Nachdruck nach Lösungen suchen lassen. Das in der Vergangenheit gern geäußerte „Wir stehen in Kontakt“ hat seine Halbwertszeit überschritten.

 

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In dieser Woche war Holocaust-Gedenktag. Schülerinnen und Schüler legen Rosen auf dem Stadthäger Marktplatz nieder.

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Herzlichst, Ihr

Jan-Christoph Prüfer

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