Trotz Teil-Lockdown und zahlreichen Corona-Maßnahmen steigt die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland weiter. Was wurde falsch gemacht? Aus Sicht des Mindener Experten, Dr. Peter Witte, wurde gar nicht viel falsch gemacht. Dennoch gibt es einiges, worauf jetzt geachtet werden sollte.
Minden/Landkreis. Zwei Wochen vor Weihnachten kommt die Debatte um mögliche Verschärfungen der Corona-Maßnahme nicht zur Ruhe. Die Zahlen bleiben hoch, auch die Todesfälle erreichen Höchststände. Was hat die Politik, was haben wir Bürger falsch gemacht? Aus Sicht von Dr. Peter Witte gar nicht so viel. Falsch seien vor allem die Erwartungen gewesen, die mit dem Teil-Lockdown verbunden waren. Den Schwellenwert von 50 Infektionen pro Woche auf 100.000 Einwohner vor Weihnachten wieder erreichen zu können, sei nach dem Hochschnellen der Infektionszahlen schlicht unrealistisch gewesen, sagt der Leiter des Instituts für Krankenhaushygiene am Mindener Johannes-Wesling-Klinikum.
Exponentielle Steigerungen der Fallzahlen wie noch im Oktober gebe es nicht mehr, sagt der Mediziner, der bis vor knapp vier Jahren noch das Gesundheitsamt des Kreises Minden-Lübbecke geleitet hat: „Der starke Anstieg ist durchbrochen, wir haben ein Plateau erreicht.“ Witte verweist auf einen leichten Rückgang im Durchschnitt der vergangenen 14 Tage. Die Reproduktionszahl liege inzwischen nicht mehr bei 1,3, sondern etwa bei 1. Das heißt, ein Infizierter steckt eine weitere Person an. Bei diesem Wert bleiben die Fallzahlen weitestgehend stabil. „Es hat also einen Effekt gegeben, er war aber nicht so durchschlagend wie erhofft“, sagt Witte mit Blick auf die verhängten Schutzmaßnahmen und das diffuse Infektionsgeschehen. „Kontrollierbarkeit gibt es in diesem Stadium einer Pandemie so nicht.“