1000 Edelkrebse für den Baggersee
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Krebse besetzen – Finn Ole (14) hilft mit
© Quelle: Tim Schaarschmidt
Hannover/Immensen. Immensen hat seit Sonntag 1000 neue Bewohner. Sie kommen aus Nordrhein-Westfalen und haben im örtlichen Baggersee Quartier bezogen. Edelkrebse, eine vor allem durch die Krebspest bedrohte Gattung, sollen im Lehrter Ortsteil heimisch werden und sich möglichst bald vermehren. Der Besatz im Baggersee ist Teil eines Forschungsprojekts des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts, der niedersächsische Anglerverband hilft dabei, viele Mitglieder sind ans Seeufer gekommen, um sich die Aktion anzusehen. „Ich bin froh, dass sich auch der Fischereiverein Hannover beteiligen kann“, sagt dessen Vorsitzender Heinz Pyka.
„Wenn wir die Edelkrebse erhalten wollen“, erläutert Verbandsbiologe Thomas Klefoth, „müssen wir sie in Gewässer werfen, in der es sonst keine Krebse gibt.“ Grund sei die Ausbreitung der amerikanischen Flusskrebse, die die Pest eingeschleppt hätten. „Wenn Sie heute einen Edelkrebs in die Leine werfen, ist er morgen tot.“
Mit 120 Reusen sei der Baggersee im Vorfeld befischt worden, um seine Tauglichkeit zu testen. Kein Krebs war dabei, also kann es losgehen. Ein Risiko bleibt immer, 2014 ist eine solche Aktion bereits gescheitert.
Wissenschaftler Oliver Hauck vom Alfred-Wegener-Institut betreut das vom Bundeslandwirtschaftsministerium geförderte Projekt, das den richtigen Besatz von Flusskrebsen zum Inhalt hat. „Wir setzen sie an drei Stellen am See aus, wo sie Versteckmöglichkeiten haben und Nahrung finden.“ Edelkrebse fressen vor allem Pflanzen wie Laub, die Angler, erläutert Hauck, müssten sich also keine Sorgen machen, dass die Neuankömmlinge die Köder wegfressen.
Auch einige Kinder verfolgen mit großen Augen die Ausführungen des Experten. „Warum ist eine Schere so groß und die andere so klein?“, will Nikolas wissen, als der Wissenschaftler die Tiere aus dem Eimer nimmt und den Umstehenden zeigt. Kampfspuren beim Leben auf engem Raum, erklärt Hauck, die Scheren würden aber nachwachsen. Dann geht es los. Zwei Kisten mit Krebsen auf die Schubkarre und an eine seichte Stelle der Böschung. Hauck erklärt, wie man die Tiere ins Wasser setzt: rückwaärts nämlich, damit sie die Luft aus den Kiemen bekommen und sich so stressfreier akklimatisieren können.
Von Uwe Janssen