2112 Anzeigen gegen Schulschwänzer in Hannover
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/GSJ5BDXS75NMOALBJDE5DUB22Q.jpg)
Kein Bock auf Schule? Die Stadt Hannover versucht mit vierlen Maßnahmen, das Schwänzen zu verhindern.
© Quelle: Symbolbild: dpa
Hannover. Die Stadt Hannover hat im vergangenen Jahr 2112 Anzeigen wegen Schulpflichtverletzungen erhalten, in 1089 Fällen wurde ein Bußgeld verhängt. Damit waren die Zahlen gegenüber 2016 leicht rückläufig. Damals waren 2320 Anzeigen und 1105 Bußgeldentscheide verhängt worden. Grundsätzlich werde jeder Meldung vom Jugendamt nachgegangen, sagte eine Stadtsprecherin. Seit 2011 gibt es eine Vereinbarung zwischen den Grundschulen und dem Kommunalen Sozialdienst (KSD). Darin ist festgelegt, dass Schulschwänzen kindeswohlgefährdend ist. Sollte die Intervention der Schule nicht erfolgreich sein, wird der KSD eingeschaltet.
Im Programm „Vermeidung von schulverweigerndem Verhalten“ arbeitet die Stadt zusammen mit freien Trägern der Jugendhilfe. Wer nicht zum Unterricht geht, hat viele Gründe: Mal will ein Schüler einer Arbeit ausweichen, die aber ohnehin nachgeschrieben wird, mal fühlt sich ein Kind von Mitschülern gemobbt oder von Lehrern ungerecht behandelt. Wichtig sei die Einbeziehung der Eltern, um die Ursachen für den Schulfrust herauszufinden.
Wenn Kinder wochen- oder monatelang dem Unterricht fernbleiben, spricht die Stadt von „manifestierter Schuldistanz“. Damit diese Schüler wieder Spaß am Lernen haben, muss man andere Wege gehen: An der „Station Glashütte“ der Arbeiterwohlfahrt können Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren wieder einen geregelten Tagesablauf lernen, sie werden in Deutsch, Mathematik, Englisch und Sozialkunde unterrichtet und in einem handwerklich-kreativen Werkstattangebot ergotherapeutisch gefördert. Auch die Werkstatt-Schule führt in kleinen Lerngruppen mit hohen Praxisanteilen Schulverweigerer wieder zurück zum Bildungserfolg. Im Projekt Fachwerk versucht die Schule Jugendliche, die keine Lust auf Bücher haben, durch praktische Arbeit zu eine Ausbildung zu führern.
Schüler, die ihre Schulpflicht im Sekundarbereich I (bis Klasse 10) erfüllt haben, aber noch berufsschulpflichtig sind, können am Hauptschulkurs von Pro Beruf teilnehmen. Und das Projekt „Comeback“ des Diakonischen Werkes Hannover hilft Schüler der Integrierten Gesamtschule Linden, die über längere Zeit dem Unterricht fernbleiben.
„Die Maßnahmen sind am erfolgreichsten, bei denen die Intervention so früh wie möglich erfolgt“, sagt eine Stadtsprecherin, um so wichtiger sei es, dass die Schulen Schwänzer meldeten. In Laatzen wird seit 2010 jedes unentschuldigte Fehlen erfasst, weitergemeldet und geanhndet. In 2017 sind die Fehltage dort auf den zweitniedrigsten Stand jemals – auf 1669 – zurückgegangen.
Von Saskia Döhner