Stadtarchiv digitalisiert historische Adressbücher

Adressen für alle

Foto: So viele Namen: Das Stadtarchiv Hannover will 200.000 Seiten Adressbücher digitalisieren und sie Nutzern im Internet zugänglich machen.

So viele Namen: Das Stadtarchiv Hannover will 200.000 Seiten Adressbücher digitalisieren und sie Nutzern im Internet zugänglich machen.

Hannover. Es war im Jahre 1798, als Johann Thomas Lamminger folgenden ehrenwerten Satz aufschrieb: „Es ist vielleicht überflüssig zu versichern, daß ich keine Mühe gespart habe, dieses Addreß-Buch so vollständig als möglich zu machen; und doch werden einige Fehler eingeschlichen seyn.“ Lamminger war von Beruf Hofbuchdrucker und gleichzeitig Herausgeber des ersten „hannöverschen Addreß-Buchs“. Was darin stand, sollte stimmen, aber er war klug genug, in der Vorrede seinen Lesern keine Allwissenheit vorzugaukeln.

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Seither erschien jedes Jahr ein neues Adressbuch für Hannover. Die Bände wuchsen in Maßen und Gewicht und dokumentierten damit Hannovers Wachstum. Wollte man sehr streng sein, könnte man sagen, dass Johann Thomas Lamminger und seine Nachfolger private Daten für kommerzielle Zwecke sammelten. Der letzte Band erschien vor knapp zehn Jahren, der Walter Dorn Verlag veröffentlichte es 2004, das Internet übernahm die Funktion kiloschwerer Auflistungen (ein Wikipedia-Eintrag gibt fälschlicherweise den Jahrgang 2002 als letztes gedrucktes Exemplar an). Das finale Werk umfasste weit mehr als 1000 Seiten. Verzeichnet waren nicht allein Einwohner und Adressen, das Buch war auch ein Gewerberegister und Nachschlagewerk über Vereine, Kirchen, Schulen, Universitäten, Stadtbezirksräte und so weiter. Es enthielt keine Vorrede, dafür aber ein Grußwort. Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, Hannovers Attraktivität „als Metropole im Herzen Europas“ zu betonen.

Rechnet man alle Bände seit 1798 zusammen, kommen diese hannoverschen Chroniken auf einen Bestand von annähernd 200.000 Seiten. „Sie sind eine wichtige Quelle zur Stadtgeschichte“, sagt Stadtarchivleiterin Cornelia Regin. Jetzt soll das gesamte Material in eine moderne Form gebracht und im Internet zugänglich gemacht werden. Stadtarchiv und Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Bibliothek wollen alle Adressbücher digitalisieren, Seite um Seite, und damit auch vor dem allmählichen Verfall bewahren. „Kaputtbenutzung“ nennt es Regin, wenn in dem dünnen und billigen Papier, das für den täglichen Gebrauch bestimmt war, über Jahrzehnte herumgeblättert wurde. „Viele Jahrgänge sind im Bestand gefährdet und drohen auseinanderzufallen.“

Die Rettung der historischen Dokumente dürfte um die 50.000 Euro kosten, Stadt und Sponsoren wollen das Geld gemeinsam aufbringen. Geht alles nach Plan, dann stehen Ende nächsten Jahres große Teile der hannoverschen Adressbücher frei zugänglich im Netz, offen ist noch, unter welcher Adresse. Dass zunächst nicht jeder Jahrgang im Netz veröffentlicht wird, liegt an Urheberrechten, sie erlöschen erst nach 70 Jahren. Jedes Jahr kann ein weiterer Jahrgang im Internet veröffentlicht werden, zunächst bis 1944. Die übrigen Daten sind in Computern von Stadtarchiv und Leibniz-Bibliothek zugänglich.

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