Auch Australier schauen royale Hochzeit
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Die Familie Pickering verfolgt vor dem Fernseher daheim in Kirchhorst die royale Traumhochzeit.
© Quelle: Elena Everding
Kirchhorst. Als gegen 12.30 Uhr Meghan Markle im Auto auf dem Weg zur Kirche ist, steigt im Hause Pickering bereits die Aufregung: „Beeilung, die Braut kommt gleich!“, sagt John Pickering und lotst einen auf die Couch, wo bereits seine Frau Jackie und seine Tochter Michelle Platz genommen haben. Auf dem Couchtisch liegt die passende Deko: rote Luftballonherzen und Luftschlangen.
Die Hochzeit des britischen Prinzen Harry und der amerikanischen Schauspielerin Meghan Markle begeistert oder nervt die Menschen – entziehen kann man sich dem Event an diesem Wochenende allerdings nur schwer. In der Familie des Kirchhorster Tenors John Pickering ist die Hochzeit Pflichtprogramm und wird voller Spannung erwartet: Opernsänger Pickering ist Australier, seine Frau Jackie Britin. Nicht nur Großbritannien versetzt die Eheschließung in den Ausnahmezustand, auch die Australier verfolgen sie wegen ihrer Commonwealth-Zugehörigkeit.
„Warum ist Harrys Outfit so schwarz“, fragt Michelle Pickering. Die junge Frau studiert in Hannover Berufsschullehramt und besucht heute zum Hochzeit-Schauen ihre Eltern in Kirchhorst, die dort schon seit vielen Jahren leben. Im Fernseher läuft Sky News, natürlich britisches Fernsehen. Vor allem Mutter und Tochter sind gespannt auf das Brautkleid: „Wie sieht es aus, und wie lang ist die Schleppe – das sind die wichtigsten Fragen“, meint Michelle Pickering.
Ihre Mutter Jackie ist Expertin für das britische Königshaus und erkennt viele royale Gesichter in den Reihen der Besucher. Michelle dagegen entdeckt viele Darsteller-Kollegen von Markle aus der Serie „Suits“, in der die Braut mitspielte.
Dass Meghan Markle als geschiedene Frau und Schauspielerin mit afroamerikanischen Wurzeln für manche nicht dem typischen Idealbild einer britischen Prinzessin entspricht, ist für Familie Pickering kein Thema: „Das Königshaus modernisiert sich, aber die Tradition bleibt trotzdem“, sagt der international erfolgreiche Tenor, der seit den Siebzigerjahren in Deutschland lebt und im Isernhagenhof die „Oper am Nachmittag“ organisiert. „Ich finde das cool, das ist mal etwas anderes“, meint seine Tochter. Inzwischen seien keine politisch gewollten Hochzeiten im Königshaus mehr nötig, sodass es eine Hochzeit aus Liebe sei.
Michelles Schwester Emma ist am Tag der Trauung sogar beruflich in London und verfolgt das Event beim Public Viewing. Auf der Couch in Kirchhorst ist gerade das grüne Kostüm der Queen Thema, die inzwischen an der Kirche eingetroffen ist. „Ziemlich knallig“, lautet das Fazit der Familie Pickering.
Dann kommt endlich der große Moment, die Braut steigt aus dem Wagen. „Wow“, entfährt es Michelle Pickering bei diesem Anblick. „Das Kleid ist wirklich schön und die Schleppe samt Spitze auch“, sagt sie. „Elegant und schlicht“ findet John Pickering das Brautkleid. Er hat inzwischen Tee und Scones aus der Küche geholt - ein britisches Gebäck, welches seine Frau gebacken hat. Ein bisschen britische Tradition ist heute Pflicht.
Die Trauung beginnt. Die Familie Pickering beäugt jedes Detail, ob die Haarsträhne in Meghans Gesicht oder ihr Make-up. Bei letztem sind sich der Vater und die beiden Frauen nicht einig: „Sie ist ja kaum geschminkt“, meint John Pickering, während Mutter und Tochter das Gegenteil behaupten. Doch letztendlich spielt dies alles keine große Rolle mehr, als Harry seine Braut breit lächeln anschaut. Michelle fasst zusammen: „Es ist definitiv verliebt!“
Von Elena Everding