Ronnenberg

CDU stimmt gegen Ronnenberger Haushalt

Abschied: Katherine Jürgens (links) erhält von Karin Reinelt einen Blumenstrauß.

Abschied: Katherine Jürgens (links) erhält von Karin Reinelt einen Blumenstrauß.

Ronnenberg. Die Sachentscheidungen traten ein wenig in den Hintergrund, als Hans-Heinrich Hüper kurz nach 21.30 Uhr am Mittwochabend im Gemeinschaftshaus Ronnenberg aufstand. Der Vorsitzende der Gruppe 2 mit CDU, Freien Wählern und FPD gab dem Rat zu verstehen, das diese dem Haushaltentwurf der Verwaltung nicht zustimmen werde. Damit verwehrte unter anderem die eigene Partei Bürgermeisterin Stephanie Harms (CDU) die Rückendeckung für den Etat.

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Nach teilweise intensiver Diskussion über insgesamt 14 Anträge der Fraktionen und Gruppen zum Haushalt, die teilweise von der Gruppe 2 selbst eingebracht worden waren, zeigten sich die anderen Lager im Rat von dieser Positionierung überrascht. „Ich bringe meine Erschütterung zum Ausdruck, dass Sie wegen 71.000 Euro den gesamten Haushalt ablehnen“, sagte Grünen-Fraktionsvorsitzender Jens Williges. Letztlich bewege der Rat mit dem Haushalt Millionen. In der Diskussion gehe es doch „eigentlich nur um Kleckerbeträge“, wie Dieter Schur, Vorsitzender der Gruppe 1, bestätigte.

Gleichstellungsbeauftragte verlässt die Stadt

Gerade einmal 15 Monate ist Katherine Jürgens im Amt, jetzt kehrt die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Ronnenberg schon wieder den Rücken. „Wir haben das mit Bestürzung zur Kenntnis genommen“, sagte die Ratsvorsitzende Karin Reinelt, nachdem der Stadtrat der Abberufung Jürgens’ zugestimmt hatte. „Aber wenn man sich beruflich verbessern kann, kann man wohl nichts dagegen haben.“ Für eine Gleichstellungsbeauftragte steht in Ronnenberg entsprechend der gesetzlichen Grundlage nur eine halbe Stelle zur Verfügung. Jürgens tritt nun eine volle Stelle in ähnlicher Funktion an einer Fachhochschule an. Das Arbeitsverhältnis in Ronnenberg endet am 14 April. „Ich finde es sehr bedauerlich“, sagte Jürgens in einer Abschiedsrede. Sie habe eine Reihe von Projekten und Themen angestoßen, die sie gern weiter verfolgt hätte. „Ronnenberg bietet noch viel Potenzial, um Gleichstellungsthemen voranzubringen“, ergänzte sie. Den Ratsmitgliedern legte sie nahe, den Stundenumfang der Gleichstellungsbeauftragten zu überdenken. Ihre Aufgaben übernimmt zunächst kommissarisch Birgit Sommerfeld vom Team Soziale Dienste. 

Um besagte 71.000 Euro wollte die Gruppe 2 die Umbaukosten für das Bürgerbüro in der Velsterstraße reduzieren. Ein geplanter Fahrstuhl für einen barrierefreien Zugang im ersten Stock sollte gestrichen werden, so weit ein Antrag der Gruppe. Darauf ließen sich SPD, Linke und Grüne aber nicht ein und lehnten das Papier mit ihrer Stimmenmehrheit ab.

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Das habe das Fass zum Überlaufen gebracht, erklärte Hüper. Zwar seien die 71.000 Euro kein besonders beeindruckender Betrag, die Tendenz ziehe sich aber „wie ein roter Faden durch den gesamten Haushalt“, bis hin zum Neubau der Grundschule in Empelde, „den wir so auch nicht wollten“, wie der CDU-Politiker feststellt. Aus seiner Sicht werden bei dem Bau 1,5 Millionen Euro verbrannt.

Dass seine Partei der eigenen Bürgermeisterin die Unterstützung verweigerte, empfindet Hüper als „unglückliche Situation“. Aufgrund der Ablehnung der anderen Gruppenmitglieder konnte er nicht zustimmen, die Loyalität zu Harms habe ihn aber dazu bewogen sich lediglich der Stimme zu enthalten. Dass eine CDU-Politikerin die Verwaltungschefin sei, könne nicht heißen, „dass  wir zu allem Ja und Amen sagen“, meinte Hüper.

Beratungsmarathon zum Haushalt

Im Rahmen der Haushaltsberatungen hat der Rat über eine Reihe von Anträgen entschieden. Zustimmung gab es dabei für die Sanierung der Jungentoiletten in der Theodor-Heuss-Schule, die Aufstockung der Ortsratsmittel um jeweils 300 Euro pro Jahr, die Anschaffung von speziellem Archivmaterial zur Erhaltung historischer Unterlagen, den Umbau der Kegelbahn im Gemeinschaftshaus zu einem Stadtarchiv, die Finanzierung eines Konzeptes für die Einrichtung eines Erinnerungsraumes im Gebäude Velsterstraße, ein Zuschuss in Höhe von 1000 Euro für den Heimatbund Ronnenberg, die Aufstellung von weiteren fünf Hundekotbeutelbehältern im Stadtgebiet und ein Zuschuss von 5000 Euro sowie ein zinsfreies Darlehen in Höhe von 7000 Euro zur Gründung des Vereins „Kultur und Kaffee in Ben­the“. Außerdem wurde beschlossen, dass Kinderbetreuungseinrichtungen in Ronnenberg künftig ausschließlich in städtischer Trägerschaft geführt werden sollen.

Harms selbst räumte ein, dass auch aus ihrer Sicht „nicht alle Anträge so durchgekommen sind, wie ich es mir gewünscht hätte“. Allerdings enthalte der Haushalt „so wichtige Entscheidungen, die vorangetrieben werden müssen und keine Verzögerung erlauben“, dass sie mit ihrer eigenen Zustimmung zum Haushalt einige Kröten habe schlucken müssen.

Eine Ablehnung ihrer eigenen Arbeit sieht Harms nicht im Votum ihrer Parteigenossen. „Parteien ticken eben manchmal anders als die Verwaltung“, sagte Harms.

Von Uwe Kranz

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