Test in Hannover

Coffee to go im eigenen Becher - geht das?

Coffee to go muss nicht mehr aus dem Einwegbecher getrunken werden – im Machwitz-Café an der Karmarschstraße werden Mehrwegbecher gern befüllt.

Coffee to go muss nicht mehr aus dem Einwegbecher getrunken werden – im Machwitz-Café an der Karmarschstraße werden Mehrwegbecher gern befüllt.

Hannover. Guten Morgen? Aber nicht ohne Kaffee! Wie gut für die Leute auf dem Weg zur Arbeit, dass es in Hannovers City inzwischen an fast jeder Ecke einen Laden gibt, der Coffee to go, also zum Mitnehmen, anbietet. Praktisch - aber die Wegwerfbecher sind eine kapitale Umweltsünde. Seit einiger Zeit machen diese Zahlen die Runde: Deutschland schmeiße pro Stunde 320 000 der nur umständlich zu recycelnden Kaffee-Einwegbecher weg, 2,8 Milliarden Becher sollen es pro Jahr sein. Die Zahl lässt sich kaum überprüfen, aber der Blick auf die zuweilen vor Bechern überquellenden Mülleimer in der City macht schon unzweifelhaft klar, dass das Problem kein kleines ist.

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Was tun? Zum Mehrwegbecher greifen. Das ist etwas weniger praktisch, aber besser für die Umwelt. Und der einst verbreitete Unwillen von Coffee-to-go-Verkäufern, mitgebrachte Becher zu füllen, ist immer seltener anzutreffen. Das beweist ein Bummel mit Testkäufen in der City.

Machwitz Café, Karmarschstraße

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„Einen schwarzen Filterkaffee ohne Milch und Zucker zum Mitnehmen, bitte“, sage ich zu der Verkäuferin und schiebe schnell hinterher „Können Sie mir den in meinen mitgebrachten Thermobecher abfüllen?“ Verkäuferin Lissy Möller nimmt ohne zu zögern meinen Thermobecher. „Das machen wir doch gerne“, sagt sie. „Immer mehr Kunden kommen gerade in der Mittagspause mit ihrem eigenen Becher und nehmen einen Coffee to go mit“, erzählt Möller. Sie wäscht meinen Becher mit heißem Wasser aus. „Da dein Thermobecher nicht unter unsere Maschine passt, müssen wir den Kaffee in einem seperaten Mehrweggefäß zubereiten und anschließend umfüllen“, erklärt sie. Zudem habe diese Art der Zubereitung hygienische Gründe, denn der mitgebrachte Becher dürfe nicht mit der Maschine in Berührung kommen.

Café Mövenpick, Kröpcke

Den Vorbehalt mit der Hygiene führt auch Anja Schliepake an, die die Brot- und Delikatessen-Abteilung im Mövenpick leitet. „Wir haben strenge Vorschriften, an die wir uns halten müssen“, sagt sie. Der Bereich hinter der Theke gilt als Hygienebereich, in dem fremdes Geschirr oder fremde Speisen nichts zu suchen haben. „Wir müssen, bevor wir etwas hinter dem Tresen anfassen, alles abwaschen“, erklärt die Fachfrau. Nach Möglichkeit wird das so gehandhabt, denn immer häufiger kommen Gäste mit eigenen Bechern.

Café Bar Bei Helli, Markthalle

In kaum einem der besuchten Cafés gibt es ein Schild mit dem Hinweis auf den angebotenen Thermobecher-Service. Die Kunden müssen schon danach fragen - und meistens wird der Wunsch erfüllt. „Bei uns spricht sich das über Mund-zu-Mund-Propaganda herum“, sagt Monika Leue im Markthallen-Café Bei Helli. „Es gibt aber auch einige, die zu faul sind, ihren Becher den ganzen Tag mit sich rumzutragen“, sagt sie.

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Starbucks im Hauptbahnhof

In der Hauptbahnhof-Filiale der Kette muss ich den Deckel meines Thermocups abdrehen, bevor ich ihn über den Tresen reiche. Die Verkäuferin ist sich nicht sicher, ob der Caffé Latte aus der Maschine ganz in den Becher passt - aber es geht dann doch alles hinein. Erst nach dem Bezahlen sehe ich auf einer Tafel hinterm Tresen ein Schild, das in kleinster Schrift auf den Service hinweist. „Das gibt sogar 30 Cent Rabatt auf jedes Getränk und ist gut für die Umwelt“, sagt der Mitarbeiter. Starbucks bietet eigens sogenannte To-go-Tumbler an, die die Kunden sich befüllen lassen können.

Balzac, Ernst-August-Platz

Auch in der Filiale dieser Kette gegenüber vom Hauptbahnhof gibt es wiederverwendbare Becher, KeepCups genannt. Wer sich einen anschafft oder einen eigenen Mehrwegbecher mitbringt, erhält 25 Cent Rabatt auf jedes Getränk.

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3 Milliarden Wegwerfbecher pro Jahr

320.000 Wegwerf-Kaffeebecher sollen in Deutschland pro Stunde verbraucht werden. Diese Zahl stammt aus einer Kampagne der Deutschen Umwelthilfe. Immer häufiger greifen die Menschen zu diesen Gefäßen, um ihren Kaffee unterwegs trinken zu können – und nach 15 Minuten landen die Behälter im Müll. Pro Jahr sollen so an die 3 Milliarden Becher verbraucht werden. Schon die Herstellung der Becher aus Papier- und Kunststoffschichten ist kein Segen für die Umwelt. Doch noch problematischer ist das Recycling. Die Becher bestehen aus Papier- und Kunststoffschichten. Die Deckel sind aus reinem Plastik. Es ist einleuchtend, dass ein Verbundmaterial, das von heißem Kaffee nicht aufgelöst wird, kaum verrottet und die einzelnen Bestandteile nur mit großem Aufwand voneinander zu trennen sind.

Seit Herbst 2016 gewinnen deshalb in immer mehr Städten Kampagnen an Schwung, die Wegwerf- durch Mehrwegbecher ersetzen wollen. In der Öko-Pionier-Stadt Freiburg gibt es seit dem November des vergangenen Jahres den „FreiburgCup“, ein Mehrwegbecher- und Pfandsystem. Die spülmaschinenfesten Kunststoffbecher können in den 16 teilnehmenden Cafés und Bäckereien nach Gebrauch wieder abgegeben und bis zu 400-mal gebraucht werden können. Auch in Berlin gibt es das Projekt „Boodha – Just swap it“, bei dem die Kaffeetrinker ihr Heißgetränk to go aus Mehrwegbechern trinken. Wer nicht warten will, bis ein Poolsystem eingeführt wurde, der kann seinen eigenen Thermobecher befüllen lassen.

Von Julia Polley

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