Schluss mit der falsch verstandenen Toleranz

Darum ist das Böllerverbot in Hannover eine gute Idee

Eine Rakete explodiert zum Jahreswechsel zwischen Kindern und Passanten in der Innenstadt von Hannover.

Eine Rakete explodiert zum Jahreswechsel zwischen Kindern und Passanten in der Innenstadt von Hannover.

Hannover. Noch ist nicht im Detail bekannt, wie weit das neue Böllerverbot in Hannover zu Silvester gehen soll, aber eines ist jetzt schon klar: Mit dieser Idee hat die Stadt einen echten Treffer gelandet. Selten hat wohl eine Idee der Verwaltung, geschweige denn eine geplantes Verbot, schon im Vorfeld eine so breite Zustimmung erfahren. Die Idee eines Böllerverbots ist absolut richtig – auch weil sie auf Probleme weist, die über ein paar Feuerwerkskörper auf Hannovers zentralem Platz hinaus gehen.

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Viel zu lange hat die Stadt in falsch verstandener Toleranz das immer aggressiver werdende Böllern einfach hingenommen. Hat zugesehen, wie Raketen und Knallkörper gezielt auf Feiernde geschossen wurden, wie es zu Verletzungen kam und Polizeibeamte angegriffen wurden. Man ließ es geschehen, störte nicht groß, wohl in dem irrigen Glauben, dass solche Exzesse in einer Großstadt hingenommen werden müssten.

No-Go-Zone? Jetzt ist Schluss!

Doch ähnlich wie auch bei Müll in den Straßen, Urinspuren an den Wänden oder grölenden Trinkergruppen auf Plätzen in Bahnhofsnähe, führte diese freundliche Vernachlässigung seitens der Stadt nicht zu einem friedlichen Miteinander der Stadtgesellschaft. Statt dessen bekamen immer mehr Hannoveraner den Eindruck, dass in ihrer Stadt etwas wegrutscht. Eine groß angelegte Befragung bescheinigte dem Rathaus in diesem Jahr, was man schon vorher ahnen konnte: Die Hannoveraner fühlen sich in Hannover nicht mehr überall sicher. Ganze Bereiche der Innenstadt wurden zu No-Go-Zonen – Bereichen, die man einfach meidet, weil man sich nicht wohl fühlt oder Angst hat. Der Kröpcke zu Silvester war bislang so eine Zone.

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Die Stadt schaltet jetzt um – mit dem Böllerverbot, aber auch mit dem Ordnungsdienst und der Aktion „Hannover sauber“. Sie will Sauberkeit und Sicherheit spürbar erhöhen. Der Name, mit dem sich dieser Umschwung verbindet, ist der des Sicherheits- und Finanzdezernenten Axel von der Ohe. Der Kämmerer profiliert sich als Kümmerer, was der richtige Ansatz ist. Für Jubel ist es allerdings noch zu früh, denn die Aufgabe wird langwierig werden –und wir stehen erst am Anfang der Arbeit.

Was, wenn Partygänger einfach ausweichen?

Ein schneller Erfolg ist nicht zu erwarten. Das Böllern wird sich am Kröpcke vielleicht verhindern lassen, doch was tun, wenn die Partygänger einfach ausweichen? Ihnen von Platz zu Platz hinterher zu jagen kann keine Lösung sein, die ganze Stadt mit Polizei zu belegen auch nicht. Ähnliche Herausforderungen stellen sich auch für die Sauberkeits- und Sicherheitsfragen. Verlagert man das Problem in Wahrheit nur, wenn man es von einem Ort vertreibt?

Die Aufgabe ist ein schwerer Brocken, der sich nicht auf einen Schlag wegschaffen lässt. Hannover wird Zeit und Geduld, Hartnäckigkeit und Klugheit brauchen, um langfristige Lösungen zu finden. Aber nichts zu tun ist keine Alternative. Dass man die Probleme mit Müll, Trinkergruppen oder eben Böllern immer nur verlagern aber niemals lösen könne, war lange genug Entschuldigung dafür, die Aufgabe gar nicht erst in Angriff zu nehmen. Diese Entschuldigung akzeptieren die Hannoveraner nicht mehr –es ist Zeit, dass was passiert.

Von Heiko Randermann

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