Seelze

Das sind Seelzes Tatortreiniger

Martina Bock arbeitet als Tatortreinigerin.

Martina Bock arbeitet als Tatortreinigerin.

Seelze. Restaurant, Schule, Schlachterei, Schloss oder Messiwohnung: Martina Bock und ihr Bruder Benjamin Sygusch sorgen für Reinheit. Außerdem sind die beiden Seelzer gefragte Tatortreiniger. Bock und Sygusch kommen aus einer Familie, in der Sauberkeit seit Generationen einen hohen Stellenwert hat. „Unsere Oma Ursula Baran war Reinigungskraft in Schulenburg, unsere Mutter Brigitte Bock Vorarbeiterin. Sie sorgte in Seelzer Kindergärten und Schulen für Sauberkeit“, sagt die 37-jährige Bock, die Geschäftsführerin des Seelzer MB-Reinigungsservices ist.

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Während ihre Putzleidenschaft stadtbekannt ist, kam ihr 34-jähriger Bruder über einen Umweg zum professionellen Saubermachen. „Hannovers Kriminalpolizei hat jeden Monat rund 60 Leichen. Ich habe zuerst beim Abtransport geholfen“, erinnert sich Sygusch. Das führte ihn zu der Frage: „Wer macht das eigentlich wieder sauber?“ Gummistiefel, ein professioneller Schutzanzug, spezielle Reinigungsmittel, Atemschutz und doppelte Handschuhe zählen zur Grundausstattung der Tatortreiniger aus Seelze.

Körperflüssigkeiten bergen hohes Ansteckungsrisiko

Was man schon beim Anblick der sogenannten Vorher-Bilder ihrer Wirkungsorte ahnen kann, ist der Geruch. Gut drei Stunden dauert es beispielsweise, bis sie eine stinkende, mit Fäkalien verschmierte, mit Schimmel überzogene Toilette wieder in ein hygienisch einwandfreies WC verwandelt haben. „Den Umgang mit Dreck kann man aushalten oder eben nicht“, sagt Bock. „Daran gewöhnen tut man sich nicht.“ Auch Frischluftjobs wie das Entfernen von Graffiti oder das Putzen von Fenstern in neun Metern Höhe zählen zum Aufgabengebiet der Firma, die in der Region Hannover, dem Schaumburger Land und in Hamburg tätig ist.

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Sucht und Verwahrlosung hinter Hauswänden

Messiwohungen, die sie im Auftrag von RTL II entrümpelte und reinigte, sind Alltagsgeschäft. Seltener, dafür umso spezieller sind Tatorte. „Es dauert meist einige Wochen, manchmal Monate, bis die Kripo den Leichenfundort wieder freigibt“, erklärt Sygusch. Dann würden die Gerüche mit einem Ozonreiniger neutralisiert. Den groben Dreck könne man zusammenschieben, aber dann folgten die Feinarbeiten. Manchmal müssten auch Parkett aufgenommen und sogar der darunterliegende Estrich entfernt werden. Verschmutzte Möbel werden in Altwarmbüchen auf der Deponie verbrannt.

Ob Restaurant, Schule oder Schlachterei – die beiden Seelzer haben einen Blick für sorgfältig geputzte Urinale, und erkennen sofort, ob Kalkablagerungen in der WC-Schüssel kleben oder Schmutz in Fugen und Ecken übersehen wurden. Das  wöchentliche Putzen in Haushalten, Neubauten und Schulen gehört für sie zu den leichteren Aufträgen.

Ob von den extremen Anblicken etwas hängenbleibt? Wenn man den Job langfristig durchhalten wolle, müsse man Regeln beachten, besonders bei der Tatortreinigung: „Man darf sich das Leben der Opfer nicht ausmalen, sonst nimmt man die Arbeit mit nach Hause“,sagt Bock. Das gelinge meistens, aber nicht immer. „Kommt man in die Zimmer von getöteten Kindern, hat man schon eine Vorstellung, wie die hier noch vor Kurzem herumgetobt sind“, sagt Sygusch. Das geht dem Vater von drei Kindern und seiner Schwester, die zwei Kinder hat, dann doch an die Nieren und lässt sich nicht einfach wegwischen.

Von Patricia Chadde

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