Eisbrecher „Wilgum“ macht den Weg im Kanal frei
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Die Wilgum schiebt sich durch die Eisschollen auf dem Mittellandkanal in Lohnde.
© Quelle: Thomas Tschörner
Lohnde. Minusgrade im zweistelligen Bereich machen auch der Binnenschifffahrt zu schaffen. Der Mittellandkanal sowie der Stichkanal sind dicht mit Eisschollen bedeckt. Dass es keine zusammenhängende Eisdecke gibt, ist nicht zuletzt den eingesetzten Eisbrechern zu verdanken. Am Freitag war die „Wilgum“ aus Elsfleth auf dem Weg durch Lohnde.
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Der Eisbrecher hat die Kanalbrücke an der Hafenstraße passiert.
© Quelle: Thomas Tschörner
Besonders betroffen ist der Stichkanal. „Wir haben dort sieben bis acht Zentimeter mittelschweres festes Eis“, sagt Thorsten Wenig, Leiter der Außenstelle Lohnde des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA) Braunschweig. Den sechsten Tag in Folge ist deshalb der Schiffsverkehr auf dem Stichkanal als „behindert“ eingestuft, nach „frei“ die mittlere Kategorie vor „gesperrt“. Etwas besser sieht es auf dem Mittellandkanal aus, bei drei Zentimeter Dicke noch von leichtem Eis die Rede ist. Dennoch wird dort der vierte Tag mit Behinderungen für die Schifffahrt registriert. Dass es auf dem Stichkanal schlechter aussieht, erklärt Wenig damit, dass der Zweigkanal nicht so tief, weniger breit und eine geringere Verkehrsdichte als der Mittellandkanal hat und somit entsprechend schneller zufriert. „Normalerweise frieren Gewässer von Ost nach West zu – das ist diesmal anders, der Ostwind schiebt das Eis nach Westen.“
Aktuell sind auf dem Mittellandkanal vier Eisbrecher des WSA unterwegs sowie drei zusätzlich angemietete wie die „Wilgum“, ergänzt Wolfgang Heikens, Schiffsführer des Arbeitsbootes „Leine“ und in Lohnde für die Ausbildung der Binnenschiffer zuständig. Dennoch könnten die Eisbrecher nur eine Zeit Entlastung schaffen. „Ab einer Eisdicke von 30 Zentimetern wird es sehr schwergängig.“ Treibstoffverbrauch und Geschwindigkeit stünden in keinem vernünftigen Verhältnis mehr. Dazu käme die Gefahr von Schäden an den Schiffswänden oder bei leeren Schiffen an der Schraube, die dann weniger tief unter der Wasseroberfläche ist. Wegen der Eisgefahr gebe es in den Wintermonaten grundsätzlich weniger Verkehr auf den Wasserstraßen. „Wir sind früher im November und Dezember auf dem Rhein gefahren, weil Fließgewässer nicht so schnell zufrieren“, berichtet Heikens. Die Binnenschiffahrt sei darauf angewiesen zu planen, und leistbare Aufträge zu aquirieren, sagt Wenig.
Während der Elbe-Seitenkanal schon wegen des Eises gesperrt ist, ist Wenig zuversichtlich, dass Lohnde eine geschlossene Eisdecke nicht erleben wird. „Ich muss dringend davon abraten, auf dem Kanal Eislaufen zu wollen.“ Zum Wochenende würde es laut Wettervorhersage wieder milder, so dass das Eis wohl nächste Woche wieder verschwunden sein wird. Würde es dagegen weiter so kalt bleiben, müssse mit der Sperrung des Kanals gerechnet werden, sagt Heikens. Zuletzt war im Winter 1995/96 der Schiffsverkehr für rund 15 Tage eingestellt.
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Das Flächenpeilschiff Visurgis wartet im Hafen des Wasser- und Schifffahrtsamtes in Lohnde auf eisfreie Zeiten.
© Quelle: Thomas Tschörner
Empfindliche Bauwerke wie die Sicherheitstore oder auch Schleusen würden mit sogenannten Sprudelanlagen vor dem Einfrieren und den damit möglichen Schäden geschützt. Im Extremfall müsse die alte Fahrt der Flutbrücken über das Leinetal mit Sägen vom Eis freigeschnitten werden. Empfindlich ist auch das Flächenpeilschiff „Visurgis“ (lateinisch für Weser), das wegen seiner sensiblen Messtechnik die Fahrt durch die Eisschollen scheut. Die „Visurgis“ hat deshalb im Hafen der WSA-Außenstelle Lohnde festgemacht und wartet auf Tauwetter.
Von Thomas Tschörner