Erneuerbare Energie sorgt für warme Wohnungen
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Thomas Ogsoka (links) und Marcus Diekmann von den Stadtwerken Springe planen das etwa 1900 Meter lange Netz inklusive Hausanschlussleitungen sowie eine Energiezentrale, in der die Wärme für das Neubaugebiet am Klostergrund produziert wird.
© Quelle: Malecha
Wennigsen. Geht es um regenerative Energie, so wird meist nur von Strom gesprochen. Im Neubaugebiet Klostergrund soll nun erneuerbare Energien für warme Wohnungen sorgen. Die Stadtwerke Springe bauen dort ein etwa 1900 Meter langes Netz inklusive Hausanschlussleitungen sowie eine Energiezentrale, in der die Wärme produziert wird. Wer daran angeschlossen ist, braucht keinen eigenen Heizkessel mehr. Die Anwohner beziehen Wärme ähnlich wie schon jetzt Strom bezogen wird.
Alle geplanten 84 Gebäude, die auf dem Neubaugebiet entstehen sollen, werden von den Stadtwerken Springe mit Wärme versorgt – über ein Nahwärmenetz mit einem sehr niedrigen Primärenergiefaktor. Der Primärenergiefaktor zeigt das Verhältnis von eingesetzter Primärenergie zu abgegebener Endenergie an. Je kleiner er ist, desto effizienter ist die Energieform.
„Vor zwei Jahren ist der Investor auf uns zugekommen und wir haben nach einer effizienten Lösung gesucht“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Marcus Diekmann. Um alle Haushalte zu versorgen errichtet die Stadtwerke Springe ein Nahwärmenetz mit etwa 1.900 Metern Länge, inklusive Hausanschlussleitungen. „Man könnte auch darüber nachdenken, unmittelbar benachbarte Gebäude an das Netz anzuschließen“, sagt Diekmann.
Die Wärme wird in einer Energiezentrale auf einem separaten Grundstück erzeugt. Für die Wärmeerzeugung werden ein Blockheizkraftwerk, ein Holzpellet-Kessel sowie einem Erdgas-Brennwert-Kessel in der Energiezentrale installiert. Das gasbetriebene Blockheizkraftwerk erzeugt umweltfreundlich Strom in Kraft-Wärme-Kopplung und soll im Norden des Baugebietes – nahe den Bahngleisen – gebaut werden. Es soll die Grundlast bedienen. Bereits im Laufe dieses Monats soll mit dem Bau begonnen werden. „Zudem gibt es ein Heizwerk, das Holzpellets, also einen nachwachsenenden Rohstoff, verbrennt“, sagt Diekmann. Zusätzlich wird für die Spitzenabdeckung ein Erdgaskessel in der Energiezentrale installiert. Das Investitionsvolumen für das BHKW und das Wärmenetz liegt bei über einer Million Euro.
Fossile Energien dominieren bei Wärmeversorgung
Die Fern- und Nahwärmeversorgung wird in Deutschland laut Bundesverband der deutschen Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) von fossilen Energien dominiert. Nur sieben Prozent der Versorgung stammt aus erneuerbaren Energien, weitere sechs Prozent stammen aus Bioabfällen, die in Müllverbrennungsanlagen verfeuert werden. Der Großteil der Wärme stammt laut BDEW aus Erdgas – rund 40 Prozent. Zweitstärkster Wärmelieferant ist mit 28 Prozent Braun- und Steinkohle. Der Rest der Wärme stammt aus nicht-biogenen Müll oder aber aus Abwärme aus Industriebetrieben. Erklärtes Ziel der Bundesregierung ist es, bis zum Jahr 2020 den Anteil regenerativer Wärme auf 14 Prozent zu steigern. Die Neufassung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie legt zudem fest, dass EU- Mitgliedsstaaten im Wärmebereich den Anteil erneuerbarer Energien pro Jahr um mindestens 1,1 Prozentpunkte steigern sollen.
Für die Stadtwerke Springe ist das geplante Energie-Effizienz-Quartier in Wennigsen ein weiterer Schritt für eine nachhaltige Energieversorgung in der Region. Mit den beiden Blockheizkraftwerken am Großen Graben und an der Heimvolkshochschule betreibt das Unternehmen bereits zwei ähnliche Anlagen in Springe. Die dabei eingesetzte Kraft-Wärme-Kopplungs-Technologie sei eine sehr energieeffiziente und klimaschonende Art der Wärmeversorgung, weil die bei der Stromerzeugung entstehende Wärme zum Heizen genutzt werde. Für die Bauherren entsteht ein zusätzlicher Anreiz: Durch die eingesetzte Technologie und den Einsatz regenerativer Wärme aus Holz seien die Vorgaben des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes bereits erfüllt.
Im Klostergrund, der unter dem Namen Caleidis am Deister vermarktet wird, entstehen etwa 170 Häuser und Wohnungen. Rund 500 Menschen werden später in dem Baugebiet wohnen. Ende 2018 soll das neue BHKW ans Netz gehen.
Von Lisa Malecha