Fährmannsfest-Auftakt mit Reggae, Rock und Räucherstäbchen
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Der erste Nachmittag auf dem Fährmannsfest 2018. Bei 33 Grad startet das Fest verhalten. Wenn es kühler wird, wird sich das Gelände um die Bettfedernfabrik füllen. Im Durchschnitt besuchen 15 000 Zuschauer das Fährmannsfest.
© Quelle: Mario Moers
Linden. 0,5 Liter sind erlaubt. Wenn Besucher des Fährmannsfests größere Flaschen dabei haben, oder kein Wasser, müssen die Kontrolleure am Eingang einschreiten. Gleich mehrfach führt die Platzordnung des Linden-Festivals am Freitag zu Unverständnis bei den Gästen. Bei 33 Grad zum Auftakt hatten sie vielleicht eine Lockerung der Mitbringbestimmungen erhofft. Aber Regel ist Regel und auch anderswo halten Festivalveranstalter streng an den selbstgemachten Vorgaben fest, wie viel, oder besser wenig, mitgebrachter Proviant erlaubt ist. „Ein Tetra Pak Wasser ist pro Besucher gestattet. Aber wenn Not ist, bekommt jeder etwas zu trinken“, sagt Mitorganisator Peter Holik. Vor der Sechzigerjahrehalle ist über einem Wasserhahn an der Wand ein Schild angebracht worden. „Trinkwasser“ steht darauf. Außerhalb des eigentlichen Festivalgeländes darf selbst gezapft werden. Zum Start am Nachmittag gönnt sich Holik selbst noch eine Verschnaufpause, bevor am Abend die Massen erwartet werden. So lange die Sonne brennt, füllt sich das Gelände rund um die Faustwiese am Zusammenfluß von Ihme und Leine zögerlich. Der Schlagzeuger der ersten Band Matagalpa trommelt nur in Shorts und Schuhen. Um die Besucherzahlen macht sich Holik angesichts der tropischen Wärme allerdings keine Gedanken. Die Vorverkaufszahlen hat er gar nicht erst abgefragt. „Das Fährmannsfest lebt vom Tagespublikum. Wir haben jedes Jahr etwa 15 000 Besucher“, sagt er. Er weiß, es wird voll werden, spätestens wenn die Sonne sich zurückzieht.
Der harte Kern zeltet
Ganz besonders treue Gäste zelten seit einigen Jahren sogar am Ihmeufer. Die 34-jährige Anne und ihre Freundin Chrissi gehören dazu. „Wir sind vor ein paar Jahren gekommen, um die Schröders spielen zu sehen und seitdem immer dabei“, sagt die Hamelnerin mit dem Schlafsack unterm Arm. Ein gutes Dutzend Zelte stehen am Freitag schon. „Man kennt sich und achtet aufeinander, wenn das Gelände abends dunkel und menschenleer ist“, sagt Chrissi. Eine bestimmte Band, die sie unbedingt sehen wollen, haben die beiden gar nicht. Anders als bei den meisten Musikfestivals geht es vielen Fährmannsfestbesuchern vor allem um das Flair. Politische Infostände, Stände mit Ethno-Kleidung, Schmuck und eine Poetry-Slam-Bühne gehören dazu. Am Stand der türkischen Föderation Demokratischer Arbeitervereine DIDF bieten Männer neben politischer Information auch selbstgemachte Fleischspieße an. An einem Erdbeerbowle-Stand des Lindener Livemusikclubs Kulturpalast macht die Kulturschaffende Simone Beer auf eine Aktion des „Klubnetzes“ aufmerksam. „Wir fordern einen Nachtbürgermeister für Hannover“, sagt sie. Der Posten soll eine Lobby der Nachtkultur sein. Engagement ist auf dem Fährmannsfest eben fast so wichtig, wie die Musik.
Lotsendienst für Beeinträchtige
Am Sonnabend und Sonntag beginnt das Fährmannsfest am Weddigenufer 30 jeweils um 15 Uhr. Der Eintritt kostet am Sonnabend 15 Euro. Sonntag ist der Eintritt frei. Für Beeinträchtigte Personen steht ein kostenloser Lotsen-Service zur Verfügung. Eine Anmeldung hierzu ist vorab oder auf dem Gelände möglich unter Telefon (0174) 292 70 94 oder per E-Mail an kontakt@faehrmannsfest.de.
Von Mario Moers