FDP diskutiert mit Pflegekräften über Probleme in der Pflegebranche
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/FYO7JI2CYGZR75FY432WGIQAP4.jpg)
Die Lage des Seniorenheims Alte Molkerei ist idyllisch, aber auch abgelegen. Leiterin Carolin Steinau (3. v. r.) wünscht sich deshalb eine bessere Busanbindung. Mit Grigorios Aggelidis (5. v. l.) und Springer Liberalen spricht sie über die Pflegebranche.
© Quelle: Patricia Szabo
Altenhagen I. Der hohe Dokumentationsaufwand, die Debatte über die Pflegekammer, aber auch eine arbeitnehmerfreundlichere Busanbindung oder ein fehlendes Hinweisschild an der Bundesstraße 217: Diese Themen beschäftigen Carolin Steinau, Leiterin des Seniorenheims Alte Molkerei und ihre Mitarbeiter.
Diskutieren konnten sie diese Themen jetzt mit dem Bundestagsabgeordneten Grigorios Aggelidis (FDP), der gemeinsam mit den Springer Liberalen – darunter Bürgermeister Christian Springfeld – die Einrichtung besuchte.
Pflegeberuf muss attraktiver werden
Angesichts des Personalmangels müsse der Beruf des Altenpflegers attraktiver werden, so der Abgeordnete. Jene, die sich für eine Beschäftigung in der Pflege interessierten, sollten sowohl von der Gesellschaft als auch von der Politik „gut behandelt werden“. Mit beruflichen Zusatzleistungen wie einer relativen Dienstplansicherheit oder den sogenannten „Muttischichten“ für Alleinerziehende komme man in Altenhagen I inzwischen vielen Wünschen und Bedürfnissen der Kollegen entgegen, so Steinau.
Kritik an der Pflegekammer – keine Zwangsmitgliedschaft
Die umstrittene Pflegekammer in Niedersachsen wurde während der Gespräche kritisiert. Unbehagen gebe es vor allem wegen der Zwangsmitgliedschaft: Aggelidis sagte, 5 Euro Kosten für einen Kummerkasten seien zu viel. Wer sich vertreten lassen wolle, solle dies freiwillig tun. Die Pflegekammer hingegen sei „bevormundend“ und könne so „nicht funktionieren“.
Springfeld sah dies ähnlich: „Gegen berufstechnische Verstärkung auf freiwilliger Basis hätte keiner etwas.“ Zusammen mit den Grünen wolle die FDP den Streit um die Pflegekammer entschärfen und eine verbindliche Vollbefragung zur Zukunft des Lobbyverbandes für Pflegekräfte durchführen. „Wenn der Großteil der Pflegekräfte die Pflegekammer wünscht, dann sollte sie eingeführt werden“, so Aggelidis.
Bürokratie bei Qualitätssicherung kostet Zeit
Steinau kritisierte die zwar notwendige, aber gleichermaßen belastende Qualitätssicherung in der Pflege. Seit Jahren gibt es Qualitätsprüfungen des medizinischen Dienstes, die nicht nur die Pflegedokumentation begutachten, sondern auch überprüfen, ob Pflegebedürftige richtig versorgt werden. Sie kommen unangekündigt. „Die Prüfung setzt uns unter Druck“, sagte sie, denn bei einem Patienten mit Pflegegrad 5 dauere die Datenerfassung über drei Stunden. Bei derzeit 73 Einwohnern sei dies ein erheblicher Zeitaufwand, der für die Angestellten nicht selten Überstunden und Urlaubssperre bedeute.
Wochenenddienste im Seniorenheim bei Verkehrsanbindung nicht berücksichtigt
Auch vor Ort gibt es Probleme, die angegangen werden müssten, denn laut Steinau berücksichtige Regiobus die Schicht- und Wochenenddienste im Seniorenheim nicht. „Ich habe Mitarbeiter, die am Wochenende ein Taxi nehmen müssen“, sagte sie. Die Verwaltung sei an dem Thema dran, sagte Springfeld. Nicht zuletzt wünscht sich Steinau ein „Achtung Altersheim“-Schild an der B 217, um die Autofahrer bei der Durchfahrt zum Abbremsen anzuhalten.
Von Patricia Szabo