Gastrozentrum in Hannover-Nordstadt

Feinkosthändler öffnet Anfang Mai im alten Hauptgüterbahnhof

Pizza-Experte Giovanni Andronaco (v.li.), Unternehmensinhaber Vincenzo Andronaco und Filialleiter Angelo Arena freuen sich auf die Neueröffnung im ehemaligen Hauptgüterbahnhof in der Nordstadt.

Pizza-Experte Giovanni Andronaco (v.li.), Unternehmensinhaber Vincenzo Andronaco und Filialleiter Angelo Arena freuen sich auf die Neueröffnung im ehemaligen Hauptgüterbahnhof in der Nordstadt.

Hannover. Mehrere Italiener stehen um den Gabelstapler herum und machen nachdenkliche Gesichter. Nichts bewegt sich, der 4200 Kilogramm schwere Pizzaofen lässt sich nicht von der Ladefläche des Lastwagens hieven. Einer der Umstehenden zückt sein Handy, es wird lamentiert und diskutiert. „Wir brauchen einen stärkeren Gabelstapler“, entscheidet Vincenzo Andronaco und grinst über das ganze Gesicht.

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So schnell lässt sich der Chef des Feinkost-Unternehmens Andronaco nicht aus der Ruhe bringen. Fast sieben Jahre hat er darauf gewartet, dass er seine neue Filiale im ehemaligen Hauptgüterbahnhof eröffnen kann, da fallen ein paar Stunden Verzögerung durch einen schwer zu bewegenden Pizzaofen kaum ins Gewicht. „Wir freuen uns, dass wir Anfang Mai endlich in Hannover eröffnen können“, sagt der 67-jährige Unternehmer aus Hamburg.

Italienische Spezialitäten auf 3000 Quadratmetern

Seine zehnte Filiale ist zugleich die größte. Auf mehr als 3000 Quadratmetern entsteht ein Supermarkt für italienische Spezialitäten mit einer 26 Meter langen Frischetheke sowie ein Bistro, eine Showküche, eine Eisdiele und ein Markt für Großhändler. „Die italienische Gemeinde freut sich schon“, meint Italiens Generalkonsul in Hannover, Giorgio Taborri, der pünktlich zum Liefertermin des Pizzaofens seine Aufwartung macht. Als Italiener hänge man nun einmal an den heimischen Spezialitäten, sagt er.

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Von der Schmuddelecke zum Gewerbezentrum

Vor 20 Jahren hat kaum jemand im Rathaus und in der Politik geglaubt, dass aus dem verwahrlosten ehemaligen Hauptgüterbahnhof in Hannover ein schickes Gastro- und Freizeitzentrum wird. Die Brache am Weidendamm galt als Rückzugsort für Prostituierte und ihre Freier, für Obdachlose und Drogensüchtige. Einen kurzen Lichtblick gab es im Expo-Jahr 2000. Der Künstler Gerhard Merz montierte in der Bahnhofshalle eine spektakuläre Lichtinstallation. Als die Lichter ausgingen, wurde die Halle wieder sich selbst überlassen. Jahre später richtete die Deutsche Post im südlichen Bereich der Halle eine Briefverteilanlage und Postfächer ein. Damit war ein Anfang gemacht.

Der Eigentümer der Immobilie, die Firma Aurelis, entwickelte einen Plan, wie die Ruine wiederbelebt werden kann. Vor dreieinhalb Jahren wurde die 38.000 Quadratmeter große Bahnhofshalle zur Hälfte abgerissen und auf ein handhabbares Maß zurechtgestutzt, so dass mehrere Mieter einziehen können. Feinkosthändler Andronaco zeigte schon früh Interesse und wurde fortan als Ankermieter gesehen. Doch immer wieder mussten Hürden übersprungen werden. So entschied die Kommunalpolitik, dass sich auf dem Gelände kein Einzelhandel ansiedeln darf, der den Geschäften in der Nordstadt allzu große Konkurrenz bereitet.

Als endlich ein Ausbauplan stand, ließ sich das hannoversche Bauamt viel Zeit mit der Genehmigung der Bauanträge. Der Unmut wuchs, manche Mieter dachten darüber nach abzuspringen. Inzwischen stehen die Bauarbeiten im Inneren kurz vor dem Abschluss. In den kommenden Monaten werden mehrere Sportanbieter und Andronaco in die alte Bahnhofshalle einziehen.

Jahrzehntelang galt der ehemalige Güterbahnhof am Rande der Innenstadt als üble Schmuddelecke. Inzwischen hat sich auf dem Areal viel getan. Eigentümer Aurelis ließ die Hälfte der riesigen Bahnhofshalle abreißen, baute eine Erschließungsstraße parallel zum Weidendamm und schuf damit die Voraussetzung, dass sich der Paketdienstleister DHL ansiedeln konnte. Jetzt geht es auch in der Bahnhofshalle voran.

Drei Sportanbieter ziehen ein

„Schritt für Schritt werden die Mieter einziehen“, sagt Raik Packeiser von der Agentur Insignis, die für den Eigentümer die Pressearbeit übernommen hat. Neben Andronaco eröffnet die Fitnesskette McFit eine Filiale im alten Bahnhof. Dem Vernehmen nach sollen nicht bloß Geräte zum Muskeltraining aufgestellt werden, passend zum neuen Standort will McFit seinem Studio ein edles Design geben. Zwei weitere Sportanbieter lassen sich nieder: Eine Kletterhalle und eine Trampolinhalle werden die Deckenhöhe von etwa zehn Metern nutzen. Noch ist nicht die gesamte Fläche vermietet, ein wenig Platz bleibt noch für das eine oder andere Angebot. „Wir hoffen, dass sich der ehemalige Hauptgüterbahnhof zu einem Anziehungspunkt entwickelt“, sagt Packeiser.

Das ist auch die Hoffnung von Unternehmer Andronaco, der mehrere Millionen Euro in seine neue hannoversche Filiale investiert hat. Welche Summe es genau ist, will er nicht verraten. „Über Finanzen spricht man nicht, das habe ich in Deutschland gelernt“, sagt der Italiener grinsend. Er ist der Ansicht, dass der Freizeitsport im neuen Bahnhof viele junge Leute und Familien anzieht, und die werden dann auch bei Andronaco vorbeischauen.

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Pizzabäcker aus Neapel geben Tipps

Moderate Preise verspricht das Hamburger Unternehmen. So soll es im Bistro Gerichte schon für 4,90 Euro geben. Der neue Pizzaofen wird sowohl mit Holz als auch mit Gas befeuert. Eine Steinplatte dreht sich in der Mitte und sorgt dafür, dass der Teig ringsum gut durchbackt. 240 Pizzen in der Stunde schafft der Ofen. Zwei Bäcker aus Neapel lässt Andronaco einfliegen, um das Personal in Hannover mehrere Monate anzulernen. „Klar ist schon jetzt: Auf unsere Pizza kommt kein Gouda, sondern nur Mozzarella“, sagt Pizza-Experte Giovanni Andronaco, Neffe des Firmenchefs.

Noch ist das Bahnhofsinnere ein ungastlicher Ort ohne Tresen, Tische und Stühle. Aber die Halle wirkt längst nicht mehr wie eine Bauruine. Die Außenwände sind verkleidet, Trennwände und gläserne Gänge gliedern den Innenraum, anthrazitfarbene Fliesen bedecken den Boden, die Räume sind hell und lichtdurchflutet. Ein bisschen Industriecharme wurde aber bewahrt – die Decken bleiben hoch, Rohre und Leitungen sind sichtbar. Eine breite Außenterrasse erstreckt sich in Richtung Weidendamm. „Hier können wir 250 Gäste bewirten und drinnen noch einmal 200“, sagt der Leiter der neuen Andronaco-Filiale, Angelo Arena. Er verspricht zur Eröffnung ein Fest. Bis dahin dürfte auch der Pizzaofen vom Lastwagen gehoben sein.

Von Andreas Schinkel

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