Frauen berichten Weil von ihren Ängsten
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/2IULNKNZYTVHWYEHPPJBVP6RIU.jpg)
Stephan Weil diskutiert mit den Frauen ihre Ängste, Wünsche und Probleme.
© Quelle: Anke Lütjens
Auf der Horst. Prominenten Besuch hat es am Freitag im Frauenerzählcafé der Stiftung Help gegeben: Ministerpräsident Stephan Weil sowie die Landtagsabgeordneten Editha Westmann (CDU) und Rüdiger Kauroff (SPD) waren zu Gast. Sie hörten sich Wünsche und Ängste der Besucherinnen an und diskutierten mit ihnen über zunehmenden Rassismus und Sicherheit.
Frauen berichten von Rassismus im Alltag
Er sei gespannt auf ihre Erfahrungen und Erlebnisse im Umgang mit Deutschen, sagte Weil. Diese sehen derzeit, den Angaben der Frauen zufolge, nicht so gut aus. Die meisten der Frauen leben seit 30 Jahren und mehr in Deutschland. Seit der Flüchtlingskrise sehen sie sich zunehmend Vorbehalten ihrer deutschen Mitbürger ausgesetzt. „An der Kasse im Supermarkt haben sie Schwarzkopf zu mir gesagt“, berichtete eine Besucherin. Die Mehrheit der Frauen hat türkische Wurzeln, aber es gibt auch welche aus dem Iran, Irak, Syrien, Polen und Rußland.
„Ich fühle mich fremd, obwohl ich hier geboren bin“, sagte eine junge Frau. Andere monierten, dass sie sich nicht mehr so sicher fühlten wie früher. „Ich traue mich abends im Dunkeln nicht mehr alleine raus“, sagte eine andere Besucherin. Weitere Besucherinnen monierten Nachteile auf dem Arbeitsmarkt mit einem türkischen Nachnamen, zu hohe Abzüge bei der Lohnsteuer und die Schwierigkeit, Arbeitskräfte zu finden. „Die Arbeitslosen sagen zu mir, dass sie lieber das Geld vom Amt nehmen“, ärgerte sich eine Selbstständige.
Weil: Staat hat in Flüchtlingskrise Fehler gemacht
„Wir möchten in Frieden miteinander leben. Alles, was wir an Integration geschaffen haben geht wieder unter, das tut weh“, sagte Filiz Aktar von der Stiftung Help. Help fördert mit zahlreichen Projekten die Integration von Frauen, Bildung und Sprache. Weil räumte ein, dass in der Flüchtlingskrise auch von staatlicher Seite Fehler gemacht worden seien. Es kamen zu schnell zu viele Flüchtlinge, was zu mehr Ängsten und Distanz gegenüber Zuwanderern geführt habe. Auch das Erstarken der AfD und des Rechtspopulismus seien die Folgen.
Ein Patentrezept, um die Sorgen der Frauen zu vertreiben, hatte Weil nicht. Er riet ihnen zur Begegnung und zu Erfahrungen mit deutschen Mitbürgern. „Die Mehrheit der Deutschen ist für eine offene Gesellschaft“, versicherte der Ministerpräsident.
Von Anke Lütjens